Granatus

[501] Granatus.

Granatus, frantzösisch, Grenat, teutsch, Granat, ist ein köstlicher Stein, roth und gläntzend als wie Feuer, dem Rubine ähnlich, iedoch weit dunckler. Es giebet seiner allerhand Arten, welche ihre Schönheit und Glantz von einander sondert. Die besten und theuersten sind die Orientalischen, welche die Steinschneider zu schneiden pflegen, damit sie können gefasset werden. Die occidentalischen werden zur Artzney gebraucht: dann sie sind eben so gut, als wie die andern, und kosten nicht so viel. Sie kommen aus Spanien, aus Böhmen, aus Schlesien.

Die Granaten sollen die Kraft haben das Hertz zu stärcken, dem Hertzpochen zu steuern, die Melancholie zu vertreiben, und dem Gifte zu widerstehen. Alleine, alle ihre Kraft und Tugend bestehet darinne, daß sie die Säure und die allzuscharffen Salia im Leibe vermögen zu verschlucken oder absorbiren, und zu mildern, dergleichen alle andere alkalische Materien auch können thun: dahero dienen sie Blutstürtzung und den Durchfall zu versetzen. Sie werden auf einem Steine gantz subtil abgerieben, und von zehn Granen bis auf ein Paar Scrupel auf einmahl gegeben.

Granatus heist er, dieweil er einem Granatenkerne nicht unähnlich sieht, und weil er insgemein so klein ist, und als wie Körner.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 501.
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