Rückkehr zum Theater.

[49] Madame Ackermann besuchte mich und bezeigte mir aufrichtigen Anteil an meinem Unglück. Ich entdeckte mich ihr; denn ich war von ihrer Verschwiegenheit versichert. »Madame, bleibt mir kein anderer Ausweg, muß ich wieder aufs Theater, muß ich's hier. Meine ganze Ehre verlangt es, und wenn ich hier nur ein- oder zweimal spiele.« Genug, hier muß es sein, damit man, wenn ich mich nachher auswärts engagiere, nicht sagen kann: »Es muß doch nicht ganz richtig mit ihr gewesen sein. Denn hätte sie nicht mit Schuld an dem Bankrott ihres Mannes gehabt, warum ging sie denn nicht in Hamburg aufs Theater? Sie muß sich gefürchtet haben.« Das darf man nicht sagen, nicht denken! Ist mir nun alles genommen, bleibt der Kummerfeld nichts, woran sie sich stützen kann, dann sage ich's Ihnen und spiele ein, zwei oder drei Rollen. Glauben Sie und Herr Schröder, daß ich noch nicht alles verlernt, so sagen Sie es mir, engagieren mich und geben mir Gage, so viel Sie wollen. Kann ich nicht damit in der Länge auskommen, so sage ich zu Ihnen, ich nähme es jetzt vorderhand und bin damit zufrieden, und wenn es noch so wenig ist. Bin ich aber erst Ihrem Werke brauchbarer, dann werden Sie mir schon von selbst zulegen, wie Sie es immer getan haben, ohne daß wir es forderten. Erhalte ich so viel, daß ich auch in die Zukunft auskommen kann, oh, Madame, so bin ich, wenn's möglich ist, noch 50 Jahre bei Ihnen. Nie will ich mehr fordern. Will ganz als Kummerfeld das bei Ihnen sein, was ich als Schulzen war. Aber, Madame, nicht allein[49] lächerlich wäre es von mir, von Ihnen zu verlangen, daß Sie mich engagieren, mich füttern sollten, ohne mich auch brauchen zu können. Geht es nicht, so sagen Sie es mir auch gerade heraus: ›Kummerfeld, ich wollte Sie gern engagieren, aber es geht hier nicht mit Ihnen auf meinem Theater.‹ So ist es mir auch recht. Nur aufrichtig, liebe Madame Ackermann! Nur keine Falschheit! Ich richte dann meine Sachen anders ein. Wenn Sie mich auch nicht engagieren, wir bleiben Freunde. Auch verlange ich nichts für mein Spielen, wenn Sie mich nicht behalten. Das Haus, weiß ich, bekommen Sie voll, wenn es heißt: ›Die Kummerfeld spielt mit den Abend.‹ Und das soll mich freuen, und Sie nehmen dann die zwei Einnahmen dafür zur Erkenntlichkeit an, daß Sie mir und meinem Mann freien Eintritt in Ihr Schauspiel die vielen Jahre hindurch gegeben. Auch gestehe ich Ihnen, ich habe hier wenig Mut. Neun Jahre bin ich davon. Denken Sie, was habe ich gelitten! Und hauptsächlich mein Kopf! Weiß nicht, ob ich noch studieren und was auswendig werde lernen können. Doch, bin ich hier nur ein paarmal aufgetreten, ist mir erst die Bahn gebrochen, an einem anderen Ort wird es gewiß schon besser gehen.«

Madame Ackermann fand es gut. Ja, sie sagte selbst: »Sie können es mir bei meinen großen Ausgaben nicht verdenken, wenn ich Sie nicht engagiere, so gern ich es wünschte.« Ich antwortete: »Nein, Madame, das sollen Sie auch nicht. Ja nicht! Nur zwei von meinen alten Rollen will ich spielen, nur daß es den Namen hat, ich bin hier wieder zum ersten Male aufgetreten. Ich würde es auch nicht ertragen, das fünfte Rad am Wagen zu sein, nicht aushalten können, zu wissen, ich wäre Ihnen eine Last. Nein, ganz wollen wir bei der Abrede bleiben. Sie mögen mich engagieren oder nicht, wir bleiben Freunde. Hier, meine Hand darauf!« »Da,« sagte sie, »die meinige! Und,« setzte sie hinzu, »wenn doch alle Menschen so aufrichtig handelten.«

Von meinem Bruder hatte ich Briefe, daß ich zu ihm kommen sollte. Wie ich ihm schrieb: Dein Geld muß gerettet werden und sollte es mich meinen letzten Rock kosten –, so antwortete er mir: »Nein, lieber will ich nichts haben, als[50] daß es dich deinen letzten Rock kosten sollte.« Auch von Herrn und Madame Seyler bekam ich folgende Briefe:


Liebste Freundin!

Schon längst habe ich Ihnen schreiben wollen, allein, ich habe gefürchtet, Ihnen in der ersten Zeit beschwerlich zu fallen. Ich habe es also verschoben. Wie nahe mir Ihre Umstände gegangen sind, kann ich Ihnen nicht beschreiben; ich habe mich so ganz an Ihre Stelle gesetzt und den ganzen Umfang Ihrer Lage gefühlt. Doch hoffe ich, liebste Freundin, daß Sie eben die Trostgründe gefunden haben, die ich dabei sehe. So wie die Sache stunde, wie ich sie seit einiger Zeit erfahren, hat die Vorsicht Ihnen eine große Gnade erzeigt, daß er Ihren Mann so bald zu sich genommen hat. Erstlich haben Sie nicht so lange mit leiden dürfen; und endlich weil Sie jetzt noch in den Jahren sind, wo Sie noch angenehme Tage hoffen dürfen. Und wenn ich Ihnen etwas raten darf, so wählen Sie Ihren vorigen Stand wieder; ich weiß, Sie lieben ihn noch. Und in Ihrem Alter können Sie noch lange der Schaubühne nützlich sein, noch lange eine große Rolle darauf spielen. Sie sind noch überall in frischem Andenken und werden im Triumph und mit Ehren wieder empfangen werden. Darf ich noch etwas hinzusetzen? Kommen Sie zu uns, liebste Freundin! Ja, Sie sollen nicht allein als eine gute Schauspielerin, sondern als unsere Freundin, als unsere Tochter aufgenommen und angesehen werden.

Wir haben jetzt nach so mannigfaltigen Unruhen und Beschwerden ein festes Engagement an dem Mannheimer Hof, wie Sie von Ihrem Herrn Bruder schon werden erfahren haben. Dazu kommt noch, daß der Kurfürst denen, die diese Zeit dort aushalten und sich Mühe für die Kunst geben, Pensionen verspricht. Andere vortreffliche Einrichtungen mehr, die weitläuftig sind, hierher zu schreiben und die überhaupt so vorteilhaft und reizend sind, daß ich fürchten müßte, Sie möchten glauben, ich wollte Sie nur damit locken! Denn noch nie hat das deutsche Schauspiel solche Aussichten gehabt. Leben Sie wohl, liebste Freundin,[51] und sein Sie versichert, daß ich mit dem wärmsten Herzen und den redlichsten Gesinnungen bin und immer sein werde

Ihre wahre und ergebenste Freundin

Friederike Seyler.


Auch von mir ein paar Worte, liebe Freundin! Von ganzem Herzen bedauere ich die Unruhe, in die Sie jetzt verwickelt sind. Schaffen Sie Sich solche so bald möglich vom Halse und bedenken Sie, daß das Leben kurz ist! Seien Sie wieder, was Sie sonst waren, eine Zierde unserer deutschen Theater! Es fehlt ihnen leider noch immer an Leuten, die mit Rechtschaffenheit Talente verbinden. Kommen Sie zu uns, liebe Freundin, und versichern Sie Sich alles dessen, was Freundschaft nur gewähren kann. Ihr Bruder mag Bürge unserer Gesinnung sein. Wenn Sie anders welche brauchen, offene Arme und freundschaftliche Herzen erwarten Sie. Ich umarme Sie von ganzer Seele als

dero Ergebenster Ihrer Freunde

A. Seyler.

Leipzig, den 23ten März 1777.


Auch mein Schwager, Herr von Brunian, der meine Halbschwester zur Frau hatte, schrieb mir von Prag, ich sollte kommen. – Nicht genug, auch meine auswärtigen Freunde trugen mir bei ihnen Aufenthalt und Kredit an. Allen, allen dankte ich, wie ich's fühlte. Aber aus Hamburg weiche ich nicht eher, bis die Sache entschieden, und sollte es mich hier auch noch mein Leben kosten. Ich bleibe, will ihn austrinken, den mir voll eingeschenkten herben Trank, bis auf den letzten Tropfen. Es muß nach meinem Kopf gehen, und wenn sie alle des Henkers werden.

Am 4. Mai besuchte ich Herrn Schröder. Ich wiederholte alles das, was ich seiner Frau Mutter gesagt.

Sie bittet um offenherzige Kritik, die sie sich zunutze machen werde, und gibt ihre Hand darauf, daß auch sie ehrlich sein werde. Herr Schröder sagte: »So habe ich's gern. Wenn es alle so machten, würde weniger Verdruß sein.«[52]

So standen meine Sachen, und ruhig wollte ich abwarten, wozu sich die Familie entschließen würde. Aber, mein Gott, was war der 16. März für mich für ein Tag des Schreckens! Ich bekomme eine Abschrift von einem Schreiben, das die Familie gegen mich beim Rate eingegeben. Es stand darinnen, die Schuldforderung meines Bruders wäre eine Lüge, ich wollte die Erben betrügen, hätte nach der Versiegelung einen Diebstahl an ihnen begangen und Sachen versetzt, folglich heimlicherweise die Erbschaft angegriffen. Erben und Creditores kämen durch mich um das ihrige. Man sollte also einem Weibe, wie ich wäre, alles wegnehmen, damit ich keine Gelegenheit hätte, sie mehr zu bestehlen. mir in dem Hause eine Kammer anweisen und mir nichts lassen, als was ich zur höchsten Notdurft brauchte, alle Zimmer und übrigen Sachen gerichtlich versiegeln. Und bei der Schrift lag ein Zettelchen, daß wenn ich nicht in Zeit von acht Tagen die Schrift beantwortete und mich gegen die Anklage rechtfertigte, man die Exekution an mir vollstrecken würde, wonach ich mich zu richten hätte.

Da hatte ich also einen Prozeß am Halse und wußte nicht, wie ich dazu kam. Ich war fast rasend. Ich und Betrug! Die Kummerfeld und Betrug, ich die Erben bestehlen, die Creditores betrügen wollen! Meines Bruders Forderung eine Lüge, wir beide unter einer Decke spielen, mich vor dem Magistrat eine Diebin, ein schlechtes Weib zu heißen! Das heilige Donnerwetter soll euch allen die Köpfe zerschmettern, ihr Elenden alle zusammen. Wäre einer von der Familie in dem Augenblick zu mir gekommen, Mord und Totschlag wäre geschehen. Um weniger als eine Stecknadel war mir mein Leben feil.

In acht Tagen muß ich mich verantwortet haben. Ich kann's. Aber wer wird dir die Schrift machen? Heute ist Lämmerabend1, heute arbeitet kein Mensch in Hamburg, kein Mensch, alles ist in Gesellschaft. Morgen ist Sonnabend,[53] da fährt alles auf die Gärten. Sonntag ist der erste Pfingstfeiertag: wer macht sich die drei Feiertage nicht gern lustig? Mittwoch muß man sich erholen. Nun bleibt der einzige Donnerstag, der 22. Wer wird das gleich den Tag besorgen? Und wird es nicht nun, so kommen den Freitag, den 23., die dienstbaren Geister und sperren dich ein. O Kummerfeld! Kummerfeld, siehe wie man mit deiner Witwe umgeht!

Mein Gretchen mußte fort zu meinem Hüffel [ihrem Kurator], zu meinem Greilich. Ach, diesen würdigen Mann habe ich noch nicht genannt. Er ist Lizentiat, ist der Schwager von meinem lieben Simon Hinrichs. Gott, wenn ich die Menschen nicht gehabt hätte, ich hätte in meinem Jammer verzweifeln müssen. Die Guten blieben, viele –, die, die ich nicht nennen mag –, ließen sich nicht vor mir sehen. Nicht einmal die kleine Zeremonie der Kondolenzvisite haben sie mir gemacht, waren bange sie sollten mir was borgen.

Von H. Hofrat Hüffel bekam ich ein Billett, ich möchte ihm doch die Papiere zuschicken (hat auch nachher gesorgt, daß mir keine von allen Schriften, die man gegen mich gab, je wieder vor Augen sollte gebracht werden). So lange mein guter Kurator für mich, für meine Gesundheit, für meine Ruhe. Mein lieber Lizentiat Greilich kam selbst: »Ruhig, meine liebe Kummerfeld! So geschwind geht das nicht. Was die acht Tage anlangt, will nichts sagen. Wenn das in vier, in sechs Wochen erst beantwortet wird. Sie verstehen das nur nicht.« Meine Greilich war mein Schutzengel.

Nun ward ich ruhig. In der Pfingstwoche setze ich einige Punkte auf, die mein Kurator wissen mußte, wegen meines Bruders Geld. Sie waren wichtig. Und die ganze Unterredung, die ich das Jahr vorher, den 23. Mai, mit meinem Schwager Kummerfeld darüber gehabt, wie er selbst die Obligation in seinen Händen gehabt, keinen Zweifel geäußert, daß sie falsch wäre, und gewiß meinen Mann wird gefragt haben: »Hat der Bruder deiner Frau dir Geld gegeben?« Auf diese Schrift, die nun auch zu verdauen hatten, antworten sie, ja, mit dem Gelde hätte es seine Richtigkeit, und sie hätten sich geirrt und es vergessen. Aus[54] Irrtum und Vergessenheit Bruder und Schwester zu Falsche-Obligationen-Schmieden zu machen! Zu Spitzbubengesindel!

Wie die Feiertage vorbei waren, schichte ich Sonnabend, den 24. Mai, zu dem Englischen Minister, Herrn Mathias, und ließ ihm die Worte sagen? »Jetzt ist es Zeit.«

(Bei seinem Kondolenzbesuche ist verabredet worden, daß er ihr dann eine Audienz beim Kaiserl. Gesandten erwirken soll.)

Die Antwort, die mir mein Gretchen brachte, war: »Sollte heute noch geschehen.« Auch kam mein Freund gleich nach 12 Uhr des Mittags selbst bei mir vorgefahren und brachte mir die Antwort: »Ihro Exzellenz erwartet Sie übermorgen früh, halb zehn Uhr.« Ha, nun gut.

Montag also, den 26., fahre ich zu Seiner Exzellenz, dem Kaiserlichen Minister. Erst sagte ich alles, was ich der Familie hatte antragen lassen. Dann setzte ich noch hinzu: »Muß alles verkauft werden, so habe ich drei Stücke, die lasse ich nicht verkaufen. Hier sind zwei: ein Ring und eine Dose. Ich habe solche aus den Händen der durchlauchtigsten verwitweten Herzogin von Weimar erhalten, nebst derselben Porträt, das ich im Wagen nicht mitnehmen konnte, weil es in Oelfarbe ist. Will mir die Familie die drei Stücke nicht lassen, dann nehme ich solche vor ihren Augen weg und schicke solche Ihro Exzellenz zu. Machen Sie damit, was Sie wollen. Behalten Sie solche! Schicken Sie solche an die gnädigste, huldreichste Fürstin zurück! Denn ich verkaufe die drei Stücke nie, nie, und lasse sie nicht verkaufen, es entstehe daraus, was da will.«

Der Herr Minister: »Ja, wenn sie's wagen sollten, die drei Stücke verkaufen zu wollen, dann sollen sie es mit mir zu tun haben. Aber nun, Madame, wenn Sie nur das Ihrige herausnehmen wollen, haben Sie Ihrem Mann so viel mitgebracht, wovon Sie leben können?« Ich: »Nein! Wasche, Kleider, etwas Silbergeschirr, Bijouterien – Geld wenig, nichts!« Der Herr Minister (etwas stutzend): »Aber Madame, wovon wollen Sie leben?« Ich (nach einer ehrfurchtsvollen Pause): »Halten Sie mir zu Gnaden, das ist mein Geheimnis, das kann ich nicht sagen. Ihro Exzellenz, ich bin eine Wienerin, ich habe die Ehre, Ihre Landsmännin[55] zu sein. Ich will den Hamburgern zeigen, daß ich, als ein Mädchen bei dem Theater geboren und erzogen, als eine ehemalige Schauspielerin, als eine Fremde, mehr für die Hamburger Bürger tun will, als was manche Einheimische nicht taten. Nicht vor dem Bankrott zu Fuße gehen, und nach demselben mit eigenen Kutschen und Pferden fahren. Nehmen Sich Ihro Exzellenz meiner an! Mache ich Ihnen Schande, tue ich einen Schritt, der nicht mit den strengsten Punkt der Ehre übereinstimmt, dann, Ihro Exzellenz, machen Sie mit mir, was Sie wollen! Lassen Sie mich einsperren, wo mich weder Sonne noch Mond bescheint, geduldig will ich's leiden! Auf Ehre versichere ich, ich gehe nicht heimlich aus Hamburg, werde nicht flüchtig; Sie sollen mich finden können.« H. Minister: »Nun wohlan, Madame! Ich will mit dem H... Ihretwegen reden. Aber auf Ihr Risiko!« Ich: »Ja, auf das meinige.« Ich fuhr stolz nach Hause. Habe gewiß nie mit dem Air im Wagen gesessen wie den Tag. O, das in sich selbst edle Bewußtsein ist süß.

Zwei Tage darauf bekam ich von dem H. Sekretär des Herrn Ministers folgend Brief:


»Madame!

Der Herr ... ist, besonders in Rücksicht der an ihn gelangten Anempfehlung des Freiherrn von Binder Exzellenz nicht ungünstig gesinnt, und glaube ich fest überzeugt sein zu können, daß er auf seiner Seite alles beitragen werde, was zu dero Soulagement und Auseinandersetzung mit den Anverwandten gereichen könne. Nur scheinen ihm der getane Vorschlag: nämlich die Verlassenschaft dero seligen Ehemannes taxieren zu lassen und, wenn solch alsdann hinreiche, die Creditores zu befriedigen und noch Ueberschuß da wäre, nichts erben zu wollen, wenn aber der Bestand nicht zureichte, solche mit Schuld und Unschuld übernehmen zu wollen, nicht begreiflich und selbst dero Interesse nachteilig zu sein, mithin fast zu vermuten stände, daß darunter sonst etwas verdeckt sein müsse.

Inzwischen wäre es eine in Rechten allerdings gegründete notwendige Sache, daß der Ablauf des Proclamatis[56] abgewartet werden müsse, wo Er sodann zu dero möglichstem Besten es an nichts erwinden lassen werde.

Bei diesen Umständen gebe ich es dero Ermessen anheim, ob es nicht ratsamer seye, mit Uebergebung des Memorials ad Senatum künftigen Montag noch innezuhalten. Doch, da ich von der ganzen Lage der Sache nicht vollkommen und umständlich genug unterrichtet bin, überlasse ich das Weitere dero Gutbefinden und habe die Ehre, mit aller Hochachtung zu verharren

Madame

dero gehorsamer Diener

H.«


Der Familie ihre Meinung war: sie wollten erben, wenn mehr Vermögen wie Schulden da wären, meins mit dazu gerechnet. Wären aber mehr Schulden da, dann sollte mit denen Creditores akkordiert werden. Und wäre dann ja was noch geblieben, hätten sie doch noch die Hälfte davon mir genommen. Auch war noch das saubere Werk in der Arbeit, daß man auf das Geld in der Kahlenberger Witwenkasse wollte einen Arrest legen.

Das wird allerdings vereitelt. Dank den Machenschaften Abendroths gelangt sie aber nicht zu der in Aussicht gestellten Audienz, von der sie sich viel versprochen hatte. Nun ist ihr Entschluß gefaßt, wieder zur Bühne zu gehen.[57]

1

Der Freitag vor dem Pfingstfest. Da werden vor dem Steintor die Lämmer verkauft. Wenige Einwohner der Stadt bleiben den Tag in ihren Häusern.

Quelle:
Schulze-Kummerfeld, Karoline: Lebenserinnerungen. Berlin 1915, S. 49-58.
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