August Macke 09.02.1911

[43]  

[43] BRIEF AUS BONN


[Datum des Poststempels: 9.2.1911]


Herrn Franz Marc

Kunstmaler

mitzubenutzen durch dessen Cumpan Helmuth

in Sindelsdorf bei Penzberg/Bayern


Lieber Franzl!


Über die beiden Karten, besonders die letzte, habe ich mich kolossal gefreut. Kerl, das ist famos mit dem neuen Rauch. Ich hab mir so recht Deine innere Stimmung vorgestellt und hatte ordentlich Herzklopfen vor Vergnügen. Es ist doch gut, dass es solche Momente einer ganz kindlich grossen Begeisterung gibt. Du, Helmuths Freund Wieger war bei uns. Er hat uns allen kolossal gefallen. Gestern schickte er ein Bild als Leihgabe und Reklameschild für seine feine Kunst. Wir halten uns auch so'n Zimmer wie die Münters. Merkst'de nix? Es ist ja nur Scherz, aber erlauchter Meister, wenn Du in Deinem Landsitz einmal was brauchst, um die erlauchten Füsse (es müsste dann zwar was grösseres sein) abzuputzen.

Das Helmuth-Stilleben könnten wir nun wohl auch mal haben. Ich weiss nicht, ich hab so einen Bombenspass an den Werken anderer, dass ich diese meine wenigen Schätze gern vollzählig versammelt sehe. Und dann noch eins. Das Atelier tritt nächste Woche in Betrieb. Schreib noch mal was Langes. Was macht Ihr? Ich platze vor Neugierde. Was macht Helmuth? Erkläre mir bitte den Gebrauch des Prismas mal genau. Kerls, Ihr habt so viel, lasst einen armen einsam Verkommenden einen Tropfen vom Stengel des Pokals schlürfen, an dem Ihr liegt und sauft, Ihr, Ihr .... .... Ihr Maler, ihr ganz prismatischen –


August in den Kalkwänden


Wiegers Bild fand allgemeinen Anklang. Feldarbeiter.

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 43-44.
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