Chalcedonius

[284] Chalcedonius.

Chalcedonius vel Charcedonius.

frantzösisch, Calcedonie.

teutsch, Chalcedonierstein.

Ist eine Gattung Onychstein, oder ein Edelstein, von unterschiedener Grösse, dem Sardonier nicht viel ungleich, iedoch viel weisser, gläntzender und durchsichtig. Es giebet seiner zwey Hauptsorten: eine orientalische, und eine occidentalische. Der orientalische ist weit härter, viel schöner, und wird auch höher geschätzet, insonderheit, wann blau, weiß, gelb und roth unter einander gemischet dran zu ersehen, welches sehr angenehme ins Gesichte fällt, wann er ingleichen, gegen die Sonne gehalten, als wie ein Regenbogen spielet. Er wächst in Indien, in den Gebürgen.

Der Europäische ist wol auch schön und hat einen schönen Glantz, ist aber nicht so hart, als wie der orientalische, ingleichen, viel weisser und dunckler. Er wird an vielen Orten in Teutschland und in Flandern, um Löven und um Brüssel herum gefunden.

Bey den Alten war der Chalcedonier in hohem Werth: sie bereiteten kleine Gefässe daraus, und bedieneten sich dererselbigen, als des schönsten Zierrathes in ihren Häusern. Der König Salomon brauchte ihn bey dem prächtigen Tempelbaue zu Jerusalem: und die Römischen Käyser liessen diesen Stein, als etwas sehr rares und kostbares, überall aufsuchen. Seit dem er aber von langen Zeiten her, in Europa ist entdecket worden, ist er gantz gemein geworden: allein der orientalische verbleibt noch immer rar.

Dem Chalcedonier wird die Kraft zugeschrieben, daß er die Galle zertheilen, und die Melancholey oder Schwermuth vertreiben solle, doch dieses alles bestehet in der blosen Einbildung. Soll er iedannoch einige Kraft zur Artzney haben, so wird es diese seyn, daß er alkalisch ist, wann er auf einem Reibestein zu einem gantz subtilen Pulver abgerieben worden: dann, da mildert er die allzu heftige Säure im Magen und in denen übrigen Gedärmen: hemmet das[284] Bluten und den Durchfall. Die dosis ist von einem Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein; doch wird es schier gar nicht gebraucht.

Dieser Stein hat seinen Namen von einem Orte, Chalcis genannt, bekommen, von dannen er in viele andere Lande ehedessen ist verführet worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 284-285.
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