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[152] Straßburg 17.VII.15


Liebste, von der Fahrt ein lieber Gruß. Mir wurden die letzten Tage innerlich doch schwerer, als ich es gestehen mochte, und die Herausfahrt auch; auf allen Stationen derselbe Blick aller Abschied winkenden Frauen, – die weite Spanne des Lebens immer in einen einzigen Blick gepreßt. Aber ich trage so viele freudige Erinnerung an die Liebe in der Heimat mit mir hinaus, daß mir die Tage doch ein Segen sind; sei nicht traurig, daß ich in vielem so schweigsam war, – ich konnte nicht anders. Ich konnte mich nicht hingeben und frei fühlen – auf Widerruf! Erst wenn ich ganz frei bin, wirst Du Deinen alten Franzl (und vielleicht einen besseren) wieder ganz haben. Mit tiefem Kuß Dein Frz.

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 152.
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