Balsamum Peruvianum

Balsam Peruvian.
Balsam Peruvian.

[146] Balsamum Peruvianum.

Balsamum Peruvianum seu Indicum, frantzösisch, Baume de Perou, teutsch, Peruvianischer Balsam oder Balsam aus Peru, ist ein natürlicher Balsam, dessen wir drey Sorten haben. Die erste wird Baume sec, Balsamum siccum, trockner Balsam genennet, und ist eine Gattung Hartz, hart, röthlicht, und wohlriechend: er wird in Schalen zu uns gebracht. Dieser rinnet als ein Saft aus den Aesten und Zweigen eines kleinen Bäumleins oder Strauches, so in Peru in grosser Menge wächst: der Saft wird in kleinen Coccosschalen aufgefangen, und viel Tage lang an die Sonne gestellet, oder sonsten zu gelinder Wärme, damit die dabey befindliche wässerige Feuchtigkeit verdunste, und das Hartz hart werde.

Der andere ist ein flüßiges Hartz, weiß, wohlriechend, schier wie Benzoe, davon in dem Articul vom Terpentin nachzusehen: er wird Baume blanc de Peru, Balsamum Peruvianum album, weisser Peruvianischer Balsam genennet. Er rinnet aus den Ritzen, die sie in den Stamm und die stärcksten Aeste oberwähnten Bäumleins gemachet haben. Er siehet dem Opobalsamo, oder dem ächt- und rechten weissen Balsam nicht ungleich.

Der dritte ist ein schwärtzlichter, wohlriechender Balsam, welcher aus den Zweigen und Laube nur ermeldten Bäumleins gezogen wird, als welche sie im Wasser kochen, und solches hernachmahls wiederum kalt werden lassen, damit der Balsam oben auf[146] zu schwimmen kommen und gesammlet werden möge, den sie hierauf in Flaschen schütten. Dieses ist der sobekannte, gemeine Peruvianische Balsam, welcher sowohl zur Artzney, als von den Parfumirern vielfältig gebrauchet wird, und soll gar klebricht seyn, wie Terpentin, von Farbe schwartzbraun, und von angenehmen lieblichen Geruch, so dem Storax ziemlich nahe kommt, auch ein beständiges Parfum geben muß. Der Geschmack ist etwas scharff.

Diese Balsame sind gar dienlich zur Stärckung des Hertzens, des Haupts und des Magens, der Fäulung zu widerstehen, die bösen Feuchtigkeiten unvermercklich durch den Schweiß auszutreiben, die Wunden zu saubern und zu schliessen, die Nerven zu stärcken, und kalte Geschwulsten zu zertheilen. Sie werden innerlich und äusserlich gebraucht. Die dosis ist von einem Tropfen bis auf sechse. Sehr ofters werden sie zum Rauchwerck gebraucht.

Wenn die Indianer den schwärtzlichten Balsam aus den Zweigen gezogen haben, gleichwie erwähnet worden ist, so lassen sie den Uberrest von dem decocto so dicke einsieden, bis es als ein Extractum wird, mengen etwas Gummi darunter, und machen einen dichten vesten Teig davon, und aus demselben Körner zu Paternostern, die bleiben schwartz und wohlriechend, absonderlich, wenn sie dieselbigen, sobald als sie verfertiget sind, mit etwas Balsam um und um bestreichen. Dergleichen Rosenkräntze werden viel aus Spanien und Portugall gebracht.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 146-147.
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