Loge Nr. 7 –

[108] Der Aufzug rauscht. Galonierte Diener schlagen die Portieren beiseite, befrackte Pagen verneigen sich devot, überreichen ein Programm, öffnen die kleinen Seitentüren, das Orchester setzt ein, man versinkt in Samt und Seide, schließt die Augen, glaubt sich annähernd im Maharadschapalast in Indien und befindet sich in einem ganz gewöhnlichen – Kino, wie es fast an jeder dritten Straßenecke eines gibt.

Ja, ja, man hat schon sein zeitgemäßes »buen retiro«, in dem nichts mangelt, und das sogar nach Belieben für Ablenkung sorgt. Musikpiecen allen Genres wiegen einen wunschgemäß in die Stimmung, die man gerade bevorzugt, und der Film kann Bezug haben, wenn man will – wenn nicht, gibt es genügend andere Gesprächsstoffe.

Erfrischungen von Limonaden bis Kaugummi und von Apfelsinendrops bis Wiener Würstchen bekommt man startbereit angeboten, für das leibliche und geistige Wohl sorgt die Umgebung, so gut sie kann, und nun liegt es an einem selbst oder an der Begleitung, die Stunden im Kino zu einem Filmerlebnis im »siebenten Himmel« werden zu lassen.[108]

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 108-109.
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