34.

[67] Eine feinere Nüance jenes Blikkes der Artigkeit und dergleichen Meinung mit Jemanden u.s.w. ist der Blick der Ergebenheit, einer der gebildetesten Reize des männlichen Gesichts; er ist sanft und freundlich, und erhält dadurch sein wahres Gepräge, daß er nur wenig lächelt, aber freundlich aufmerksam, obgleich nicht starr, sondern mit abwechselnd niedersehenden bescheidenen Augen, den Großen und Vornehmen, den er zu ehren hat, und wenn er mit ihm spricht, ansieht, und bei einer ihm aufgetragenen Auseinandersetzung oder Beurtheilung irgend einer Sache nicht mit eigenliebigem Bewußtsein auf die übrigen Gesellschaften[67] sieht, sondern Blick und Ton so modifizirt, daß er bescheiden den andern zu fragen scheint, ob vielleicht seine Gründe jenes Zustimmung erhalten möchten, und seiner Prüfung sich unterwerfen dürften.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 67-68.
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