Engagement nach Leipzig.

[236] Herrn Koch in Leipzig, dem ich mein Wort gegeben, bei der ersten Gelegenheit, wenn ich Ackermanns Theater gesonnen sei zu verlassen, er der erste Direkteur sein würde, an den ich schreiben würde, hielt ich auch mein Wort und schrieb an solchen. Verlangte nicht mehr Gehalt, als was ich mit Karl bei Ackermann hatte, 20 Gulden die Woche; mich für Agieren und Tanzen, Karl für Tanzen allein. Es dauerte wenige Wochen, als wir einig wurden, und ohngeachtet in Hamburg schwerer Geld war, als in Sachsen ist, rechnete ich nicht mehr und dachte: Wie ich's einnehme, muß ich's ausgeben. Nicht lange, als die Veränderung in der Theaterwelt laut wurde, bekam ich Briefe von Herrn Klemm aus Wien, der mir 24 Gulden für meine Person allein bot, und Karl sollte auch Engagement haben. Doch Koch hatte mein Wort – ohne Kontrakt. Aber das Wort muß jedem Rechtschaffenen so heilig sein wie hundert Kontrakte. Kurz, es war das zweitemal, wo ich Wien meines Wortes und redlichen Herzens wegen mußte aus den Händen gehen lassen.

Quelle:
Schulze-Kummerfeld, Karoline: Lebenserinnerungen. Berlin 1915, S. 236.
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