Reise des Ehepaares nach Weimar.

[23] Von Weimar aus überraschte Karl sie nun nach einiger Zeit mit einem sehr angenehmen Geschenk.

War das Porträt der durchlauchtigsten Herzogin von Weimar und sein Bildnis. Er schrieb mir, daß man bei Hofe erfahren, daß er sich malen ließe. Die durchlauchtigste Herzogin hätte ihn gefragt, für wen es sein sollte: »Für meine Schwester.« »Nun, wo das ist, so sollen Sie ihr das meinige mitsenden. Wenn Ihre Schwester das Porträt von mir sieht, vielleicht wird sie dann neugierig. das Original einmal wieder zu sehen. Grüßen Sie sie von mir!« Die Gnade der vortrefflichen Fürstin entzückte mich. Ich sagte es meinem Mann, und er versprach mir, wenn er es künftiges Frühjahr möglich machen könnte, mit mir eine Reise nach Weimar zu unternehmen. Das weiß der Himmel, daß ich jeden Tag froh war, wenn er zurückgelegt, jeder brachte mich dem Winter näher. – Kam heran, doch weil doch immer etwas sein sollte, wurde ich den Winter wieder krank. Jeder Winter, den ich erlebte, warf mich einige Wochen hin, und immer gefährlich, so daß daran dachte, mein Testament zu machen. Mein Mann war wohl, und dafür dankte ich Gott, wenn ich gleich leiden mußte.

Zum heiligen Christ war mein Mann so galant, mir eine goldene Damenkette an meine Uhr zu schenken. Wie fröhlich sah ich das neue Jahr. Denn in diesem Jahr 1773 sollte ich noch nach Weimar reisen. Weil ich denn doch immer bei jeder Lustbarkeit auch auf die Sparsamkeit sah, so bemühte ich mich um einen Wagen, der meinem Mann nichts kosten sollte, und war auch so glücklich, durch die Vermittlung einer Freundin von mir, solchen zu bekommen. Meinem Mann war's ebenso lieb und mußte mir gestehen, daß, wenn sich seine Frau etwas vornähme, sie es auch immer durchzusetzen wisse. Dem Wagen, den ich bekommen hatte, mußte ich's wohl verdanken, daß aus der Spazierreise was geworden. Am 18. März reiste ich mit meinem Mann ganz allein von Hamburg fort. Die Bedienten blieben alle in meinem Hause zurück.[23]

Wir fuhren bei dem schönsten Wetter aus. Des Nachmittags 3 Uhr waren wir schon in Lüneburg. Die Wolken zogen sich zusammen, wurden trübe und verkündigten uns ein nahes Gewitter. Ich bat mein Männchen, weil ich wußte, daß er bei dem Gewitter furchtsam war, lieber die Nacht in Lüneburg zu bleiben, aber er wollte nicht. Kurz, sobald die Postpferde angespannt waren, so ging's weiter. Des Abends kam ein Wetter, als wenn Himmel und Erde ihre Endschaft erreichen würden. Mir war mehr angst für meinen Mann, als für Gewitter und mich selbst – froh war ich, daß mein Mann endlich in den Schlaf kam. Aber was mir mehr wie angst machte, war, daß der Postillon so fest schlief, und wären seine Pferde nicht vorsichtiger und wacher als er gewesen, wir würden zehnmal um und um gefallen sein. Der Kerl sagte, als ich ihn immer mit meines Mannes Stock, oft ziemlich stark, in die Rippen stieß: »Ach, Madame, weil nun die Meßleute kommen, sind wir gar zu stark geplagt. Ist heute die sechste Nacht, daß ich fahre und in kein Bett gekommen bin.« Der arme Teufel! Erst gegen den Morgen wurde das Wetter wieder angenehm, so daß ich nun auch schlief, aber ein sehr unangenehmes Erwachen hatte. Ich hatte ein vortreffliches Bologneser Hündchen gekauft, das ich der durchl. Herzogin mitbringen wollte, der Hund war schon über vier Monate und so klein, daß ich solchen in einem Arbeitsbeutel stecken hatte. Wie sich das kleine Tier aus dem Arbeitsbeutel gemacht, weiß ich nicht. Der Hund fiel aus dem Wagen, wurde mit dem Rade gestreift. Ein Jammer war es, anzusehen. Um dem Tierchen sein Leiden zu enden, denn krepieren hätte es doch müssen, und um das Jammergeschrei und Gewinsel nicht länger zu hören, denn alle Leute liefen an die Fenster, um den Wagen zu sehen, wenn wir durch ein Dorf kamen und frugen, was das wäre, so mußte der Postillon solchen ersäufen. War die Freude auch hin! sollte nun so kommen und mußte sich darüber hinausgesetzt werden.

Den 19. des Nachts, gegen 10 Uhr, kamen wir in Braunschweig an. Der Hauptmann Fredersdorf hatte einen Unteroffizier hinbestellt ans Tor, der uns erwarten und uns nach unserm Wirtshaus hinbringen sollte. Meine Fleischer bewohnte[24] nicht mehr ihr eigen Haus. Viele Unglücksfälle, die ihren rechtschaffenen Mann ohne sein Verschulden getroffen, hatten diese würdigen Menschen in große Widerwärtigkeiten gestürzt. Reich oder arm, mir blieben sie immer die Lieblinge meines Herzens. Aus dieser Ursache traten wir in einem Wirtshaus ab. Wir waren keine halbe Viertelstunde da, so kam mein Riekchen, ihr Mann und Fredersdorf. Oh, Gott Dank des wonnevollsten Augenblicks! Meine Freude, wie wir uns noch alles das waren, wie ehemals! Sie speisten mit uns. Nach 11 Uhr gingen sie fort, daß wir ruhten, und die Abrede war, den Morgen darauf recht frühzeitig zusammenzukommen. Wie sie weg waren, sagte mein Mann zu mir: »Liebe, hast mir viel von deinen Freunden gesagt, aber gewiß, nun ich sie selbst gesprochen, viel zu wenig. Ich weiß, du bist enthusiastisch, glaubte es auch da. Höre, meines Willens Meinung war, bei der Rückreise über Leipzig zu gehen – aber nein, das ein andermal. Muß deine Freunde nun auch besser kennen lernen; da wir uns jetzt nur einen Tag hier aufhalten.« »Sprichst in meine Seele! Alle meine Leipziger Freunde sind ja glücklich, aber meine hiesigen nicht. Weiß, wir machen sie durch unsere Gegenwart ihr Unglück vergessen. Welcher Trost ist das für mich, da ich sie nicht ganz retten kann!«

Den Morgen waren sie alle bei uns, brachten die Kinder mit. Der Hauptmann und Fleischer zeigten meinem Mann die Stadt, ich blieb in Riekchens Haus mit ihren Kindern; wie vieles hatten wir uns zu sagen!! Den Mittag mußten sie mit uns auf unserem Zimmer essen, das Nachmittags gingen wir spazieren und besahen das Schloß und die Kunstkammer nebst dem Zeughaus. Der Hof war auf einem Lustschloß. Abends blieben wir wieder in unserem Zimmer bis spät in die Nacht zusammen, den Morgen darauf, als den 21., sahen sie uns weiterreisen. Ohne Zweifel würde der Abschied trauriger gewesen sein, wenn sie nicht unser Versprechen gehabt, uns in wenigen Wochen auf längere Tage bei sich zu haben.

Glücklich ging nun unser Weg weiter. Die Nacht blieben wir in Blankenburg. Von allen meinen Reisen, die ich in[25] meinem Leben gemacht, verschaffte mir keine so vieles Vergnügen wie diese, trotz der elenden und gefährlichen Wege über den Harz, aber auch die herrlichen, mannigfaltigen, recht feenmäßigen Aussichten und Gegenden, die beste Jahreszeit, das gute Wetter! Da der Wagen wegen der Felsen und ungebahnten Wege oft langsam fahren mußte, gingen wir manche Stunde zu Fuß. – Oft blieben wir Hand in Hand still stehen in süßen Betrachtungen, Tränen zitterten in unseren Augen, drückten uns sanft unsere Hände. Keiner konnte sprechen. – Dann, wie aus einem Traum erwachend, sahen wir uns an, sagten, gestimmt vom gleichen Gefühl: »–Ach, fühlst du denn auch so ganz – so ganz, wie himmlisch es ist?« Wenn dann mein lieber Wilhelm mir oft, sehr oft sagte: »Oh, wie gut, daß du mich zu dieser Reise beredet, nie war ich noch so vergnügt, nie gab ich Geld aus, was mir so viele Freude verschafft,« da, da war ich recht froh, und freilich mußte es auf ihn noch viel mehr Eindruck machen, da er nie weiter von Hamburg gereist, wie nach Lübeck. Unsere Postillone wurden oft ungeduldig und riefen uns zu, ob wir denn nicht wieder in den Wagen steigen wollten, die Wege würden besser. Die folgende Nacht blieben wir in Duderstadt. Der Postmeister sagte, des Nachts zu fahren, könnten wir leicht ein Unglück haben, weil die Wege zu elend wären. Wir ließen uns gern überreden und blieben.

Unmöglich kann ich umhin und muß einige Betrachtungen anmerken, die wir zusammen auf dieser Reise Gelegenheit gehabt, zu machen. Wir kamen durch verschiedener Herrschaften Land, fanden aber sehr wenige glückliche Untertanen. Da durch die 1771er großen Ueberschwemmungen und den darauf folgenden Mißwachs und die teure Zeit viele Untertanen großen Schaden gelitten, so fanden wir fast auf dem ganzen Wege noch allgemeine Not an. Wenn wir ersuchten um baldigen frischen Vorspann, ja, da hieß es: »Müssen sich gedulden. Vor Jahren haben sie freilich immer in den Ställen gestanden, aber wo nun hernehmen? Wenn die gewöhnliche Post kommt und abgeht, ja, da müssen wir parat sein. Aber wer fährt jetzt noch mit Extrapost? Wir brauchen also unsere Postpferde mit zum Pflug, um unser[26] Land zu bauen. Werden dadurch eher stumpf und unbrauchbar; aber wie sollen wir es machen, um nicht zu verhungern?« Wenn sie dann hörten, daß wir nach Weimar reisten, riefen sie voll Entzücken aus: »In welch glücklich Land reisen Sie! Zu der besten Landesfrau! Zu der Mutter, guten Mutter ihrer Untertanen. Das einzige Land, das von der allgemeinen Not nichts gefühlt hat. Oh, wie sie gesorgt, daß ihre Untertanen keinen Mangel litten. Gott muß die gute, liebe Frau Herzogin segnen. – Ja, wenn wir's auch so gut gehabt hätten! – Man verlangt, wir sollen für unsere Herrschaften beten. Können's nicht. Gott weiß, wir können's nicht! Denken, wir sind Hunde und keine Menschen. Da, da fuhren sie gestern noch unseren Schweiß, unser Blut zum Tor hinaus. Müssen's geben. Ist kein Erbarmen, wenn wir auch mit unsern Kindern kaum zweimal die Woche ein wenig Suppe haben essen können. Glauben's unsere Herren und Frauen an ihren vollen Tischen, daß sie sich sättigen mit unserem Mark und unseren Tränen? Gottlob, daß ihr Regiment nicht auch in der Ewigkeit gilt. Da wird einer sein, der sie wie uns richtet, und dann wehe, wehe ihnen! – Besser wär's, wenn sie ihre Soldaten ins Land schickten und uns mit Weib und Kind niedersäbeln ließen, so wären wir doch mit einemmal von unserem Jammer. – Beten sollen wir, verlangt unser Pastor! Gott straf uns, wenn wir beten. Wir tun's nicht. Betet der Pastor im Kirchengebet für die Landesherrschaft, möchten wir alle lieber laut fluchen. Nun, da sich das doch in der Kirche nicht schickt, so schweigen wir still und lassen den Pastor allein beten. Einer hustet, der andere schneuzt sich, jeder macht dann was anderes, bis es vorbei ist. – Wir kamen um vor Hunger, unser Vieh fiel, mußtens totschlagen oder weit unter dem Wert verkaufen, denn wie sollten wir's erhalten? Reitet der Teufel unsere Landesmutter, daß die nach R. reist und dem P. ein Paar Pantoffeln von einem unerhörten Wert zum Geschenk macht? Wie vielen Hunderten hätte sie mit dem Geld, was die Reise und die Sapperments-Pantoffeln gekostet, nicht das Leben retten können! – Nein, ließ uns lieber verschmachten, – ist das[27] recht? Ist's zu verantworten? Das wollen Christen sein? Lieben sollen wir sie? Können nicht. Wär's doch mal alle mit ihnen und uns, stünden wir nur schon da vor dem lieben Gott in der Ewigkeit, wollen sehen, ob sie sich den Himmel mit den Pantoffeln erkauft hat. – Fluch hat sie damit ins P.-Haus [wohl Abkürzung von Pastorenhaus] gebracht. Werden's erleben, wenn wir nicht, doch unsere Kinder. Unser Blut, unsere Tränen und Seufzer hängen an jedem Fädchen, das dran ist. Gott muß strafen.«

Wer wollte bei solchen Klagen Fürst, Regent sein?! Gewiß war's, daß wir, ohne zu fragen, immer aus den verschiedenen Klagen wußten, in welches Herrn Gebiet wir traten. Je näher wir nun ins Weimarische Land kamen, je heiterere, zufriedenere, gesundere Menschengesichter trafen wir an. Wie verändert war die Sprache! Sie weinten auch! Aber welcher Unterschied von Tränen! Dankvolle, heilige, bittende Tränen für Gesundheit, langes Leben der besten Landesmutter. »Wir haben keine Regentin, nein, wir haben eine gute, liebe Mutter, liebt uns wie unsere Kinder.« Noch weinten sie um den Verlust des alten Grafen v. Greiner. »Der war auch unser Vater. Nun ist sie aber allein Vater und Mutter. Ach Gott, wenn nur einst unser Herr Erbprinz in die Fußtapfen seiner Mutter tritt! Ja, dann wollen wir gewiß mit keinen anderen Untertanen und denen ihren Landesherren tauschen. Wenn wir nur hören, daß unsere liebe Mutter krank ist, so halten wir unter uns Betstunden, wenn's der Pastor auch nicht befiehlt. Da sind wir gleich alle so angst und bitten den lieben Gott, daß er uns doch unsere Mutter lasse. Nun, der Erbprinz ist doch noch so jung. Ist zwar ein lieber, guter, junger Herr und hat einen wackern Herrn Hofmeister, denkt man aber, er könnte doch verführt werden, wenn unsere Mutter nicht mehr lebte. Oh, wenn sie's doch wüßte, wie sehr wir sie alle lieben, wie wir gern unser Vermögen, unser Leben für sie hingeben. Wäre auch unsere Schuldigkeit. Denn haben wir Mangel gehabt in der allgemeinen Not um uns her? Wir haben sogar von unserm Ueberfluß unsern Nachbarn mitteilen können. Ihre Vorsicht für uns erstreckt sich durch uns über die Grenzen und brachte[28] Segen über uns und ihr Land. Da, damals wußten wir recht zu erkennen, was für eine gute Landesmutter wir hatten. Gott vergelte, Gott lohn's ihr und ihren Prinzen hier und in der Ewigkeit!« Welch Unterschied! Und nun bald, bald sollte ich diesen Engel sehen. Wieder sehen. Dachte sie mir, wie ich noch ein Kind war. Wie mir das Herz schlug bei dem Gedanken: Sollst sie sehen, die große, die göttliche Frau.

Früh noch am Morgen des 23. kamen wir auf die letzte Station vor Weimar: Weißensee. Bis dahin wollte uns mein Bruder entgegenkommen. Wir hofften, ihn schon zu treffen, aber noch war er nicht da. Unsere Stube war hoch im zweiten Stock, und weil das Haus auch sehr hoch lag, so daß wir gerade auf die Landstraße, die nach Weimar geht, sehen konnten, wich ich mit meinem Perspektiv nicht mehr vom Fenster. Endlich entdeckte ich ein Gewölke von Staub und sehe ich weiter: »Wilhelm, Wilhelm, zwei zu Pferde!« »Du bist nicht gescheit!« »Gewiß, da sieh selbst, einer in einem weißen Kleid, das ist Karl, der andere hat ein dunkles an, die Pferde sind schwarz. So sieh doch! Nun siehst du nichts?« »Hast fürwahr recht. Da kommt er.« Ich wehte mit einem weißen Tuch zum Fenster heraus und war schwach genug, zu glauben, daß das Karl über eine halbe Stunde weit im Reiten ebenso sehen müßte, wie ich durch mein Glas. Wozu verleitet uns nicht die Freude? Endlich brauchte ich mein Glas nicht mehr und konnte ihn mit meinen Augen erreichen. Kummerfeld und ich wehten mit weißen Tüchern. Endlich sahen wir ein Hutabziehen und gleiches Wesen von Karls Schnupftuch. Mein Mann sagte: »Falle mir nur nicht zum Fenster hinaus, bald wird mir angst. Was bist du für ein Weib! In der Freude wie im Leid gleich heftig!« »O laß mich, Lieber! Laß mich sein, was ich bin. Alles ganz. Was sind die Mitteldinger, die nichts fühlen können, für erbärmliche Menschen!« »Aber deine Gesundheit leidet.« »Laß sie, will lieber zehn Jahre früher sterben, als ein alltägliches Menschengesicht sein.« Karl kam nun näher. Nun ärgerte ich mich, daß der Weg nicht gerade über die Häuser weg ging. Kurz, ich mußte es mir aber doch gefallen lassen, daß Karl erst durch das[29] Städtchen durch zu uns kommen mußte. Endlich, als wir ihn eintreffen hörten, eilten wir ihm entgegen. Noch waren wir gegen vier Meilen von Weimar. Die Glocke war 10 Uhr des Morgens. Karl war scharf geritten, und um den Weg nicht zu verfehlen, weil er niemals an dem Ort war, hatte er einen Begleiter mit sich genommen. Wir hielten Mittag.

Der Nachmittags erst, nach 3 Uhr, fuhren wir fort, die Hitze des Tages zog ein großes Gewitter heran. Wir hielten uns einige Stunden in einer Mühle auf. Dieses verursachte, daß wir erst des Nachts gegen 11 Uhr in Weimar ankamen.

Wir wohnten bei meinem Bruder im Haus, und alles war zu unserer Aufnahme gerichtet. Müde von der Reise, das Auspacken, Visiten, die uns bewillkommten: so verging der folgende Tag. Den Abend gingen wir in die Komödie. Den 26. hatten wir die erste Audienz bei der durchlauchtigsten Herzogin, die uns voll Huld und Gnade aufnahm. Wer konnte die große Frau sehen und nicht ganz von ihr hingerissen werden?! Je länger man mit derselben sprach, je mehr mußte man sie lieben. Ueber zwei Stunden waren wir bei derselben im Zimmer. Sie entließ uns endlich, wünschte, daß es uns in Weimar recht wohl gefallen möge, und sagte: »Muß Sie noch öfter bei mir sehen.« – Jeden Tag waren wir aus; heute hier, morgen da, teils in Gesellschaften, teils an Lustorten, in der Komödie und im Konzert. In letzterem spielte sie selbst mit ihren herrlichen Prinzen ein Konzert. Den 2. Juni des Morgens hatte ich das Glück, der großen Frau ganz allein aufzuwarten. Welch ein Herz, welche Seele, welchen Charakter lernte ich in ihr kennen! Wie einen Gott hätte ich sie anbeten mögen. Oh, daß sie in mein Herz sehen, in meinen Augen lesen könnte, welche Ehrfurcht sie mir einflößte. Wie groß, wie erhaben sie vor mir stand! Wie wahr, wie unwidersprechlich gewiß ist's, daß der Große dann am größten ist, wenn er es gar nicht zu sein scheint. Nie habe ich zu den Füßen eines Fürsten oder einer Fürstin gelegen, aber hundertmal hätte ich vor ihr hinstürzen mögen und ausrufen: »Laß mich dich anbeten, Engel!« Wie hielt ich an mich! Ach! Der Gedanke: Große sind nur mit Schmeichlern umgeben – nur das hielt mich zurück. Wie ewig unvergeßlich[30] wird mir jedes Wort bleiben, so diese huldreiche Dame zu mir sprach! – Alles zu sagen, zu wiederholen, würde vielleicht mancher Zweifel hineinsetzen, der nicht so glücklich ist, sie zu kennen, wie ich. Nur etwas muß ich erwähnen. Unser Gespräch war ernsthaft, sehr ernsthaft. Himmlische Tränen glänzten in der Schönsten Augen. Sie sagte: »Die Großen haben die wenigsten Freunde. Wie kann man es jedem recht machen, auch bei den besten Wünschen alle glücklich wissen?« Nun konnte ich nicht länger an mich halten. Ich wiederholte jedes Wort, das ich auf meiner Reise bis Weimar von ihr und andern sprechen gehört. »Zählen Sie mich auch mit unter die Schmeichler, daß ich Ihnen dieses sage, etwa sage, weil ich die Gnade habe, mit Ihnen allein zu sein? Können Sie das von mir glauben, tut es mir weh. Habe noch keinem Menschen geschmeichelt. Spräche man anders von der durchlauchtigsten Herzogin von Weimar, so würde ich entweder gar nichts sagen, oder ich würde, wenn ich mich auch Ihrer Gnade verlustig machte, Ihnen aus Mitleid für Ihre Untertanen ihr Wehklagen vorstellen. Lassen Sie eine reisen, den Weg reisen, den ich mit meinem Mann hierhergekommen, dessen Treue Sie versichert sind, und dann hören Sie selbst, ob nicht jedes Wort die hellste Wahrheit ist! Noch mehr, Eurer Durchlaucht Untertanen haben nur einen einzigen Wunsch.« »Nun?« sprach sie lächelnd, »und der ist?« »Daß der durchlauchtigste Erbprinz einst, wenn er zur Regierung kommt, in die Fußtapfen unserer lieben Mutter (wie sie allgemein Ihro Untertanen nennen) tritt.« – Mit einem Blick, oh, wer kann den beschreiben, mit einem Ton, so ganz aus der Fülle des Herzens gesprochen, sagte sie: »Wir wollen hoffen; noch ist er jung, an mir soll's nicht fehlen, auch nicht an seiner Erziehung.« O mein Gott! Wie mir vor Dank das Herz schlug, durch das, was ich gesagt, dieser mir so teuren Fürstin einen vergnügten Morgen gemacht zu haben. Sie schien so wehmütig-freudig-vergnügt! Nie, nie werde ich sie vergessen. Nie!! Nie den Druck ihrer Hand, den Kuß auf meine Wange, – oh, nie! Gott, du weißt es! Sind gleich seit diesem seligen Morgen schon viele Jahre verflossen, – oh, so würde ich noch gern mein Leben, um das ihrige zu[31] verlängern, willig hingeben. Du weißt es nicht, erhabene Frau, wie unaussprechlich ich dich liebe, wie manche dankvolle Träne ich deinem Andenken weihe, wie mein Herz schlägt, wenn ich in stiller Einsamkeit vor deinem Bildnis liege, für dich, für deine Prinzen zu Gott bitte und flehe. Weißt es nicht, sollst es auch nicht wissen. Mein Herz weiß, daß es aufrichtig treu gemeint hat und noch treu ist und bleibt.

Den 9., des Nachmittags von 3 bis 7 Uhr des Abends, hatten sowohl ich, wie mein Mann und Bruder die Gnade wieder, bei Derselben ganz allein zu sein. Gott, wie liebenswürdig sie war! Sie war so herablassend gegen uns, daß sie uns selbst alle Pretiosa, die sie in ihrem Kabinett hatte, zeigte. Doch was sind alle Kleinodien? Sie selbst war und blieb das größte, würde das größte sein, auch wenn sie nicht wäre, was sie ist. Sah bisher viele große Frauen, viele. Aber das weiß Gott, noch keine Herzogin von Weimar. Die Dame hatte bei der außerordentlichen Herablassung, Freundlichkeit, auch da, wo sie nur schien, ein gewöhnlicher Mensch wie andere zu sein, doch so etwas Großes in ihrem Blick und Anstand, daß man auch in einem Hirtenkleid die Fürstin hätte erkennen müssen. In jedem Anzuge, in jedem Gliede verdunkelte sie alles um sich her. Alles schien tot, nur sie hatte Leben. Und ihre Anmut! Ihre Art, zu sprechen, wie huldreich! Als sie mir ihr Brillantenhalsband zu besehen in die Hand gab, sagte ich zu ihr: »Das hätte ich auch nicht gedacht vor 17 Jahren, als ich in Braunschweig war, daß ich heute dieses Halsband würde in Händen haben.« »Warum?« frug sie. »Mir ist dieses Band deswegen merkwürdig geworden, weil man am Vermählungstage von Ihro Durchlaucht davon sprach, besonders von dem großen Wert des mittelsten Steins.« »Nein,« antwortete sie, »das ist nicht dieser. Den ich an meinem Vermählungstage hatte, ist dieser Nebenbrillant. Dieser mittelste ist ein Geschenk von meinem seligen Herrn. Sollte ein Wochen-Geschenk sein zu meinem Konstantin. Wie mein Herzog krank war, rief er mich zu sich ans Bett und sagte zu mir: ›Da, Amelie! Wollte dir den in dein Kindbett schenken, weil ich aber doch bis dahin nicht mehr leben werde, so will ich mir doch die Freude machen,[32] dir ihn selbst zu geben!‹« Sie schwieg einige Augenblicke still, eine Träne trat in ihr Auge, und tief hochatmend aus der Brust sagte sie endlich: »Auch hat er den Tag meiner Entbindung nicht mehr erlebt.« Sie bemerkte es, daß ich bewegt war, ja, daß es mich reute, was ich gesagt, und sie an ihren Vermählungstag erinnerte. Voll Huld fuhr sie fort: »Nun bekam ich nach der Zeit diesen Ring zu sehen, kaufte ihn, weil er ebenso gefaßt war, wie dieser aus Braunschweig, und ließ dem Herzog seinen in die Mitte setzen. Ja, wenn ich so nachdenke. Gott hat mich mächtig erhalten. Mein Konstantin war ein elendes Kind, wie es auf die Welt kam. Den erhielt mir Gott, das Gebet meiner Untertanen und die Medicis. Nun ist er gesünder von Aussehen und hübscher wie mein Erbprinz.« So, so sprach die liebe, die beste Fürstin. Und so sie sprechen hören, wer mußte nicht ganz entzückt von ihr werden?

Den 10. machten wir eine kleine Spazierreise nach Erfurt. War am Fronleichnamsfeste. Da mein Mann nie dergleichen Zeremonien zu sehen Gelegenheit hatte, so verschaffte es ihm vieles Vergnügen, besonders aber der Nachmittag, wo ihn mein Bruder nach dem Kartäuserkloster führte. Als Fremde, wie sie waren, und da ihr Verlangen gemeldet wurde, sich mit einigen Paters unterhalten zu dürfen, so wurde auch einigen die Erlaubnis des Sprechens erteilt. Sehr spät in der Nacht kamen wir wieder nach Weimar.

Den 12. des Morgens war ich wieder bei der durchlauchtigsten Herzogin, und zwar das letztemal. Sie gab mir zum Andenken einen Ring und eine Tabaksdose. Nicht der Wert beider war's, was mir solche angenehm machte, wahrlich nicht! Sondern, weil solches von ihrer Hand kam. Mir würde irgendein Band, ja die geringste Kleinigkeit ebenso schätzbar gewesen sein, wenn solches von ihr gewesen. Der Abschied hatte für mich viel Schmerzhaftes. Tief lag solcher in meinem Herzen. Wenig konnte ich sagen. War wie verwirrt, wie ich fort ging, wie ich nach Hause kam. Kurz, ich weiß von nichts mehr. Der 13. war zur Abreise festgesetzt. Die gütige Fürstin wollte nicht, daß wir denselben Weg wieder zurücklegen sollten, weil solcher so gefährlich wäre, und befahl, daß man[33] uns die Reiseroute gebe, die sie mit ihren Prinzen einige Jahre vorher nach Braunschweig gemacht: »Die erste Nacht sollen Sie auf dem Schloß in Altstädt zubringen, ist mein Witwensitz, und so sind Sie doch noch eine Nacht länger im Weimarer Gebiete.« Und ich sollte je vergessen können, diese Vortrefflichste ihres Geschlechts? Nein! Da vergesse Gott meiner, wenn mein Herz aufhören sollte, dankbar zu sein. Gott segne dich! Engel! Gott segne deine Prinzen! Oh, daß das Haus nie aussterbe, daß es von Gott gesegnet sei, solange diese Erde steht, bis an der Welt Ende! Aber wenn es stehen bleibt noch viele Jahrtausende, keine größere, keine bessere, keine vollkommenere Regentin wird, kann es nicht mehr haben, wie du warst, göttliche Frau.

Noch kann ich mich nicht ganz von Weimar trennen, bis ich nicht auch gesagt, wie jeder, bei dem wir die Ehre hatten, Besuch abzulegen, uns wahre Gastfreiheit erzeigte, sich alles vereinigte, uns unseren Aufenthalt angenehm zu machen. Dank, Dank allen denen Guten, Dank euch allen! Gewiß ist das weimarische Land ein kleines Paradies für mich gewesen. Wie viele der anmutigsten Gegenden, der Lustschlösser! Das weiß der Himmel, würde es gern um Hamburg vertauscht haben, wenn auch die Einkünfte meines Mannes weniger gewesen. Würden mit weniger Geld mehr Freude gehabt haben.

Den 13. gegen den Abend kamen wir auf dem Schloß zu Altstädt an. Der Sekretär Bachmann empfing uns und bestrebte sich recht, uns so viel Vergnügen zu machen, als es nur immer die kurze Zeit unseres Aufenthalts gestatten konnte. Das Schloß liegt hoch außer der Stadt und verursacht dadurch die herrlichste Aussicht. Er führte uns in alle Zimmer des Schlosses. Für mich hatte es vielen Reiz, weil ich mich immer über die edle, alte Einfalt mehr freuen konnte, als über alles neumodische, moderne Gezier. Die Genügsamkeit der Alten hat für mich so was Ehrwürdiges. Kurz, ich bin nun einmal so, wie ich bin. Des Abends wurden wir trefflich bewirtet. Sekretär Bachmann war ein vortrefflicher Gesellschafter, und sehr schnell schwanden uns die Stunden in seiner Gesellschaft. Ohngeachtet wir des Morgens[34] früh fort sollten, so war's doch schon nach 12 Uhr, ehe wir zu Bett kamen. Doch schliefen wir recht gut, aber ich war wohl die erste, die des Morgens aufgestanden.

Kaum hatte es 3 Uhr geschlagen, trat ich aus Fenster, wollte die Sonne aufgehen sehen. Oh mein Gott, noch danke ich dir für all das Gefühl, das ich hatte. Noch nie hatte ich auf einer so großen Anhöhe die Nacht zugebracht, dachte auch nicht, daß es je wieder geschehen würde. Mithin wollte ich auch alles genießen, alles sehen, alles durchfühlen. Hab's auch gewiß. Wäre gerne einige Tage dageblieben. Aber das konnte nun nicht sein. Halb 7 Uhr waren erst die Postpferde bestellt, und die kamen. Wir trennten uns nun, dankten Karl für jede Freude, die er uns zu machen gesucht, und gerührt sagten wir H. Bachmann Dank. Der redliche Mann sagte: »Nicht mir. Wünschte nur, es früher gewußt zu haben. Tat nach dem Befehl der besten Fürstin, durch Order des Herrn Minister von Witzleben. Gott geleite Sie glücklich. Sollte nicht alles so gewesen sein, wie man gewünscht hat, war's nicht meine Schuld, sondern der zu kurze Bericht, als ich's erfuhr, weil ich in Amtsgeschäften nicht auf dem Schloß war, als der Befehl kam. Hoffe, Sie werden es melden.«

Nun reisten wir fort über Eisleben, Harkerothe, Quedlinburg, Blankenburg, Wolfenbüttel nach Braunschweig. Die Wege waren um vieles besser, auch die Gegenden schön. Doch so schön nicht wie die über Hasselfelde, Nordhausen usw.

Den 15. gegen den Abend kamen wir glücklich in Braunschweig an. Was meine Freunde sich freuten! Den 16. besahen wir des Vormittags die Kirchen und die herzogliche Gruft. Des Abends waren wir in der Komödie. Der gute Herr, der Herzog, als er uns erblickte, kam aus der großen Loge in die kleine und hatte die Gnade, mich und meinen Mann ebenso freundlich zu grüßen, wie damals vor fünf Jahren, als ich als Braut durchgereist. Den 17. brachte ich den Morgen mit meiner Fleischer auf ihrem kleinen Garten zu. H. Fleischer führte meinen Mann auf den Wall, um das Exerzieren mitanzusehen. Den Mittag speisten wir bei Fleischers. Schon waren wir im Haus, als endlich unsere zween Männer ankamen. Beide waren so voller ungewöhnlicher[35] Freude, daß ich zu Riekchen sagte: »Sieh, was müssen die haben? Die sind ja ganz schrecklich vergnügt. Bald wußten wir's. H. Fleischer kam mit meinem Mann erst nach 10 Uhr auf den Wall, da das Exerzieren vorbei war und alle Soldaten bereits abmarschieren sollten.« Der Herzog wird meinen Mann und Fleischer gewahr, kommt auf beide zugeritten: »Fleischer, ist das Herr Kummerfeld aus Hamburg?« »Ja, Ihro Durchlaucht!« »Ihre Frau kenne ich schon lange, länger wie Sie. Haben ein sehr braves Mädchen zur Frau bekommen. Wir alle hatten Achtung und Liebe für sie, teils ihres Talentes, teils ihrer guten Aufführung. Warum ist sie nicht auch auf dem Wall? Schläft wohl noch?« Mein Mann sagte, daß ich bereits früh aufgestanden und mit Madame Fleischer nach ihrem Gärtchen gegangen. Der Herzog lächelte: »Ja, das sind die Unzertrennlichen, die waren schon als Mädchen immer beisammen. Das sind Freundinnen! Aber Sie haben also länger geschlafen, weil Sie so spät gekommen sind. Müssen so früh aufstehen, wie ich. Ich bin schon um fünf oder halb sechs auf dem Wall mit meinen Leuten. Wollte fort, doch sollen Sie nicht umsonst gekommen sein. Warten Sie noch! Adieu, grüßen Sie mir Ihre Frau!« Wollte fort, kehrte wieder um mit dem Pferd und frug ihn: »Wo kommen Sie denn jetzt her?« »Von Weimar, Ihro Durchlaucht.« »Haben doch die Herzogin gesehen?« Mein Mann sagte ja, und daß wir viel Gnade von ihr empfangen. »Keinen Gruß an mich?« Mein Mann erwiderte, daß die Frau Herzogin wohl nicht daran gedacht, daß er die Gnade haben würde, den Herzog selbst zu sprechen. Prinz Leopold, als er hörte, daß er von Weimar käme und die durchlauchtige Herzogin gesprochen, rief aus: »Von Weimar?« Er sprang vom Pferd, ließ solches halten und trat meinem Mann nun näher. Der Herzog sagte: »Adieu, Herr Kummerfeld, gleich sollen Sie noch etwas zu sehen bekommen.« Dieser gute, gnädige Fürst ließ nun seine Leute von neuem exerzieren, und das über eine halbe Stunde. Der Prinz erkundigte sich sehr und mit soviel Liebe nach dem Befinden seiner Schwester und der Prinzen und war mit jeder Anwort sehr vergnügt. Mein guter Mann war auch so entzückt,[36] noch bei der Wiederholung, daß ihm Tränen in die Augen kamen. Ich war's gewiß nicht weniger. Und es bleibt gewiß, der Braunschweigische Hof und alle Kinder aus dem Haus zeichnen sich doch immer vor vielen aus, vermöge der Leutseligkeit. Mancher reiche Bürger oder Edelmann hat mehr Stolz, würde wunder meinen, was er sich von seiner Würde benähme, wenn er sich weniger dünkte. Und gewiß ist, daß ich oft in meinem Leben große Herren und Frauen herablassender und leutseliger gefunden, wie manchen Bürger und sein Weib, die wußten: wir sind reich. – Den Nachmittag fuhren wir nach Salzdahl und divertierten uns vortrefflich.

O wie gerne wäre ich noch einige Tage in Braunschweig geblieben! Doch mein Mann wollte nun wieder nach Hamburg, und das war mein Frühstück, als ich den 18. des Morgens aufstand, daß er den Nachmittag fortreisen wollte. Das weiß Gott, daß ich den Schreck nie vergesse, den er mir gemacht. So behutsam er es auch einfädelte, so dachte ich doch, ich sollte in Ohnmacht sinken. Kummerfeld jammerte es, weil er sah, wie viel ich heimlich litt, daß die Glücksumstände meiner Freundin nicht die mehr waren, wie vor Jahren. »Ich muß dich fortreißen,« sagte er, »du wirst gewiß sonst hier noch krank.« Alle meine Versicherungen vom Gegenteil halfen nichts. Ich gab nach und mußte nachgeben, denn ich kannte ihn zu genau. Und so gut er auch war, so war er unausstehlich in Laune, wenn nicht geschah, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte. Der Abschied hatte für mich ganz etwas Entsetzliches. Meine Fleischer nicht mehr glücklich, und ich nun auf immer nach Hamburg zurück! Nach Hamburg! Wo ich zwar alles und im Grunde doch nichts hatte, denn ein gewisses Etwas blieb in mir, das ich unmöglich aufzulösen imstande war. Den 20. des Vormittags kamen wir denn gottlob gesund und wohl wieder in Hamburg an und fanden alles in unserem Haus in der gewünschten Ordnung. Alle unsere Freunde und Bekannten waren wohl.

Quelle:
Schulze-Kummerfeld, Karoline: Lebenserinnerungen. Berlin 1915, S. 23-37.
Lizenz:

Buchempfehlung

Aischylos

Die Orestie. Agamemnon / Die Grabspenderinnen / Die Eumeniden

Die Orestie. Agamemnon / Die Grabspenderinnen / Die Eumeniden

Der aus Troja zurückgekehrte Agamemnon wird ermordet. Seine Gattin hat ihn mit seinem Vetter betrogen. Orestes, Sohn des Agamemnon, nimmt blutige Rache an den Mördern seines Vaters. Die Orestie, die Aischylos kurz vor seinem Tod abschloss, ist die einzige vollständig erhaltene Tragödientrilogie und damit einzigartiger Beleg übergreifender dramaturgischer Einheit im griechischen Drama.

114 Seiten, 4.30 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon