155.

[125] Eben diese edle Natürlichkeit versteckt ihre guten Gefühle und Empfindungen nicht, wenn sie nicht gegen Vorsichtigkeit und Sittlichkeit damit anstößt. Wehren Sie der Thräne der Rührung nicht, schämen Sie sich Ihrer Lust am Guten, Ihres Gefühls für das Edle und Schöne, Ihrer Zuneigung zu dem und jenen edlen Menschen nicht. Verstekken Sie es nicht schüchtern, wenn Sie in einem Hause gern sind, freuen Sie sich innig, äussern Sie Zutraulichkeit, und zeigen Sie es deutlich, daß es Ihnen darum zu thun ist, geachtet zu werden, und daß Sie sich nach Gelegenheit sehnen, sich gefällig zu bezeigen.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 125.
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