Was kostet Sport?

[127] Uneigennütziges Streben nach Vollkommenheit ist die Maxime des Sports! Hier erscheint der Unterschied zwischen dem vielbesprochenen Amateurismus und Professionalismus in der Tat gravierend – der eine kostet und der andere bringt: Geld! Das eine ist: Beruf – und das andere: Vergnügen! Die Leistungen eines Amateurs, der nebenbei noch irgendeinem Amt nachzugehen hat, werden deshalb vor der Welt mit fast größerem Interesse gewertet als die Rekorde eines Berufsspielers, bei dem man unwillkürlich Höchstleistungen voraussetzt.

Blicken wir hinter die Kulissen, wie hoch einzelne Sportarten das Budget belasten!

Am billigsten und vielleicht am gesündesten bleibt bei näherer Betrachtung die Leichtathletik.

Vereinsbeitrag 50–80 Mark pro Jahr, Ausrüstung (Trikot, Laufhofen, Nagelschuhe) insgesamt 50 Mark, Trainingstunden, Fahrtspesen 50 Mark, zusammen 150–180 Mark.

Noch geringere Sätze kann man für den Schwimmsport ansetzen.

Das Rudern verlangt nicht viel mehr Ausgaben, etwa 150 bis 200 Mark, falls man sich nicht an der Anschaffung eines Skullers beteiligt, in diesem Falle werden 500–600 Mark überstiegen.

Tennis: Klubbeitrag zwischen 75 und 150 Mark einschließlich der Gebühr für die sogenannte Spielabteilung. Bälle (Dutzend 22 Mark), Schläger (25–65 Mark), Nebenspesen (Balljungen, Trainerstunden) zusammen bei Mittelansprüchen 150–200 Mark. Gesamte Jahresausgaben 350–400 Mark, wozu Anschaffung von Kleidung kommt, 3 Panamahemden zu je 12 Mark, 3 Leinenhosen zu je 20–24 Mark, Schuhe (6 Mark) und Wollstrümpfe. Die Beteiligung an Turnieren erfordert weitere Mittel für Nennungsgeld.

Golf heißt wie das Schach das Spiel der Könige. Kostspielig ist die Ausübung nur durch die in Deutschland noch vorhandene Exklusivität im Gegensatz zu den Volksgolfplätzen Englands und Amerikas. Klubbeiträge schwanken zwischen 200 und 500 Mark, Aufnahmegebühr das Doppelte des Beitrags. Schläger (clubs),[127] Golfdreß 300–400 Mark. Unterricht erfordert 300 Mark, die Fahrten zu den entlegenen Links, Spesen für Caddies nochmals dasselbe. Alles in allem sind 1000–1500 Mark pro Jahr zu veranschlagen.

Boxen als Hometraining ist ideal zu nennen. Ein paar Unterweisungen in einer Schule für Leibesübungen für wenige Mark genügen zum Erfassen der Grundlagen, das Übrige besorgt der Punchingball, Preis etwa 80 Mark.

Motorsport auf eine Kostenformel zu bringen, ist eine Gleichung mit zwei Unbekannten; Ansprüche und Geldbeutel entscheiden. Der kleine Viersteuerpferdige für den Selbstfahrer ist erschwinglicher in der Unterhaltung, als der Laie annimmt.

Nach Kauf des Kleinwagens (3500–4000 Mark) entstehen Kosten, wie Steuer 175 Mark, Versicherungen 300 Mark, Garage, Betriebsstoffe, Bereifung 2400 Mark, Fahrschule und Zeugnisse 300 Mark, laufende Reparaturen 300 Mark, zusammen 3475 Mark gleich rund 300 Mark pro Monat.

Reiten ist und bleibt auch im Zeitalter des Achtzylinders eine noble Passion, sieht man von dem schon stark berufsmäßigen Anstrich aufweisenden Turnier- und Rennsport ab.

Eigenes Reitpferd 1200–3000 Mark, Sattelzeug 500 Mark, Anzug 350 Mark. Stallung und Pflege 300 Mark monatlich. Mietpferd etwa 20 Mark täglich, bei zweimaliger Benützung in der Woche also etwa 2000 Mark im Jahr!

Wintersport gibt es in zahlreichen Variationen, deren Kosten sehr divergieren. Für Eislauf und Rodel genügt das gleiche Dreß, Pullover und Sweater sind überall vonnöten. Schlittschuhe sollte man möglichst zum Anschrauben an Spezialschuhwerk (hohes Rindleder) wählen, Preis der Garnitur 100 Mark. Zum Skilauf gehören Bretter und Stöcke, in einfacher Ausführung ab 25 Mark, der edle Hickoryski das Vielfache, eine Windjacke für 25 Mark kann den Norwegeranzug (65–120 Mark) ersetzen. Alle weiteren Ausgaben hängen von dem Umfang des Reiseprogramms ab.

Ein Rat noch schließlich an alle, die sich Sportsleute nennen: Niemals sich für ein Gebiet des Sports entscheiden, dessen Kosten sich mit den eigenen Finanzen nicht voll und ganz in Einklang bringen lassen – die Gefahren sind zu groß!


Was kostet Sport

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 127-130.
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