90.

[89] Es ist ferner eine wirkliche Schönheit des Mannes, wenn er seine Sprache richtig und schön spricht, wenn er die Geschicklichkeit besitzt, alles in die angenehmsten, höflichsten, verbindlichsten Worte einzukleiden, selbst Wahrheit in einem angenehmen Gewande hinzustellen, das Gespräch nach einer gefälligen Seite zu drehen, Bilder, Vergleichungen mir Delikatesse zu wählen, zu tadeln, ohne zu beleidigen, zu schmeicheln, ohne der Wahrheit seines Herzens dabei etwas zu vergeben; und wenn er nun damit immer den passenden Ton und seine treffenden, seinen Modulationen verbindet – sagen Sie selbst, ob diese Geschicklichkeit den Mann nicht schön macht; und ob ohne sie nicht oft der schön gebauteste Mann unbemerkt bleibt?

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 89.
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