In der Kirche.

[46] In der Zeit der marxistischen Herrschaft hat sich das deutsche Volk, vor allem die Jugend, mehr und mehr von der Kirche abgekehrt. Der Nationalsozialismus steht auf dem Boden des Christentums. Wenn er auch Bekenntnisfreiheit walten läßt, so erwartet er doch auch von der Jugend eine Lebensführung im Sinne des Christentums. Helgas Schar wohnte kürzlich geschlossen einem Frühgottesdienst bei, ehe sie ihren Ausmarsch begann. Gunther berichtet, sie machen es häufig so, daß sie, wenn sie sich schon zur Kirchzeit auf dem Marsche befinden, einfach in einem Dorfkirchlein an dem Gottesdienst teilnehmen. Einmal haben sie das kleine Gotteshaus in P. zur Freude des[46] jungen Pfarrers bis auf den letzten Platz ausgefüllt. Die Mitglieder der Gemeinde erschienen in der braunschimmernden HJ.-Menge wie verlorene schwarze Pünktchen.

Es müßte sich erübrigen, einen einigermaßen gut erzogenen deutschen Jungen noch Richtlinien über das Benehmen im Gotteshause zu geben. Die Ehrfurcht vor der göttlichen Erhabenheit muß die jugendlichen Herzen erfüllen, daß sie in stiller Andacht den Worten des Geistlichen, dem Gesang der Chöre und dem Brausen der Orgel lauschen. Niemals sich selbst und andere ablenken.

Gunther sagte, daß sein Unterbannführer einen albernen Jungen für immer aus der HJ. hinausgetan hat, weil er bei einem Kirchgang ein großes Taschenmesser zweimal klirrend zu Boden fallen ließ und dadurch die Andacht in gröblichster Weise störte. Gunther war mit dieser gewiß harten Strafe vollkommen einverstanden.

Auch wenn du in Zivil zur Kirche gehst, mußt du dir immer vor Augen führen, daß du im Hause Gottes, des Allerhöchsten, bist, vor dem selbst dein Führer Adolf Hitler demütig sein Knie beugt und die göttliche Gnade für sein schweres Werk erbittet. Darum sei auch dein Verhalten in der Kirche ernst und würdig.

Noch ein paar kurze Hinweise:

Komm nicht zu spät in die Kirche und verlaß den Gottesdienst nicht vor Beendigung. Du störst in beiden Fallen die Gemeinde.

Hast du dich aber doch einmal verspätet, dann nimm gleich am Eingange Platz; vermeide es, auffällig durch die Bankreihen zu laufen.

Führe während des Gesanges keine Unterhaltungen mit deinem Nachbarn, beteilige dich lieber am Gesang.

Sieh dich nicht um nach diesem und jenem. Mustere und zähle die anwesenden Leute nicht.

Beschäftige dich während der Predigt nicht mit anderen Dingen, wie z. B. Briefelesen, Besehen von Photoaufnahmen, Austauschen von Sammelbildern, das bedeutet eine[47] Verhöhnung Gottes und eine Verunglimpfung des Gotteshauses. Dazu bist du doch gewiß nicht in die Kirche gegangen.

Sollte die Kirche, wie manchmal an den Feiertagen, sehr überfüllt sein, so machst du als junger Mensch alten und gebrechlichen Leuten, vor allem Kriegsbeschädigten, ehrerbietigst Platz und begnügst dich mit einem Stehplatz.

Besuche, wenn du irgend kannst, den Gottesdienst. Auch Kirchengehen bildet![48]

Quelle:
Schütte, Carl: Willst du erfahren was sich ziemt? Caputh-Potsdam [o. J.], S. 46-49.
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