Abies

[1] Abies.

Abies, auf frantzösisch Sapin, zu teutsch die Tanne, ist ein grosser, allzeit grüner Baum, der sehr hoch wird, und gerade auf, wie eine Pyramide, zu wachsen pfleget. Es giebt zwar allerhand Arten desselben, doch will ich hier nur deren zwey beschreiben.


Die erstere wird genennet

Abies, Clus. Hist.

Abies conis sursum spectantibus, sive mas, C.B.

Abies fœmina, sive ἐλάτη θήλεια, J. B.

Abies Taxi folio, fructu sursum spectante, Pitt. Tournefort.

Zu teutsch, Tanne, deren Zapfen in die Höhe gerichtet stehen. Ihr Holtz ist weiß, und insonderheit[1] in warmen Ländern, mit einer dichten, hartzigten Rinde überzogen, welche weißlicht siehet. Die Zweige stehen als wie Flügel dran, in Creutzenform, sind mit Blättern besetzet, die wie die Blätter oder Nadeln an dem Taxe sehen, und sind länglicht, rund, schmal, hart, etwas spitzig, und wachsen eintzeln an den Seiten heraus. Sie bringen auch Blüten oder kleine Kätzlein, die bestehen aus einem Hauffen Spitzen oder häutichten Säcklein, welche sich queer hindurch eröffnen, und der Länge nach in zwey Fächlein abgetheilet sind, die voller zarten Staubes stecken: diese Blüten lassen nichts nicht hinter sich. Die Früchte wachsen auf eben diesem Stamme, und sehen wie ein Regel oder Fichtenzapfen, die stehen in die Höhe, und sind aus vielen Schupen zusammen gesetzt. Lateinisch werden sie Strobili und Coni, Tannenzapfen, genennet. Unter einer jedweden Schupe sind insgemein zwey Samenkörner zu befinden.


Die andere Sorte heist

Abies, Dod.

Abies tenuiore folio, fructu deorsum inflexo, Pitt. Tournefort.

Picea major prima, seu Abies rubra, C.B.

Picea Latinorum, sive ἐλἀτη ἄῤῥην, Abies mas, Theoph. J.B.

teutsch, Tanne, daran die Zapfen herunter hangen.

Diese ist von der vorhergehenden darinne unterschieden, daß sie eine viel braunere Schale hat; ihre Zweige und Früchte sich nach der Erde neigen; und ihre Nadeln oder Tangeln viel dünner und schwärtzer, aber nicht so hart und spitzig sind. Diese Bäume wachsen insgemein an felsigten und steinigten Orten, und führen viel Oel und Saltz, allein wenig Phlegma oder Wasser bey sich.

[2] Die zarten Reislein samt den Nadeln sind trefflich dienlich wider den Scorbut, das Podagra und die Flüsse, wann sie abgekochet werden. Sie treiben den Urin, und stillen das Zahnweh. Die Schale und die Früchte sind sehr anziehend. Das Holtz wird sonst zu nichts als zum bauen verbraucht.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1-3.
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