Erwerbung von Ausstattungsgegenständen für den Neubau

[148] Von dieser Zeit – dem Jahr 1903/04 an – galt meine Tätigkeit hauptsächlich der Beschleunigung in der Fertigstellung und vor allem der Ausstattung des Kaiser-Friedrich-Museums wie der Überführung der Kunstwerke in den Neubau. Seit der Bau unter Dach war, schritt er nur langsam voran. Da zwischen dem Architekten Ihne und dem Bauleiter Hasak so wenig Harmonie bestand, daß sie sich jahrelang nicht sahen und den Bau mieden, soviel sie konnten, wurden in der Ausgestaltung des Innern arge Verstöße gemacht, die mich zu fortwährendem Eingreifen zwangen. Leider verhinderten meine Krankheit und die Friedensliebe des Generaldirektors die Besserung mancher Nachlässigkeiten und Fehler in den Abmessungen der Räume wie der Größe des Oberlichts, die mit äußerster Gleichgültigkeit schablonenhaft ausgeführt wurde, geradeso wie die Zeichnung und Ausführung der Decken und mancher Dekorationen. Zur Entschuldigung des Architekten muß ich freilich erwähnen, daß im Plan noch fast bis zur Vollendung des Baues wesentliche Änderungen vorgenommen wurden.[148]

Für die Ausstattung der Sammlungsräume hatten wir uns einen besonderen Fonds bewilligen lassen. Wir wollten vermeiden, daß durch moderne Dekoration der Eindruck gestört würde und suchten daher durch alte dekorative Möbel, Gobelins, Wappen, einzelne alte Portale, Decken und Kamine aus der Zeit der Kunstwerke, die für die Räume bestimmt waren, diesen eine zeit- und ortsgemäße Ausstattung zu geben. Wir wollten keineswegs das Vorbild einiger Kunstgewerbemuseen nachahmen (wie des mustergültigen Schweizer Landesmuseums in Zürich), die in einer Folge alter Zimmer das; Kunstgewerbe als Ausstattung der Umgebung möglichst vollständig und getreu zur Anschauung zu bringen suchen, sondern wir gedachten durch solche monumentalen Ausstattungsstücke die Kunstwerke in eine zeitgemäße Umgebung zu stellen, die ihre Wirkung erhöhen und der ursprünglichen Absicht möglichst entsprechen sollte. Wäre man bis zur Nachahmung von alten Zimmern gegangen, so würde man die monumentale Wirkung der Kunstwerke beeinträchtigt, Charakter und Bedeutung der Museen geschädigt haben. Wenn das Kaiser-Friedrich-Museum sowohl durch seine besonders unglückliche Lage und seinen Bauplatz wie teilweise auch durch überreiche, künstlerisch verfehlte Innenarchitektur keinen voll befriedigenden Eindruck macht, so haben wir wenigstens durch diese Ausstattung und durch die Anordnung der Kunstwerke nach Möglichkeit nicht nur die Werke selbst, sondern auch die Räume zu günstiger Wirkung zu bringen gesucht.

Auch die monumentale Ausschmückung der beiden Treppenhäuser des Neubaues erschien mir durch Denkmäler älterer Zeit dringend wünschenswert. Für das vordere große Treppenhaus bot sich zufällig die Gelegenheit dazu, indem ein Berliner Steinmetz mir den alten Sockel vom Monument des Großen Kurfürsten als Geschenk anbot. Nach dem Neubau der Brücke hatte man bei Wiederaufstellung von Schlüters Reiter diesen Sockel des Künstlers als stark beschädigt fortgeworfen und durch eine Kopie ersetzt. Wir benutzten ihn, um eine Bronzekopie des Schlüterschen Reiters darauf zu stellen und ihn in[149] der Mitte des großen Treppenhauses aufzurichten. Verdankt die Galerie doch dem Großen Kurfürsten die Anfänge der Bildersammlung aus der oranischen Erbschaft.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 148-150.
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