Apocynum

Apocynum.
Apocynum.

[73] Apocynum.

Apocynum Ægyptiacum la Etescens, seliqua asclepiadis, C.B.

Apocynum Syriacum, seu Palestinum, sive Ægyptiacum, Clos. H.

Apocynum Ægyptiacum, floribus spicatis, P. Tournef.

Beidelsaar, Alpini, sive Apocynum Syriacum, C.B.

Ossar vulgo in Ægypto.

Essula Indica, quibusdam.

frantzösisch, Apocin.

teutsch, Hundskohl.

[73] Ist ein Gewächs, welches wie ein kleiner Strauch, gerade Ruthen treibt, zu etwa drey Schuh hoch. Seine Blätter sind lang, breit und dick, wie an der Aloe, stehen an den Stengeln gegen einander über, sehen weiß, und sind, wie alle seine andern Theile vollmilchweisses, bitteres und scharffen Safts.

Die Blumen wachsen auf den Spitzen der Zweige, in Form der Aehren, sehen als wie Glöcklein, gelb und sind zerschnitten. Wann sie vergangen, so folgen der Faust dicke Früchte, die sind lang, als wie dicke Scheiden, und hängen zwey und zwey an einem dicken, hart, und krummen Stiele. Diese Frucht heist auf Egyptisch Beidelsaar; und hat eine gedoppelte Schale. Die erste ist grün und eine Haut. Die andere ist ein gar zartes Häutlein, als ob es mit grossem Fleiß verfertiget wäre, und siehet saffrangelb. Diese Schalen halten ein fasichtes Wesen, dem Baummoos nicht ungleich, unter welchen die gantze Höle der Frucht mit einer zarten Baumwolle oder Coton ausgefüllet ist, welche trefflich weich und schneeweiß; wird Houatte und Houette genennet. In dieser Wolle sind die Samen zu befinden, die sind formit, als wie die Gurckensamen, doch um die Helffte kleiner und röthlicht mit einem weissen Kern oder Marck erfüllet, von bittern Geschmack. Die Wurtzel ist lang, starck und mit Fasen umgeben. Dieses Gewächs läst sich wohl ansehen: Blätter und Stengel sind wie mit Wolle überzogen, und geben eine Milch von sich. Es wächst in Egypten, um Alexandria, an feuchten Orten. Die Egyptier nennen es Ossar; daher ist der Name entstanden, den die Frucht hat überkommen, Beidelsaar, quasi Beidelossar, das heist nach dem Arabischen soviel als ein Ey von dem Gewächse Ossar.

Wann man seine Blätter zusammen und als wie einen Umschlag aufleget, die sollen die kalten Geschwulsten zertheilen. Der Saft macht das Haar ausfallen und ist ein gut Mittel wider, die Raude und andere Unreinigkeiten der Haut, wann er äusserlich gebrauchet wird: allein tödlich, wer ihn innerlich gebrauchen wolte, indem er dermassen scharff und heftig wircket, das tödliche Ruhr drauf folgt.

Die Wolle oder Houatte, so in der Frucht zu befinden, dienet die Kleider damit zu füttern: die Einwohner stopfen die Betten damit aus.

Apocynum kommt von ἀπὸ und κυνὸς, canis, ein Hund, als wolte man sagen, ein Hundskraut, dieweil die Alten vermeinet, die Hunde müsten davon sterben.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 73-74.
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