»Da ging die kluge, kleine taktvolle Lampe aus.«

[79] Immer wieder die Beleuchtungsfrage! Ebenso wesentlich bei den Mahlzeiten wie das Geschirr, das Besteck und das Gedeck. Beinahe so wichtig wie die Blumenschale. Gar zu grelles Licht verstimmt, reizt die Augen, strengt an und verärgert, allzu dunkle Schirme schläfern ein, ermatten, lenken ab. Die goldene Mittelstraße ist auch hierbei nicht ganz einfach.

Variationen aller Art werden proponiert. Im Vordergrund: der goldgelbe Seidenschein, das lachsfarbene Licht und Kerzenschimmer. Diese drei bilden ein gutes Kollegium, können nie enttäuschen.

Nicht für alle Räume, nicht für jede Gelegenheit: der indirekte Schein – die Glühbirnenreihe hinter Holztäfelungen und Wandschränken.

»De gustibus ...«, sagt der Lateiner – und wer sich in dem Spiegel sieht und kennt, weiß genau, welche Farbe, welcher Lichtton in Betracht kommt. Vergeßt nicht – die Wachslichter! Denkt an Weihnachtsstimmung und tropfender Kerzen Duft, nie erscheinen Frauengesichter schöner, als dann –

Zu viel oder zu wenig Licht – Vorsicht! Auf weiten Terrassen keine tausendkerzigen Osrams, nur Windlichter oder Sternenhimmel. Lampions zu Gartenfesten, einfarbige oder ganz bunte. Wie verlassen kommt man sich vor, wenn man in einem fremden Hotel, in lieblosem Einheitszimmer, hastig bei unbekleidetem elektrischem Licht sein Essen hinunterwürgt. Einem nicht Unbekannten ist begreiflicherweise an solch ähnlichem Abend das jetzt allbekannte Zitat entflohen:


»Und keine kleine Lampe brennt,

Und Niemand, der mich Bubi nennt,

Und hab' doch so ein Verlangen ...«
[79]

»Da ging die kluge, kleine taktvolle Lampe aus.«

[80]


»Da ging die kluge, kleine taktvolle Lampe aus.«

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 79-81.
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