»Durch die Praxis lernt man, nicht durch Theorie.«

[47] Jedes Jahrzehnt hat sein Schönheitsideal. Josephine Baker residiert – das Vorbild hat alles, was nicht nur das Herz begehrt – die vorbildlichste Figur, die schwärzesten Haare, den sammetweichsten Teint. Besonders letzteres – aber sie weiß auch warum, und sie verrät ihr Geheimnis, diskutiert über Schönheitsrezepte – hält folgende kosmetischen Elixiere für unerläßlich:


»Chemische Salben in kleinen Töpfen taugen nicht viel. Die Haut schuppt davon ab. – Man muß lehr viel tanzen und viel schwitzen. Nachher schläft man wie Blei. Vom Schlaf werden die Augen klar. Eine Frau soll ganz nackt schlafen. Wer sich schminkt, soll es nicht halb tun. Es muß ein, offenes Schminken' sein. Das andre ist gut für die Kranken. – Das beste Schönheitswasser ist das Regenwasser. Es hält sich sehr lange. Eine Frau, die etwas auf ihre Haut hält, soll davon einen Keller voll Flaschen haben. – Alle Tage sollen die Arme mit einer Bürste aus hartem Pferdehaar gerieben werden. Das tut den Armen wohl. – Bade mit Veilchenmilch. – Man sollte jeden Tag schwimmen können. Die Tiere auf dem festen Lande sind nie so elegant wie die Fische. – Wenn du müde bist, wasche das Gesicht mit Leinwasser. – Die besten Salben werden aus Früchten hergestellt. Ausgezeichnet: Eine Gurkenpomade. Ein paar andere Rezepte: 1. Orangensaft, Kölnisches Wasser, ein Drittel abgekochtes Wasser. 2. Bananenwasser gegen Runzeln: Fünf oder sechs Bananen, rundgeschnitten, in Alkohol einweichen. Nach sechs Tagen abgekochtes Wasser beifügen. Filtrieren. Leichte Waschung am Abend. 3. Überreife Erdbeeren um die Nase herum, auf der Stirn, am Halse zerreiben: Nach dem Trocknen entsteht eine ›Blumenhaut‹. Mit Trauben erhält man eine glatte, geschmeidige, durchsichtige Haut. Die Haut von frischen Feigen heilt überdies kleine Pusteln.«


Die Masse muß es nicht immer bringen, aber im Prinzip hat die schöne Josephine recht. Was man seinem Körper angedeihen läßt, bringt die Sonne oder der Mond irgendwann schon ans Licht. Und die einfachsten Mittel wirken oft Wunder. Orangensaft und Milch mit einem Tropfen Essig – die Hautlabe der Orientalinnen. Fettende Creme für zu trockene Haut, Kampfersalben für unreinen Teint, Zitronenabgüsse für fettiges Haar, Eigelbschaum für den Glanz des Bubikopfes, und wer zählt die Mittel, nennt die Mixturen, die geschaffen sind, aus einer Saula (Saulus) eine Paula (Paulus) zu machen ...


»Durch die Praxis lernt man, nicht durch Theorie.«

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»Durch die Praxis lernt man, nicht durch Theorie.«

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 47-48.
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