63.

[78] Ein viertes Erforderniß des schönen Sprachtons ist Modulation, oder die Geschicklichkeit, die Töne, auf das mannigfaltigste zu biegen, zu lenken und zu stimmen, sie auf das genaueste den Empfindungen, und ihrem Grade und dem Sinne anzupassen. Diese Geschicklichkeit giebt unserm Gespräch erst den wahren Reiz, das wahre Leben, die gehörige Kraft und die rechte Bedeutung. Sie giebt den Tönen die wahren Schönheiten der Artigkeit und Ergebenheit, des Zutrauens, des Biedersinnes, der Herzlichkeit, der frohen, aufgeweckten Laune, des Nachgebens, der Theilnahme, der Bescheidenheit u.s.w.; sie verräth den gebildeten Mann.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 78.
Lizenz:
Kategorien: