Vererbungspraxis.

[153] »Wenn ich einmal heirate, muß mein Mann meine körperliche und geistige Ergänzung darstellen, damit wir fehlerlose Kinder in die Welt setzen!« (Meist unerfüllbare Sehnsucht gescheiter Frauen.)

»Wenn ich einmal Kinder habe, will ich ihren Charakter und Körper nach verschiedenen Vorbildern großzuziehen versuchen.« (Ideale der Kinderlosen.)

»Wenn meine Kinder groß sind, wird die Welt staunen. Schon heute sind sie mit Wundern ausgestattet – ohne Konkurrenz, von unglaublicher Schönheit und unübertrefflicher Intelligenz.« (Selbstlügen blinder Mütter.)


Vererbungspraxis

Gerade in diesen Fällen ist der Wunsch noch weniger Vater des Gedankens als irgendwo anders. Man hat es nicht in der Hand, – man zieht das große Los oder nicht. Je mehr man darauf achtet, sich's suggeriert und wünscht, je besser kann es ausgehen, aber es muß nicht sein.

Eine preisgekrönte »Miß Amerika«, die Vollendung an Anmut und Linie, schrieb an Bernhard Shaw einen Brief: »Von mir sagt man, ich sei die schönste Frau der Welt, und Sie hält man für den geistreichsten Mann der Erde. Wollen wir uns heiraten, um die prächtigsten Kinder unseres Zeitalters zu erzeugen?«

Wissen Sie, was Bernhard Shaw geantwortet hat: »Vielen Dank für Ihren Vorschlag, aber was geschieht, wenn die Kinder meine Schönheit und Ihren Verstand bekommen?«
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Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 153-155.
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