Vom Charakter.

[14] Besser einen guten als einen schlechten, besser einen – als gar keinen! Jede Frau will schön sein, sie wünscht, zu gefallen. Vorsicht! – der Charakter ist ein Spiegel – und die meisten verstehen, in ihm zu lesen.

In der Tat: Die Bösartigkeit einer Frau spielt um ihren Mund, der brutale Egoismus leuchtet aus den Augen, mitleidlose Härte zeichnen die Backenknochen, wie viele grausame Händchen werden gedrückt, Kälte liegt auf mancher Haut, Unbeherrschung und Hysterie verraten Füße und Wimpern.

Hütet euch – alles kommt an den Tag – richtiger skizziert: an die Nacht.

Selbsterkenntnis – oft eine große Geschmacklosigkeit – ist ein vortrefflicher Erzieher. An Hand seiner Warnungen modelt man sich langsam um.

Ja, die vollendete Dame ist von angenehmen Eigenschaften durchdrungen; um zu bluffen, ist sie zu gescheit, um zu schauspielern, zu natürlich.

Selbst der Schlaf, der gefährlichste Verräter des Charakters, singt ihr Loblied ...


Vom Charakter

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Vom Charakter

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 14-15.
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