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[27] Noch um halb vier Uhr steht man händeringend vor dem Kleiderschrank und schwankt hin und her. Ein Jumperkleid zum Bridgetee – scheußlich, das Schwarzseidene ist zu groß, das Braune nicht in Ordnung, das Grüne zum Reinigen, das Blaue nicht gebügelt. – »Ich habe eben einfach nichts anzuziehen! Ich muß mir wieder etwas kaufen, aber ich habe kein Geld« – ist dann der immer wiederkehrende Refrain.
Alles Einteilung – auch die Kleiderfrage. Vielleicht ist der Anzug für die Zeit zwischen vier und acht Uhr am schwierigsten. Doch bei ruhiger Überlegung gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: größerer oder kleinerer Tee – zu Hause oder auswärts. Das seidene Komplet, das seidene einfache Plisséekleid, die neue Wollseidenkombination, das fesche Kostüm und über allem der Pelzmantel oder der pelzbesetzte Mantel sind immer annehmbar. Der Hut hat mit dem Kleid zu harmonieren – und sei es lediglich durch ein Band, eine Tönung oder einen Rand. Von besonderer Wichtigkeit: die Fußbekleidung. Im allgemeinen kann man die These aufstellen: zu seidigen Sachen Seiden- oder Lackschuhe – zu Woll- und Cheviotsachen Leder- und Strohgeflechte. Zu einem duftigen seidenen Jumperkleidchen wird eine helle Strandsandale mit Absatz oder ein aparter beigefarbiger Spangenschuh nichts schaden – aber die Frau von Welt trägt ziemlich streng zum Kostüm einen nicht zu hellen Halbschuh, zum Nachmittagskleid einen etwas ausgeschnittenen Spangenschuh und am Abend Pumpformat mit Spangen aus Seide oder Brokat. Regeln über Absätze sind nicht festzulegen. Am Vormittag ist der hohe Absatzschuh auf alle Fälle nicht am Platz!
Eine Frau, die von vier bis acht Uhr – »richtig« angezogen ist, braucht um die übrigen zwanzig Stunden keine Angst mehr zu haben ...[27]
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