Cinnamomum

Cinnamomum.
Cinnamomum.

[313] Cinnamomum.

Cinnamomum sive Canella, frantzösisch Canelle, teutsch, Zimmt, ist eine ziemlich dünne, gleiche Rinde, lang und nach der Länge aufgerollt, von Farbe braun oder gelb und röthlicht, von trefflich lieblichem Geruch, eines süssen, scharffen, würtzhaften u. überaus angenehmen Geschmacks. Der Zimmt wird von den Aesten des Zimmtbaums gezogen, welcher frantz. [313] Canelier genañt wird, und so hoch als eine Weide wächst, und Blätter träget, welche an Gestalt dem indianischen Blatte, das wir Malabathrum zu nennen pflegen, ähnlich sehen. Seine Blüten sehen als wie kleine Kelchlein oder Becherlein, sind weiß u. wohlriechend: darauf folgen die Früchte in Grösse und Gestalt der Oliven, die sind anfangs grün, werden aber schwartz, wann sie reiffen. Dieser Baum wächst auf der Insel Ceylon, mittagwärts in Indien gelegen. Reisende berichten, wie daß es gantze Wälder voll, zwölff Meilen lang, von solchen Bäumen gäbe, die tragen des Jahrs zweymahl. Die Frucht fiele ab und auf die Erde, schlüge aus und würde so geschwind zu einem Zimmtbaume, daß, wann die Einwohner die Wege durch diese Wälder nicht mit allem Fleisse reine hielten, dieselbigen von wegen Menge dieser Bäume in wenig Jahresfrist gestopft seyn würden, daß niemand dadurch kommen könte. Das Holtz hat weder Geschmack noch Geruch: die vornehmste und beste Kraft steckt in der Schale oder Rinde, welche aussen graulicht ist, und innewendig gelblicht, wann sie annoch frisch. Wann sie von dem Baume abgezogen worden, wird sie mit leichter Mühe in zwey Theil getheilt, und nur die unterste davon, als die beste, behalten. Solchergestalt ist der Zimmt die andere Rinde: die legen sie in die Sonne, daß sie treugen kan, da rollt sie zusammen, so wie wir sie zu sehen kriegen, und überkommt durch innerliche fermentation ihren Geruch und Geschmack; dann sie hat weder den einen noch den andern, wann sie erst von dem Baume abgenommen worden. Doch müssen sie dabey genau in Obacht nehmen, damit die Sonne nicht zu heiß drauf scheine, sonst würde sie schwartz werden, und einen guten Theil ihrer flüchtigen und besten Theilgen verliehren. Hingegen, wann das Wetter gar zu feucht, würde sie zu langsam trocknen, eine graue Farbe bekommen und bey weiten nicht so kräftig seyn, weil die principia nicht sattsam exaltiret: dannenhero gehöret eine gantz gemässigte Wärme darzu. Man soll dieselbige erwehlen, wann es feine schöne, dünn und zarte Rinden sind, die hoch von Farbe, starck von Geruch und scharff von Geschmacke sind.

Man sagt, wenn der Baum seiner Rinde beraubet worden, und würde drey Jahr hindurch in Ruhe gelassen, so bekäme er eine neue Schale, die eben also gut. Der Zimmt führet viel kräftiges, starckes Oel und flüchtig Saltz.

Er dienet das Hirn zu stärken, das Hertz und den Magen; widerstehet dem Gift, treibt die Winde und die Blähungen, hilfft zur Verdauung, befördert auch der Weiber Reinigung und Niederkunft.

Bisweilen findet sich bey den Droguisten oder Specereyenhändlern die Rinde, welche von dem Stamme des Zimmetbaumes ist geschälet worden,[314] die ist breit und dicke, hat aber weder Geruch noch Geschmack und wird Canelle matte, genannt. Vielleicht ist sie, was die Araber Darcheni genennet haben, und wird zur Artzney gar nicht gebraucht.

Das Blatt oder Laub vom Zimmetbaume als ein Pulver eingenommen, ist eine gute Hertzstärckung.

Aus der Frucht dieses Baumes wird ein ölichter und grünlichter, scharffer Saft gepresset, der riecht und schmecket wie Zimmetöl. Die Einwohner auf der Insel bedienen sich dessen zu Stärckung des Magens.

Die Wurtzel des Baumes wird aufgerissen und ein liquor daraus gezogen, der wie Campher riechet.

Cinnamomum bedeutet soviel als Amomum Chinæ.

Canella ist das diminutivum von Canna, ein Rohr: welcher Name dem Zimmt deswegen ist ertheilet worden, dieweil diese Rinden als wie kleine Röhrlein sehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 313-315.
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