Lavandula

[618] Lavandula.

Lavandula, frantzösisch, Lavande, teutsch, Lavendel, ist ein Kraut, dessen es zwey Hauptgattungen giebet: eine grosse, und eine kleine.

[618] Die erste wird genannt

Lavandula major, Cord. in Diosc.

Lavandula mas, Lugd.

Lavandula latifolia, C.B. Pit. Tournef.

Spica Nardus Germanica, Trag.

Nardus Italica, Matth. Lob. Germanica, Lon.

Casia alba Theophrasti, Dalech. in Plin.

Pseudonardus, quævulgo Spica, J.B. Raji Hist.

frantzösisch, Grande Lavande, oder Aspic, oder Nard.

teutsch, Spicanard.

Die treibet Stengel oder Ruthen, zu zwey und drey Fuß hoch, die sind harte, holtzig und viereckigt. Ihre Blätter sind länglicht und weißlicht. Die Blüten sehen wie ein Rachen aus, und sind gar kleine: sie wachsen auf den Spitzen der Stengel und der Zweige, stehen daran wie Ringe und wie Aehren, und sehen blau oder violet. Wann die Blüten vergangen sind, so folgen dünne, länglichte Samen, deren vier und viere in der Hülse stecken, welche der Blüte zum Kelche gedienet. Die Wurtzel ist holtzig. Das gantze Kraut, absonderlich die Blüte, giebt einen starcken, würtzhaftigen und gar annehmlichen Geruch von sich, der alle Orte, wo man sie hinlegt, durchräuchert. Der Geschmack ist etwas bitter. Es wird in den Gärten gezogen, in warmen Landen, wie in Italien, in Languedoc und in Provence. Bisweilen findet sich eine Sorte mit weissen Blüten, die wird alsdann Stæchas und Spica hortulana flore albo, Ger. Spicanard mit weisser Blüte, genannt.

Die andere Sorte heist

Lavandula minor, Cord. Hort. fœmina, Lugd.

Lavandula angustifolia, C.B. Pit. Tournef.

Pseudonardus quæ Lavandula vulgo, J.B. Raji Hist.

Pseudonardus fœmina, Matth.

Nardus vulgo dicta, Ges. Hort.

Stachys, Ang.

Spica Italica & domestica, Cæsalp.

Die ist der gemeine Lavendel, und von der vorhergehenden darinne unterschieden, daß ihre Blätter um ein gut Theil kleiner, viel schmäler und grün, gar nicht weiß sind: daß ihre Aehren sehr viel kürtzer sind und ihr Geruch nicht also starck. Sie liebet ungeschlachte, steinige Oerter: wird auch in den Gärten, in allen Landen gezeuget. Es giebt auch eine Art mit weissen Blüten, die wird Lavandula alba, & Spica alba, Tab. weisser Lavendul oder Spicanard genannt.

Alle führen viel kräftig starckes Oel und flüchtig Saltz: die Blüten werden zu der Artzney gebraucht.

Sie dienen zur Stärckung des Gehirns und der Nerven: werden beym Schlag und Lähmung der Glieder gebrauchet, wider die Schlafsucht und fallende Seuche, zu den Flüssen. Sie treiben die Winde und Blähungen, auch der Weiber ihre Zeit, widerstehen der Fäulung und jagen, vermittelst der unempfindlichen Ausdünstung, die bösen Feuchtigkeiten aus dem Leibe. Sie werden innerlich und äusserlich gebraucht.

Lavandula kommt von lavando, waschen, her, weil der gemeine Lavendel zu den Fuß- und andern Bädern gebrauchet wird: oder auch, weil ihn die Wäscherinnen, die auf frantzösisch Lavandieres genennet[619] werden, in das Geräthe, das sie frisch gewaschen und gebleichet haben, zu legen pflegen, damit es einen lieblichen Geruch bekommen möge.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 618-620.
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