Von Mode – Chic und Mannequin.

[32] Was ist Mode? Was ist chic?

Mode ist der sichtbare Ausdruck einer Zeit, eine Komponente von Spekulation, Geschmack und Zufall. Letzten Endes nur ein Wort, für das vergeblich eine Definition gesucht wird. Ein Wort, wie auch »chic« lediglich die Geburt einer Laune ward, denn das kam so:

In Paris lebte vor Jahren ein Schuhmacher Chiques, ein Meister seiner Zunft, dessen Schöpfungen, wahre Wunder an Eleganz, von der ganzen Stadt gekauft und begehrt waren. Bei jedem schönen Schuh pflegten die Pariserinnen zu sagen: »Ah, c'est comme Chiques

Chiques verschied eines Tages, aber sein Name lebte weiter als Bezeichnung für alle schönen Dinge, die gefielen, und so entstand: »C'est chic, c'est vraiment chic

»Chic« wurde das Attribut in Modeangelegenheiten und ebenso unlöslich mit der Mode verknüpft wie der – Mannequin!

Mannequin – Vorführdame, eigentlich viel mehr als Vorführdame, denn durch sie werden erst die Phantasieschöpfungen der Modehäuser zu wirklichem Leben erweckt, sie ist der unentbehrliche Mittler zwischen zwei Welten: der einen, die, stets Neues schaffend, zu lancieren und zu verkaufen sucht, und der anderen, die da kommt, um zu sehen, sich überzeugen zu lassen und zu kaufen.


Von Mode - Chic und Mannequin

Am Mannequin will die Dame sehen, wie die modische Linie beschaffen ist, wie man gebaut sein soll, um den neuen Kreationen zu entsprechen, wie man das Haar trägt, was der Körper betont oder unbetont lassen soll: kurzum, die Frau von Welt wünscht Illusionen, sie will sich selbst im Mannequin sehen, damit sie von ihm willig und gern den in Frage kommenden Stil akzeptieren kann.

Um das wiederum zu erreichen, wird der wahre Mannequin daher sich immer auch die große Dame als Vorbild nehmen. Wer diese Wechselwirkung richtig erkannt hat, wird sowohl dem Ideal eines Mannequins als dem einer Dame am nächsten kommen![32]


Von Mode - Chic und Mannequin

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 32-33.
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