Acetosa

[10] Acetosa.

Acetosa seu Oxalis, frantzösisch Oseille oder Surelle, teutsch, der Sauerampfer, ist ein Kraut, dessen es unterschiedene Gattungen giebet. Ich aber will allhier nur von den drey vornehmsten handeln, die man zur Speise und zur Artzney gebraucht. Die erste und gemeinste wird genennet

Acetosa, Brunf. major, Cast. Colum.

Acetosa pratensis, C.B. Pit. Tournef.

Oxylapathum, Gal. Monardo.

Oxalis, sive Rumex acetosus, Ruel.

Oxalis vulgaris folio longo, J.B.

Oxalis, Trag. Matth. Dod.

Lapathum minimum Oxalis dictum major, Ges. Hor.

Oxalis, sive Rumex proprie, Hermolao.

teutsch, grosser Sauerampfer.

Seine Blätter sind länglicht, grün, gleissend und voll saures Saftes. Der Stengel wird auf anderthalben Fuß hoch, und bringt auf seiner Spitze kleine Blümlein, aus eitel Fäslein oder Staminibus bestehend, welche unten in dem Kelche veste sind, und in gedoppelter Reihe zu befinden, drey und drey beysammen. Wann die Blüte vergangen, so folget darauf der dreyeckigte Samen, der siehet röthlicht, und ist in eine Hülfe eingehüllt. Die Wurtzel ist lang, roth und färbet das gekochte Wasser wie Wein an. Dieses Kraut wird in den Kraut- und Küchengärten gebauet.

De zweyte Sorte wird genennet

Acetosa rotundifolia hortensis, C.B. Pit.Tournef.

Acetosa major, quæ & repens, Renod.

Oxalis Romana & Veterum, Dod. Gal.

Oxalis folio rotundiore repens, J.B.

Oxalis sativa franca, rotundifolia, repens, Ad. Lobel.

frantzösisch, Oseille ronde oder franche.

[10] teutsch, runder Sauerampfer, Sauerampf mit runden Kraute.

Dieser treibet dünne, einen bis anderthalben Schuh lange Stengel hervor, welche auf dem Boden herum kriechen. Die Blätter sind insgemein rund, jedoch bisweilen längliche und zugespitzt, blaßgrün von Farbe. Blüte und Samen sind den vorhergehenden gleich. Die Wurtzel ist dünne, und laufft in der Erde umher. Dieses Kraut wird in den Küchengärten gezogen, und als Salat genossen, dann es hat einen annehmlich säuerlichen Geschmack.

Die dritte wird genennet

Acetosa minor, Cast.

Acetosa sylvestris, omnium minima, Renod.

Acetosa arvensis, lanceolata, C.B. Pit. Tournef.

Oxalis parva auriculata repens, J.B.

Acetosella, Lon.

Oxalis minima, Trag.

Lapatiolum, Dod.

Oxalis tenuifolia sinuata vervecina, Ad. Lobel.

Oxalis sponte nascens, Cæs.

Oxalis ovina, Tabern. Icon.

frantzösisch, petite Oseille und Oseille sauvage.

teutsch, Sauerklee.

Dieser wächst nicht über einer Hand breit hoch. Die Blätter sind klein und haben die Gestalt eines Eisens von einer Lantze oder andern Spiesse. Blüten und Samen sehen dem vorhergehenden gleich; sind jedoch um ein gut Theil zärter, und sitzen als wie Träublein bey einander. Auf der Erde siehet dieses Kräutlein gantz roth, insonderheit, wann nun der Samen reiff ist worden. Die Wurtzel kreucht umher, ist holtzigt und fasicht, und siehet roth. Es wächst auf dem Felde, wo es sandig ist. Unter allen Arten des Sauerampfers schmeckt diese am säuersten. Die Schafe fressen sie gerne; drum wird sie auch Oxalis ovina und vervecina, frantzösisch, Oseille de brebis, genennet, das heist nach dem teutschen, Schaf- oder Schöpsensauerampfer.

Alle Arten des Sauerampfers führen viel Saltz. Sie stärcken das Hertz: machen Lust zum essen: stillen den Durst: widerstehen dem Gifte: hemmen den Durchfall und Verlust des Geblütes.

Acetosa kommt von aceto, Eßig, weil dieses Kraut so sauer als wie Eßig ist.

Oxalis kommt von ὀξὺς, acidus, sauer, dann Oxalis, der Sauerampfer, der ist sauer.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 10-11.
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