Unfreundliche Presse, Kaiserliches Vertrauen

[165] Die Eröffnung des Museums, die neue und günstige Art, in der alte und neue Sammlungen hier zur Schau gestellt sind, der Wert, den der Kaiser darauf legte, und dem er durch den Pomp der Eröffnung einen starken Ausdruck gab, fand in der Öffentlichkeit Berlins nur schwachen Anklang. Die demokratische und oppositionelle Richtung der Berliner Kunstkreise, die in der Sezession ihren ersten starken Ausdruck gefunden hatte, und die zur alten Kunst nur in einem schwachen Verhältnis stand, lehnte das Kaiser-Friedrich-Museum als Bau des »Hofarchitekten« schroff ab und hatte auch für den Inhalt, für die Sammlungen und ihre Anordnung, für alle Geschenke nur eine widerwillige Anerkennung. Auch drückte die Eifersucht Tschudis gegen mich und die ihm geleistete Unterstützung seitens der Berliner Sezessions-Presse schwer auf die ganzen Museumsverhältnisse.

Diese unerfreuliche Lage wurde noch erhöht durch die Krisis in der Generalverwaltung, die sich mehr und mehr verschärfte. Der Kampf wurde zwar innerhalb des Ministeriums geführt, er machte sich jedoch auch in unseren Museumskreisen immer stärker geltend. Die Eifersucht zwischen Althoff und Schoene hatte ein Minister wie Graf Zedlitz zu zügeln ver mocht, aber unter Herrn von Studt mußte die rücksichtslose Natur Althoffs zum Siege kommen. Schoenes gedrückte Stimmung wirkte lähmend auf alle Abteilungen.

Ich suchte mir daher durch Freunde die Mittel zur weiteren Förderung unserer Sammlungen und meiner neuen Pläne zu[165] verschaffen und wußte das Interesse des Kaisers dafür wachzuhalten, der durch seine warme Teilnahme an dem Bau des Kaiser-Friedrich-Museums, das ihm als das Monument seiner Eltern galt, auch unseren Sammlungen besonders nahegetreten war. Daß er dabei mir persönlich volles Vertrauen erwies und seither stets weiter bewiesen hat, glaubte ich ihm dadurch am besten zu danken, daß ich sein Entgegenkommen ausschließlich im Interesse unserer Sammlungen auszunützen bestrebt war und zwar nicht nur für die Abteilungen, die mir unterstellt waren, sondern für alle Sammlungen unserer Museen, soweit ich irgend in Beziehung zu ihren Leitern stand.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 165-166.
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