V. Die Gottesnatur betreffend
(März und April 1901)

[217] Meine Erlebnisse in den letzten sieben Jahren und die unzähligen Aeußerungen der göttlichen Wundergewalt, die ich dabei an mir selbst und an meiner Umgebung erfahren habe, haben mich im Laufe der Jahre sehr häufig zum Nachdenken über die Frage veranlaßt, wie man sich, wenn ich so sagen darf, die räumlichen Existenzbedingungen Gottes vorzustellen habe. Das Wichtigste ist darüber bereits in meinen Denkwürdigkeiten Kap. I mitgetheilt worden. Die Annahme einer besonderen Ormuzdsonne, von der ich früher (Kap. VII Seite 64) ausgegangen bin, habe ich nach dem im vorigen Abschnitte darüber Bemerkten neuerdings aufgegeben. Dagegen möchte ich die Vorstellung, daß die luft- und wärmespendende Kraft unserer Sonne und aller übrigen Fixsterne nicht eigentlich eine ihnen selbst innewohnende, sondern in irgendwelcher Weise von Gott abgeleitete sei, wenigstens als Hypothese aufrechterhalten. Die Analogie der Planeten würde dabei, wie schon erwähnt, nur mit großer Vorsicht herangezogen werden dürfen. Denn soviel steht nun einmal unzweifelhaft für mich fest, daß Gott durch Vermittelung der Sonne mit mir spricht und ebenso durch Vermittelung derselben schafft oder wundert. Die Gesammtmasse der göttlichen Nerven oder Strahlen könnte man sich als eine nur auf einzelne Punkte des Himmelsraumes verstreute oder – selbstverständlich noch weit entfernter, als die äußersten mit unseren schärfsten Fernröhren noch wahrnehmbaren Himmelskörper – den ganzen Raum erfüllend vorstellen. Mir will die letztere Annahme als die wahrscheinlichere dünken; sie scheint mir fast ein Postulat sowohl der Ewigkeit, als der gewaltigen Kraftentfaltung zu sein, die auf so ungeheuere Entfernungen in Ansehung der schaffenden Thätigkeit im Allgemeinen und – unter den jetzt eingetretenen weltordnungswidrigen Verhältnissen – der wundermäßigen Einwirkung auf einzelne lebende Wesen immer noch stattfindet. Diese wundermäßige Einwirkung selbst ist für mich nach tausendfältigen Erfahrungen eine absolut sichere Thatsache, an deren Wahrheit nicht der leiseste Zweifel möglich ist; im Uebrigen kann es sich bei dem vorstehend Bemerkten natürlich nur um hingeworfene Gedanken handeln, denen ich selbst nur den Werth eine Hypothese beimesse und die ich daher nur deshalb zu Papier bringe, um künftigen Geschlechtern den Stoff zu weiterem Nachdenken zu geben.

Meine früher entwickelten Vorstellungen von der Unfähigkeit Gottes,[218] in dem mir gegenüber durch aus schließlich bei einem einzigen Menschen genommenen Nervenanhang entstandenen weltordnungswidrigen Verhältnisse, den lebenden Menschen als Organismus richtig zu beurtheilen (Kap. V. Kap. XIII und Kap. XX der Denkwürdigkeiten) habe ich im Wesentlichen aufrecht zu erhalten. Meine seitdem gemachten Erfahrungen haben das dort Gesagte nur bestätigt. Namentlich bleibt es dabei, daß Gott, der unter normalen Verhältnissen nur einen Verkehr mit Seelen und – zum Zwecke der Heraufziehung ihrer Nerven – mit Leichen unterhielt, mich unter gänzlicher Verkennung der aus dem Vorhandensein eines lebenden Körpers sich ergebenden Bedürfnisse wie eine Seele oder unter Umständen wie eine Leiche behandeln, mir die ganze Denk- und Empfindungsweise der Seelen, deren Sprache u.s.w. aufnöthigen zu können glaubt, beständiges Genießen oder beständiges Denken von mir verlangt usw. usw.

Darauf beruhen die zahllosen Mißverständnisse, die ich auf Seiten Gottes voraussetzen muß, daraus sind die nahezu unerträglichen geistigen Martern entstanden, die ich Jahre hindurch zu ertragen gehabt habe. Solange Gott durch meine Vermittelung (Theilnahme an meinen Augeneindrücken) Etwas sieht, solange die in meinem Körper vorhandene Seelenwollust ein Genießen ermöglicht, oder solange meine Denktätigkeit in Worten formulierte Gedanken zu Tage fördert, auf solange ist Gott gewissermaßen befriedigt, auf solange tritt die Neigung sich von mir zurückzuziehen, entweder gar nicht oder doch nur in demjenigen Mindermaße hervor, das, wie ich annehmen muß, durch die vor Jahren einmal getroffenen, weltordnungswidrigen Einrichtungen (Anbinden an Erden u.s.w.) in periodischer Wiederkehr bedingt ist. Beständiges Genießen oder beständiges Denken ist nun aber wieder für den Menschen nicht möglich. Sobald ich mich daher dem Nichtsdenken hingebe, ohne gleichzeitig eine Pflege der Wollust in dem früher bezeichneten Sinne eintreten zu lassen, ist der Rückzug der Strahlen mit den für mich mehr oder weniger unangenehmen Begleiterscheinungen (Schmerzempfindungen, Brüllzustände und dazu irgendwelcher Lärm in meiner Nähe) sofort wieder da. Regelmäßig werden mir dabei auch die Augen durch Wunder geschlossen, um mich der Augeneindrücke zu berauben, da sonst diese auf die Strahlen ihre anziehende Wirkung behaupten würden.

Die Wiederannäherung erfolgt jetzt in Folge der stetigen Zunahme der Seelenwollust, an der alle »inneren Stimmen« zu Grunde gehen, in immer mehr und mehr sich verkürzenden Zwischenräumen. Nach Verschiedenheit der außerhalb eingerichteten »Systeme« handelt es sich oft um wenige Minuten. Es treten dann eben Wollustzustände ein, die beim Liegen im Bett zum Schlafe führen müßten; allein eine dem Bedürfnisse der menschlichen Natur entsprechende Dauer des Schlafs ist damit keineswegs immer gewährleistet; es kommen auch jetzt noch Nächte vor, wo ich nach kurzer Dauer des Schlafs erwache und Brüllzuständen ausgesetzt bin. Halten diese eine längere Weile an, ohne zum[219] Wiedereinschlafen zu führen, so lege ich mir natürlich die Frage vor, ob es nicht besser sei, das Bett zu verlassen und irgend eine Beschäftigung zu treiben, nach Befinden selbst eine Cigarre zu rauchen. Maßgebend muß für mich dabei natürlich immer die Zeit sein, in der man lebt. Mitten in der Nacht oder bei strenger Kälte entschließe ich mich höchst ungern zum Verlassen des Bettes; ist der Tagesanbruch bereits nahegerückt und glaube ich für die betreffende Nacht wenigstens nothdürftig ausreichenden Schlaf gehabt zu haben, so ist das Aufstehen für mich durchaus kein erhebliches Opfer; ich befinde mich dann außerhalb des Bettes in der Regel sehr wohl; natürlich habe ich aber, wenn ich einmal aufgestanden bin, damit bis zu einer etwaigen Rückkehr in das Bett auf Schlaf verzichtet. Das Aufstehen selbst kann nur unter akuten, zuweilen noch recht heftigen Schmerzen bewerkstelligt werden; vor Weihnachten waren dieselben eine Zeit lang so intensiv (von hexenschußartiger Beschaffenheit), daß ich das Aufrichten im Bett und das Aufstehen nur mit Hülfe eines Pflegers bewerkstelligen konnte, der damals auf mein Ersuchen einige Nächte im Nebenzimmer schlief.1[220]

Hochinteressant ist für mich die Frage, ob Gott dadurch, daß er zu mir in ausschließlichen Nervenanhang getreten ist und ich demzufolge der einzige Mensch geworden bin, der sein ganzes Interesse in Anspruch nimmt, auch das Seh- und Wahrnehmungsvermögen nur noch in Ansehung meiner Person und Desjenigen, was in meiner unmittelbaren Nähe vorgeht, behauptet hat. Ich wage diese Frage noch nicht zu beantworten; wohl möglich ist es aber, daß die Erfahrungen, die ich in Zukunft noch machen werde, mir zuverlässige Anhaltspunkte für eine Bejahung oder Verneinung dieser Frage gewähren. Die Licht- und Wärmeausstrahlung der Sonne theilt sich unzweifelhaft nach wie vor der ganzen Erde mit; für keineswegs ausgeschlossen möchte ich es aber halten, daß das damit verbundene Sehvermögen zufolge der den Strahlen, d.h. der Gesammtmasse der Nerven Gottes ausschließlich nach meiner Person gegebenen Richtung eben auf Dasjenige, was mit mir und in meiner unmittelbaren Nähe geschieht sich beschränkt, – ähnlich etwa wie von der auswärtigen Politik der Franzosen noch lange Jahre nach dem siebziger Kriege gesagt zu werden pflegte, daß sie gleichsam hypnotisch nur nach dem Loche in den Vogesen hinstarre. Die Sonne ist eben nicht selbst ein lebendes oder sehendes Wesen, sondern das von ihr ausgehende Licht ist oder war nur das Mittel, vermöge dessen Gott die Füglichkeit der Wahrnehmung alles Desjenigen, was sich auf der Erde ereignete, erlangte. Gewundert wird jedenfalls nur an meiner Person und in meiner unmittelbaren Nähe. Hiervon habe ich gerade in den letzten Tagen wieder einige eklatante Beweise erhalten, die an dieser Stelle anzuführen sich nach meinem Dafürhalten der Mühe verlohnt. Der 16. März – ich glaube mich im Datum nicht zu irren – war der erste Tag in diesem Jahre, an dem bei heller Sonnenbeleuchtung eine eigentlich frühlingsmäßige Temperatur herrschte. Ich ging am Vormittag in den Garten, wo ich jetzt in der Regel nur eine halbe bis dreiviertel Stunde verweile, da der Aufenthalt im Garten – außer soweit ich Gelegenheit zu lauter Unterhaltung habe, woran es bei der fast nur aus Verrückten bestehenden Umgebung nahezu gänzlich mangelt – sich meist zu einem beinahe unausgesetzten Brüllen gestaltet. Die vorhergehende Nacht war sehr mangelhaft gewesen, sodaß ich stark ermüdet war. Ich setzte mich demzufolge auf eine Bank, wo ich[221] – wie jetzt in beschäftigungslosen Zeiten in der Regel – zur Betäubung der eingehenden Stimmen anhaltend (in der Nervensprache) 1, 2, 3, 4 zählte. Die Augen wurden mir durch Wunder geschlossen, und es trat darauf nach kurzer Zeit Schlafanwandlung ein. Nunmehr erschien – und dieser Vorgang wiederholte sich in der kurzen, etwa halbstündigen Dauer des Gartenaufenthaltes nach inzwischen erfolgtem Aufstehen auf verschiedenen Bänken dreimal hintereinander – jedesmal eine Wespe unmittelbar vor meinem Gesichte, um mich, wenn ich gerade im Einschlafen war, aus dem Schlafe aufzuscheuchen. Ich glaube behaupten zu dürfen, daß es die einzigen Wespen waren, die an dem betreffenden Tage überhaupt erschienen, denn bei den Umgängen zwischen den Sitzpausen habe ich Nichts von Wespen bemerkt. Die Wespen waren diesmal, wie ich aus für mich unzweifelhaften Gründen, die hier darzulegen zu weit führen würde, anzunehmen habe, ein Wunder des oberen Gottes (Ormuzd); noch im vorigen Jahre wurden dieselben von dem niederen Gotte (Ariman) gewundert; die Wunder des oberen Gottes hatten damals einen noch erheblich feindseligeren Charakter (Aufhetzung von Verrückten u.s.w.). Am Nachmittag des folgenden Tages wurden, während ich bei einem Ausgang nach der benachbarten Ortschaft Ebenheit in dem Garten des dortigen Gasthofs saß, in entsprechender Weise wiederholt einzelne spielende Mücken vor meinem Gesichte gewundert und auch diesmal nur in meiner unmittelbaren Nähe.

Am heutigen Vormittage (19. März), wo ähnliche Witterungsverhältnisse wie am 16. März herrschten, hatte ich mir vorgenommen, beim Spaziergang im Garten das Wespenwunder gewissermaßen zu provozieren. Ich setzte mich auf eine Bank, worauf alsbald die gewohnten Erscheinungen: Schließen der Augen und Brüllwunder eintraten und ich meinerseits, um das Weitere abzuwarten, im Stillen zählte. Nunmehr aber wurde die »Störung« in anderer Weise geübt: während ich ruhig auf der Bank saß und nur ab und zu den gewunderten Brülllaut ausstieß, hatte sich mir ein Patient genähert, den ich vorher nicht hatte bemerken können, da mir natürlich die Augen wieder durch Wunder geschlossen worden waren, und versetzte mir ohne jede Veranlassung meinerseits einen ziemlich heftigen Stoß gegen meinen Arm, sodaß ich natürlich aufstand und die Ungezogenheit mit ein Paar lauten Worten zurückwies. Der betreffende Patient war mir vorher völlig unbekannt gewesen, seinen Namen habe ich durch alsbaldige Befragung eines Pflegers als G. ermittelt. Der kleine, an sich sehr unbedeutende Vorgang mag zugleich als Beweis für die enormen Anforderungen gelten, die jahrelang während des Aufenthalts im Anstaltsgarten an meinen Takt und meine Mäßigung gestellt worden sind, da wie bereits früher (Kap. XX) der Denkwürdigkeiten erwähnt, derartige wörtliche und thätliche Angriffe auf mich früher sehr häufig waren und der tiefere Grund, die Strahleneinwirkung, immer derselbe war.

An verschiedenen Stellen habe ich der »Hauptgedankenlosigkeit« der Strahlen oder des Umstands, daß die Strahlen der Gedanken entbehren,[222] Erwähnung gethan. Die betreffende Vorstellung ist nicht spontan in mir entstanden, sondern beruht auf Aeußerungen, die ich von den Stimmen selbst empfangen habe und noch empfange; auch jetzt noch höre ich fast aller zwei Minuten nach Abhaspelung der übrigen abgeschmackten Phrasen die Redensart: »Fehlt uns nun der Hauptgedanke.« Irgend etwas Reales muß dieser Redensart jedenfalls zu Grunde liegen und ich halte es daher der Mühe werth, die Sachbewandtniß, die es damit haben mag, mit einigen Worten zu erörtern. Die Hauptgedankenlosigkeit der Strahlen ist keinesfalls in dem Sinne zu verstehen, daß Gott selbst seine ursprüngliche Weisheit verloren oder auch nur irgendwelche Einbuße daran erlitten habe; wäre dies der Fall, so könnte er offenbar auch nicht mehr die Fähigkeit haben, in den Nerven der Menschen, welche meine Umgebung bilden, irgendwelche Entschließungen anzuregen, irgendwelche Aeußerungen, die ihrem Bildungsschatze entsprechen, durch Wunder zu veranlassen u.s.w., er könnte nicht mehr, was doch Alles thatsächlich auch jetzt noch andauernd geschieht, die Blickrichtungswunder üben, Examinationsversuche mit mir anstellen (vgl. Kap. XVIII der Denkwürdigkeiten) u.s.w. u.s.w.

Ich glaube daher annehmen zu dürfen, daß diejenige Weisheit, die Gott von vornherein eigen war, in demselben Maße (und nach Befinden in Ansehung des lebenden Menschen mit derselben Begrenzung) der Gesammtmasse der Strahlen, soweit sie sich als ruhende Masse darstellt, auch jetzt noch innewohnt und die mit dem Worte »Hauptgedankenlosigkeit« zu verbindende Vorstellung sich nur auf die Strahlen in dem durch die Anziehungskraft meiner Nerven entstandenen weltordnungswidrigen Bewegungsverhältnisse gegenüber einem einzelnen Menschen sich bezieht. In dieser Hinsicht habe ich daran zu erinnern, daß ich mit den göttlichen Strahlen oder Nerven niemals ausschließlich unmittelbaren Verkehr gehabt habe, sondern daß sich stets zwischen Gott und mir sogenannte Mittelinstanzen befunden haben, deren Einwirkung jeweilig erst eliminirt sein mußte, ehe die reinen Gottesstrahlen zu mir gelangen konnten. Es waren dies, und sind es theilweise auch noch jetzt, die »geprüften Seelen«, deren Zahl früher eine sehr große war (vergl. Kap. VIII und Kap. XIV der Denkwürdigkeiten) und derjenige Rest der ehemaligen »Vorhöfe des Himmels«, der zur Verlangsamung der Anziehung aufgespart worden war und der, wie ich anzunehmen habe, mit gewissen Nerven der Vögel identisch ist, die seitdem als »sprechende Vögel« unausgesetzt mit mir reden.

Alle diese Mittelinstanzen, also der noch vorhandene Rest der geprüften Seele des Professor Flechsig und die in den Vogelleibern steckenden Ueberbleibsel der »Vorhöfe des Himmels« haben ihre frühere, der menschlichen entsprechende oder dieselbe vielleicht noch überragende Intelligenz vollkommen eingebüßt; sie sind völlig gedankenlos geworden. Die betreffende Entwickelung mag in einen gewissen Vergleich mit demjenigen gebracht werden, was man im menschlichen Leben »das Vergessen« nennt. Auch der Mensch vermag nicht alle Eindrücke, die er[223] im Leben empfängt, auf die Dauer in seinem Gedächtnisse aufzubewahren; viele Eindrücke, namentlich unwichtigere, gehen rasch verloren. Ein entsprechendes Verhältniß scheint in noch ungleich stärkerem Grade in Ansehung solcher Seelen stattzufinden oder stattgefunden zu haben, die anstatt, wie es die weltordnungsmäßige Bestimmung der Seelen verstorbener Menschen gewesen wäre, Gott eingefügt zu werden und damit – nur unter allmäligem Verluste gewisser persönlicher Erinnerungen – der göttlichen Intelligenz mitheilhaftig werden, als Einzelseelen sozusagen ohne Zusammenhang mit Gott herumflatterten, – ein Vorgang, der eben in der Weltordnung gar nicht vorgesehen, sondern nur durch die weltordnungswidrige Gestaltung der zwischen Gott und mir entstandenen Beziehungen veranlaßt worden war. Alle diese, vielleicht je nur auf einen einzigen oder einige wenige Nerven zusammen geschmolzenen Einzelseelen haben die Denkfähigkeit völlig verloren und, wie es scheint, nur ein gewisses Empfindungsvermögen bewahrt, das ihnen die Theilnahme an der von ihnen zu gewissen Zeiten in meinem Körper angetroffenen Seelenwollust als angenehm oder als einen Genuß erscheinen läßt. Auch die selbstständige Fähigkeit der Sprache ist ihnen damit verloren gegangen, mit der alleinigen Maßgabe, daß die Vögel, wie schon erwähnt, in den Augenblicken (Gesichtern) der Theilnahme an der Seelenwollust meines Körpers noch der Worte »Verfluchter Kerl« oder »Ei verflucht einigermaßen« fähig sind – ein Umstand, der mir zugleich unwiderleglich beweist, daß es sich um Reste von Seelen handelt, die früher die Grundsprache sprachen.

Die Echtheit der Empfindung beim Gebrauch der angegebenen Worte im Gegensatz zu den ihren Nerven nur »eingebläuten« Phrasen, die sie sonst sprechen (vergl. Kap. XV der Denkwürdigkeiten Anmerkung 92) wird für mich in völlig zweifelloser Weise erkennbar durch die Verschiedenheit einestheils der Wirkung – ächte Stimmen fügen mir weder Schmerzempfindungen, noch sonstige Schäden zu, sondern tragen zur Erhöhung der Seelenwollust bei – anderntheils des Klangs und namentlich des Tempos, mit welchem gesprochen wird. Die ächten Worte ertönen überaus rasch mit der allen Nerven eigenthümlichen Geschwindigkeit und stechen von den blos eingebläuten Phrasen immer auffälliger ab, je mehr das Tempo der letzteren verlangsamt worden ist. Etwas sprechen müssen nun aber auch diese an sich gedankenlosen Nerven, um ihre Annäherung zu verlangsamen. Da es ihnen selbst an Gedanken fehlt und auch an denjenigen Stellen (Weltkörpern, »Erden«), von denen aus ihre Beladung mit Leichengift erfolgt, denkfähige Wesen nicht vorhanden sind – mag man sich nun diese zugleich das Aufschreiben besorgenden Wesen als menschenähnliche Gestalten nach Art der »flüchtig hingemachten Männer« oder wie sonst immer vorstellen, – so kann die an sich ruhende Gesammtmasse der göttlichen Strahlen bei jedesmaliger Annäherung ihnen nur dasjenige zum Sprechen mitgeben oder einbläuen, was man bei mir als unentwickelte Gedanken liest (in der Regel unter Fälschung in das Gegentheil), oder was man über[224] die Wunder zu sagen weiß, die jeweilig an mir geübt werden, oder man muß auf das früher erwähnte Aufschreibematerial zurückgreifen (im Wesentlichen meine eigenen früheren Gedanken), oder endlich man kann, wenn das Uebrige abgehaspelt ist und man bei mir nur das Nichtsdenken antrifft, nur zu der letzten Phrase seine Hülfe nehmen »Fehlt uns nun der Hauptgedanke«, worauf sich dann weiter wieder anschließt »Warum sagen Sie's nicht« scil. »laut« usw. usw. Dies ist die ungefähre Vorstellung, die ich mir von der in tausendfältiger Wiederholung erwähnten »Hauptgedankenlosigkeit« der Strahlen gebildet habe; natürlich kann es sich dabei nur um Vermuthungen handeln, da dem Menschen hier, wie bei allen anderen übersinnlichen Verhältnissen, die volle Einsicht in den wahren Sachverhalt verschlossen ist; wenigstens annähernd glaube ich aber mit dem vorstehend Entwickelten das Richtige getroffen zu haben.

Daß Gott selbst oder, um daneben den anderen wahrscheinlich auf ganz dasselbe hinauskommenden Ausdruck zu gebrauchen, die Gesammtmasse der ruhenden Strahlen sich eine höhere Intelligenz, ja voraussetzlich eine aller menschlichen Intelligenz unendlich überlegene Weisheit bewahrt hat, dafür fehlt es mir auch sonst nicht an gewissen Anhaltspunkten. Namentlich kommt hierbei eine Anzahl der nicht ächten, sondern nur zum »Auswendiglernen« oder »Einbläuen« verwendeten Redensarten des niederen Gottes (Ariman) in Betracht, die zum Theil schon früher erwähnt sind (Kap. XIII und Kap. XXI der Denkwürdigkeiten) und auf die ich in dem gegenwärtigen Zusammenhange noch einmal zurückkomme (»Hoffen doch, daß die Wollust einen Grad erreicht«; »die dauernden Erfolge sind auf Seiten des Menschen«; »aller Unsinn hebt sich auf«; »regen Sie sich nur geschlechtlich auf«; »die Wollust ist gottesfürchtig geworden« usw. usw.2 Ich muß gestehen, daß ich die darin liegenden Wahrheiten zum Theil selbst erst nach Jahren als solche erkannt habe, während ich mich anfangs wenigstens gegen einige derselben sehr skeptisch verhielt. Hierher gehört u.A. die von dem niederen Gotte vor Jahren (bereits etwa 1894 oder 1895) gleichsam als Direktive für mein Verhalten in häufiger Wiederholung ausgegebene Redensart »Meinetwegen muß die Losung sein«. Es sollte damit ausgedrückt werden, daß ich mich aller und jeder Sorge für die Zukunft entschlagen und – wohl im Vertrauen auf die Ewigkeit – die Gestaltung meiner persönlichen Schicksale ruhig der von selbst eintretenden Entwickelung der Dinge überlassen solle. Damals vermochte ich den Rath, daß ich mich über Alles, was mit mir geschehe, mit einem gleichgiltigen »Meinetwegen« hinwegsetzen solle, noch nicht als sachgemäß anerkennen[225] und ich muß hinzufügen, daß dies damals vom menschlichen Standpunkte aus betrachtet auch natürlich war.

In jener Zeit waren die Gefahren, von denen ich durch Wunder stündlich an Geist und Körper bedroht war, noch zu furchtbar und die Schäden, die an meinem Körper angerichtet wurden, zu entsetzlich (vergl. Kap. XI der Denkwürigkeiten), als daß ich mich zu dem Gefühle absoluter Gleichgiltigkeit gegen dasjenige, was einmal künftig aus mir werden solle, hätte aufschwingen können. Die Sorge für die Zukunft liegt dem Menschen, zumal in gefährlicher Lebenslage, einmal im Blute. Mit der Zeit hat mich aber allerdings die Gewöhnung und die sichere Erkenntniß des Hauptpunktes, daß ich keinesfalls für meinen Verstand etwas zu fürchten habe, dazu geführt, mir die mit der Losung »Meinetwegen« ausgedrückte Anschauung in Betreff der Frage nach der Zukunft nahezu vollständig anzueignen. Ich habe zwar zuweilen auch jetzt noch recht widerwärtige Zeiten durchzumachen; es kommen auch jetzt noch einzelne Tage und Nächte vor, in denen es in Folge der Brüllzustände, der durch das Stimmengeschwätz entstehenden geistigen Foltern und der sich hin und wieder dazu gesellenden körperlichen Schmerzen, ich darf wohl sagen, kaum auszuhalten ist. Allein diese Rückschläge sind stets nur von kurzer Dauer; sie beruhen regelmäßig darauf, daß man gegenüber der abermals wahrnehmbar gewordenen Steigerung der Seelenwollust meines Körpers zu weiterer Verschärfung der mir gegenüber angewendeten »Systeme« in Betreff der Vertheilung der mit mir redenden Stimmen oder Strahlenfäden, in Betreff der Einrichtung des Stimmengeredes usw. verschritten ist, immer mit dem Zwecke, eine Verlangsamung der Anziehung herbeizuführen, eine Entfernung in größere Weiten zu ermöglichen und womöglich eine Vereinigung aller Strahlen, die zur Wollust und zum Schlafe führen muß, zu verhindern. Allein dieser Zweck wird niemals auf eine nennenswerthe Dauer wirklich erreicht; bald hat das Wachsthum der Seelenwollust auch diese neue Verschärfung überwunden und es treten dann meist eine Zeit lang nur um so angenehmere körperliche und geistige Zustände für mich ein. Aehnliches wie in Betreff der Losung »Meinetwegen« habe ich auch in Betreff des anderen Satzes »Aller Unsinn hebt sich auf« zu sagen. Damals, als ich diesen Satz noch von den Stimmen hörte – vor einer langen Reihe von Jahren, jetzt höre ich denselben schon längst nicht mehr – konnte ich mich von der Richtigkeit desselben noch nicht ohne Weiteres überzeugt halten. Ich erinnerte mich, daß der Unsinn sowohl in der Geschichte einzelner Menschen, als ganzer Völker zuweilen eine recht geraume Zeit seine Herrschaft behauptet und dabei zuweilen zu Katastrophen geführt hat, die in der Folgezeit durchaus nicht immer wieder ausgeglichen werden konnten. In Ansehung meiner hat mich aber die Erfahrung mehrerer Jahre doch dazu geführt, mich zu der Richtigkeit des Satzes zu bekehren; ein Mensch, der wie ich in gewissem Sinne von sich sagen darf, daß ihm die Ewigkeit dienstbar sei, kann allerdings allen Unsinn ruhig über sich ergehen lassen in der sicheren[226] Annahme, daß schließlich doch einmal ein Zeitpunkt kommen müsse, wo der Unsinn sich ausgetobt haben werde und von selbst wieder vernunftgemäße Zustände ein treten.

Ich habe bei den vorstehend besprochenen Redensarten etwas länger verweilt, weil sie für mich von großem Werth waren als Beweise dafür, daß die überlegene göttliche Weisheit in diesen (wie in vielen ähnlichen) Punkten schon vor Jahren gewisse Wahrheiten erkannt hatte, die mir erst sehr viel später einleuchtend geworden sind. Unendlich schwierig bleibt für mich die Frage, wie ich diese überlegene Weisheit mit der in anderen Beziehungen wieder hervortretenden Unkenntniß mit der, wie der Erfolg lehrt, durchaus verkehrten Einrichtung der mir gegenüber erfolgten Gesammtpolitik usw. in Einklang bringen soll.3 Diese Frage beschäftigt mein Nachdenken seit Jahren fast unausgesetzt, gleichwohl habe ich mir zu sagen, daß ich zu einer vollständigen Lösung wohl niemals gelangen werde, sondern daß dieselbe etwas Räthselhaftes wohl immer für mich behalten wird. Denn daran muß ich nun einmal festhalten, daß in dem weltordnungswidrigen Verhältnisse, das zwischen Gott und mir entstanden ist, Gott den lebenden Menschen nicht kennt. Er muß es mindestens früher für möglich gehalten haben, mir den Verstand zu zerstören oder mich blödsinnig zu machen; er mag dabei von der Vorstellung ausgegangen sein, daß er es mit einem ohnedies schon nahezu blödsinnigen, vielleicht auch sittlich unwürdigen Menschen zu thun habe, und er mag mit dieser Vorstellung zugleich, ich möchte sagen, die Gewissensbedenken beschwichtigt haben, die sonst der mir gegenüber verfolgten Politik eigentlich hätten entgegenstehen müssen. Diese Unkenntniß meiner geistigen und sittlichen Verfassung hat sich in früheren Jahren wahrscheinlich jeweilig auf längere Zeit behaupten können, als die Zurückziehung und Wiederannäherung immer nur in größeren Zwischenräumen erfolgte.

Jetzt ist in Folge der rapiden Zunahme der Seelenwollust die Periodizität eine sehr viel kürzere geworden; die Unkenntniß weicht daher vermuthlich immer sehr bald der besseren Einsicht. Gleichwohl besteht aber nun einmal die für Seelen, wie es scheint, unbezwingliche Neigung, sich zurückzuziehen, sobald ein den weltordnungsmäßigen Daseinsbedingungen der Seelen (der Seligkeit) entsprechendes Genießen an meinem Körper auch nur in einem einzigen Augenblick nicht möglich ist oder man ist durch die früher nun einmal getroffenen weltordnungswidrigen Einrichtungen gezwungen, sich zurückzuziehen, obwohl man sich eigentlich sagen könnte, daß die Zurückziehung keinen Erfolg von irgendwelcher nennenswerthen Dauer verspricht, sondern alsbald wieder eine Annäherung erfolgen muß, bei der die Strahlen unter »Hülfe«-rufen, also in Angstzuständen, zu mir heruntergeschleudert werden.[227]

Diese Erscheinung läßt sich eben nur aus dem vom menschlichen durchaus verschiedenen Charakter der Seelen erklären. Männliche Todesverachtung, wie sie in gewissen Lebenslagen vom Menschen, etwa im Kriege vom Soldaten und namentlich vom Offizier erwartet wird, ist nun einmal den Seelen ihrer Natur nach nicht gegeben. Sie gleichen insoweit kleinen Kindern, die auf ihre Naschwaare – die Seelenwollust – nicht einen Augenblick verzichten können oder wollen; wenigstens scheint dies in Betreff derjenigen Strahlen zu gelten, von denen als den jedesmal zunächst Betheiligten die Entschließung über einen Rückzug abhängt. Daraus ergiebt sich, daß Gott fast in Allem, was mir gegenüber geschieht, nachdem die Wunder ihre frühere furchtbare Wirkung zum größten Theile eingebüßt haben, mir überwiegend lächerlich oder kindisch erscheint. Daraus folgt für mein Verhalten, daß ich häufig durch die Nothwehr gezwungen bin, nach Befinden auch in lauten Worten den »Gottesspötter« zu spielen; ich muß dies zuweilen thun, um der entfernten Stelle, die mich mit den Brüllzuständen, dem unsinnigen Stimmengeschwätz usw. manchmal in nahezu unerträglicher Weise quält, zum Bewußtsein zu bringen, daß man es keineswegs mit einem blödsinnigen, sondern mit einem die ganze Situation vollkommen beherrschenden Menschen zu thun habe. Auf das Allerentschiedenste habe ich aber auch hier wieder zu betonen, daß es sich dabei nur um eine Episode handelt, die, wie ich hoffe, spätestens mit meinem Ableben ihre Endschaft erreichen wird, daß daher das Recht, Gottes zu spotten, nur mir, nicht aber anderen Menschen zusteht. Für andere Menschen bleibt Gott der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erde, der Urgrund aller Dinge und das Heil ihrer Zukunft, dem – mögen auch einzelne der herkömmlichen religiösen Vorstellungen einer Berichtigung bedürfen – Anbetung und höchste Verehrung gebührt.

1

Zusatz vom Juni 1901. Zu der Zeit, wo ich diese Zeilen hinzufüge, sind die Erscheinungen wieder andere; unmittelbar nach dem Verlassen des Bettes treten Lähmungserscheinungen im Oberkörper (Schulterblatt usw. und in den Oberschenkeln ein, die zwar nicht besonders schmerzhaft, aber doch so intensiv sind, daß ich zunächst völlig kontrakt bin und kaum aufrecht gehen kann. Diese Erscheinungen sind jedoch wie alles, was auf Wundern beruht, ganz vorübergehend; in der Regel habe ich bereits nach wenigen Schritten die gewöhnliche Gangart wiedererlangt und bin sodann am Tage sogar zu ganz ansehnlichen Marschleistungen befähigt, wie ich denn in der letzten Zeit wiederholt Ausflüge mit Besteigung des Porsbergs, des Bärensteins usw. unternommen habe. Ich kann nur lebhaft bedauern, daß alle diese Vorgänge nicht zum Gegenstande eingehender wissenschaftlicher Beobachtung gemacht werden; wer mich früh aufstehen sähe, würde es gewiß unbegreiflich finden, daß derselbe Mensch im Laufe des Tages jeder körperlichen Anstrengung sich gewachsen zeigt. Gleichwohl verstehe ich es, daß die Aerzte, die ich wiederholt schriftlich eingeladen habe, Beobachtungen in Betreff der an meinem Bette sich abspielenden Vor gänge zu machen, sich nicht veranlaßt gesehen haben, der Sache näher zu treten. Denn was sollten sie denn schließlich machen, wenn sie sich dem Eindruck nicht entziehen könnten, daß irgend etwas Wunderbares, mit der gewöhnlichen menschlichen Erfahrung nicht Vereinbares mit mir vorgehe? Wollten sie auch nur die Möglichkeit einräumen, daß es sich um Wunder handele, so würden sie vielleicht fürchten müssen, sich vor Fachgenossen, vor einer religionslosen Presse und der gesammten, dem Wunderglauben wenig günstigen Richtung unserer Zeit lächerlich zu machen. Außerdem werden sie vermuthlich gegenüber Dingen, die ihnen unerklärlich vorkommen müssen, eine gewisse Scheu empfinden; eine Verpflichtung zu näherer Untersuchung liegt ihnen also um so weniger ob, als sie sich sagen dürfen, daß, wenn wirklich Wunder in Frage sein sollten, die ärztliche Wissenschaft weder berufen, noch befähigt sein würde, den Zusammenhang der Erscheinungen aufzuklären.

Recht merkwürdige Dinge sind auch mit mir vorgegangen, als ich seit Beginn dieses Monats angefangen habe, in der Elbe zu baden, zunächst im Bassin für Nichtschwimmer, dann auch am gestrigen Tage (21. 6.) zum ersten Male in der nur für geübte Schwimmer zugänglichen freien Elbe. Beim Baden im Bassin traten einige Male – immer rasch vorübergehend – ziemlich energische Lähmungserscheinungen ein; ich fürchte dieselben jedoch nicht, da dieselben immer nur einzelne Extremitäten betreffen und ich ein so geübter Schwimmer bin, daß ich nöthigenfalls, zumal auf dem Rücken schwimmend, einen Arm oder ein Bein oder auch beide vorübergehend entbehren kann und zudem die Lähmungen den Gebrauch der betreffenden Gliedmaßen zwar etwas erschweren, niemals aber vollständig aufheben. Bei dem gestrigen Baden in der freien Elbe war namentlich eine übermäßige Beschleunigung des Athems durch Wunder, sowie während ich auf einer im Wasser schwimmenden Walze saß, ein durch Wunder angeregtes Zittern des ganzen Körpers bemerkbar, die Lähmungserscheinungen traten dagegen wenig hervor, waren aber bei einigen späteren Bädern in der freien Elbe wieder stark bemerkbar. Alle diese Dinge sind eben einem stetigen Wandel unterworfen und werden sich voraussetzlich in Zukunft immer mehr und mehr abschwächen. Ich weiß dabei ganz genau, was ich meiner Leistungsfähigkeit zutrauen darf und fürchte mich deshalb auch nicht ungeachtet aller dieser Erscheinungen im tiefen Wasser zu baden; man wird sich aber vorstellen können, daß immerhin eigenthümliche Gefühle in einem Menschen entstehen müssen, der beim Schwimmen in tiefem Wasser jeden Augenblick darauf gefaßt sein muß, daß irgend ein seine körperliche Beweglichkeit erschwerendes Wunder geübt wird.

2

Jetzt werden übrigens diese Redensarten von den Stimmen längst nicht mehr gebraucht, da sie sämmtlich bei beständiger Wiederholung auf Formen des Nichtsdenkungsgedankens hinauskommen und daher dem Zwecke einer Verlangsamung der Anziehung nicht mehr dienen könnten; ich habe sie aber alle in meinem Gedächtnisse aufbewahrt und bringe sie daher ab und zu gelegentlich durch willkürliche Reproduktion in Erinnerung.

3

Die Verkehrtheit wurde ja auch, wie bereits im Kap. XIII der Denkwürdigkeiten erwähnt, von dem niederen Gott (Ariman) selbst mit der Redensart: »Das sind nun die Folgen der berühmten Seelenpolitik« anerkannt.

Quelle:
Schreber, Daniel Paul: Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken. Bürgerliche Wahnwelt um Neunzehnhundert. Wiesbaden 1973, S. 217-228.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken
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Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken: nebst Nachträgen und einem Anhang über die Frage:
Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken
Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken
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