Cannabis

[224] Cannabis.

Cannabis, Matth. Brunf.

Cannabis sativa, C.B. Raji Hist. Pit. Tournefort.

Cannapus, Ger.

Cannabis mas & fœmina, J.B. Park.

frantzösisch, Chanvre.

teutsch, der Hanff.

Ist ein Gewächs, das wenigstens so hoch wird als ein Mann. Sein Stengel ist gerade, viereckigt, dichte, rauch und rauh, inwendig hol, mit einer fasigten Schale überzogen. Das Kraut sieht aus, wie eine offne Hand, und ist vier bis fünffmahl zertheilet, welche Stücken ausgezackt, braungrün, und linde anzufühlen sind, schmecken gar unangenehme.

Dieses Kraut wird in zwey Geschlechter eingetheilet: im Männlein und Weiblein, oder in fruchtbares und unfruchtbares.

Der Hanff, das Männlein, oder der fruchtbare wird genannt Cannabis major, Trag. Cannabis fœcunda, Dod. der bringt gar keine Blüte, sondern einen Hauffen kleine Früchte, die gleichsam wie mit einer Haube bedecket sind, und eine iedwede ein Samenkorn beschleust, welches bey nahe gantz ovalrund ist.

Der Hanff, das Weiblein, heist Cannabis sterilis, Dod. Cam. Cannabis fœmina, J.B. Cannabis erratica, C.B. Der ist nicht so gar hoch, als wie der[224] vorhergehende: bringet Blüten, die aus eitel kleinen Fäslein bestehen, die ein wenig gelbe sind, und mitten in einem Kelche wachsen, der von einigen Blätterlein, in Sternenform, zusammengesetzet ist. Die Blüte hinterläst nicht einen einigen Samen.

Die Wurtzeln des Hanffes sind einfach und schlecht, holtzig und weiß, mit einigen Zasern umgeben.

Beyde Arten werden auf dem Felde gebauet, an feuchten Orten: ihre Stengel dienen zu Verfertigung der hänffinen Leinwand oder Tuch.

Es giebet sonst auch noch eine Gattung Hanff, Weiblein: die wächst um morastige Orte, und wird genennet Cannabis erratica, paludosa, sylvestris Adv. Lob.

Alle Sorten Hanff führen viel Oel, wenig Saltz. Sie sind gut, wann sich einer verbrennet hat, zum sausen in den Ohren, die Würmer zu tödten. Der Same soll die Venus-Hitze mäßigen, wann er einige Tage hinter einander gebrauchet wird. Die dosis ist von einem Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein.

Cannabis kommt vom griechischen κάναβοι, das heist soviel als faul Wasser. Dieser Name ist dem Hanffe deshalben gegeben worden, dieweil er gern an solchen Orten sich befindet, wo es faul und stinckend Wasser giebt.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 224-225.
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