57.

[76] Aber auch der sittsame, nicht ausschweifende Jüngling, kann in den ersten Jahren der Jugend, seine bisherige Tonreinheit auf eine Zeit verlieren, und er muß gerade dann am sorgfältigsten seyn jene Uebungen anzustellen. Es geschieht dies, wie Sie selbst schon bemerkt haben, über bemerken werden, in dem Anfange der für die Jugend so ernsten und wichtigen Epoche der eintretenden Mannbarkeit, wo unter den entwikkelnden Bearbeitungen der Natur, der Sprachton leicht verstimmt tönend, heiser und durch das sich in dieser Zeit einmischende stärkere und männlichere Intoniren, widrig klingt. Nur da recht laut lesen, und die Stimme aussingen, doch nicht zu sehr anstrengen, bleibt feste Regel.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 76.
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