Gebot der Zeit.

[126] Bist du Sanguiniker, tobe dich im »Smash« aus, als Phlegmatiker wartet der Golfklub auf dich, Choleriker kühlt das Wasser, Melancholiker weckt der Lauf über Hürden und Schnur aus dem Trübsalblasen. Ein Quentchen Sport gehört zu jedem Mann. Früher tat es ein zweistündiger Spaziergang, heute ein viertelstündiger Match! Man muß nur der Herr seiner Zeit sein!


Gebot der Zeit

Selbst wenn du um sechs Uhr dich aus der überfüllten Tram herauswindest, um nach Arbeitsschluß nach Haus zu stürmen, ist immer noch ein kleines Hintertürchen offen, das dir sportliche Entspannung gewährt. Ein Kopfsprung ins Hallenbassin oder Freiluftbad verjüngt dich für den Abend; Gymnastik ist nicht an Ort und Licht gebunden; das Boxen für den Liebhaber-Sportsmann gilt vielleicht als hervorragendste Methode. Ball- und Mannschaftssports erfordern schon freie Stunden, schenken dafür köstliches Losgelöstsein. Laß die Deinen nicht zu Haus sitzen, nimm sie ins Klubhaus mit, falls sie nicht selber mittun wollen! Ihr werdet neue Freunde, neue Ideale finden und kennenlernen, Güter, die ebensoviel wert sind wie ein ausgezeichnetes Buch oder wie künstlerische Eindrücke.


Gebot der Zeit

Nie aber vergewaltige deine Umgebung durch übertriebenen Sportspleen! Stößt du auf Mißverstehen und Ablehnung, fühle dich nicht als Apostel, der Sport marschiert auch ohne dich. Der »sporting Geist« kann sich auch in einer bescheidensten Ausübung beweisen, nicht allein die universelle Kenntnis von Rekordinhabern und deren intimen Details machen einen Sportsmann.

Nicht Sport ohne Arbeit, sondern Sport und Beruf sind zwei Pole, die verbunden werden sollen![126]

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 126-127.
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