Lepus

[631] Lepus.

Lepus, frantzösisch, Lievre, Hase, ist ein vierfüßiges Thier, dem Kaninchen nicht so gar unähnlich, iedoch viel grösser; mit grauen, in etwas braunrothen Haaren bedecket, sehr schüchtern, behende und schnell zu lauffen: vermehret sich gar häuffig. Das Mäñlein, oder der Hase, wird frantzösisch von einen und andern Bouquet genennet, als ob sie sprechen wolten, petit Bouc, ein kleiner Bock, und das Weiblein, die Häsin, Hase. Der junge Hase heist auf lateinisch, Lepusculus, frantzösisch, Levreau oder Levreaux, teutsch, ein Häslein. Wie gesaget wird, soll er das eintzige unter allen Thieren seyn, welches Haar im Maule, und unter den Füssen hat. Sein Kopf ist kurtz, die Ohren sind lang und gerade: die Zähne sind lang, starck, und schneidend scharff: der Hals ist länglicht, ziemlich rahn und rund: die Schenckel sind leicht und flüchtig: die Stimme ist scharff: das Gehör ingleichen, so daß er auf die geringste Bewegung des Laubes davon läufft. Er hält sich in Höltzern und in Försten auf; und nähret sich mit Kräutern. Unterweilen finden sich gehörnte Hasen: iedoch sehr selten. Alles, was von dem Hasen genommen wird, führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Das Hasenhaar auf die Wunden geleget, stillet das Blut.

Das Fleisch von einem zarten oder jungen Hasen giebt gute Nahrung, und hat einen guten Saft.

Sein Blut, Hertz, Lung und Leber präpariret oder[631] getrocknet und zu Pulver gestossen, dienen zu Verstellung der rothen Ruhr und des Durchfalles, zermalmen den Nierenstein, treiben den Harn und der Weiber Zeit, sind auch gut wider das böse Wesen und das viertägige Fieber. Auf einmahl wird ein halber Scrupel, bis auf ein halbes Quintlein eingegeben.

Das frische Hasenblut dienet die Leber- und andere Flecken auf der Haut hinweg zu bringen.

Das Hasenlaab, frantzösisch, caillé de Lievre, lateinisch Coagulum leporis genannt, ist eine käsichte Materie, die sich in dem Magen des jungen Hasen anhenget, und dienet wider den Gift, macht guten Samen, dient wider die schwere Noth und die rothe Ruhr, befördert die Geburt: es wird innerlich und äusserlich gebraucht. Auf einmahl wird ein halbes Quintlein, bis auf ein gantzes eingegeben.

Das Hasenhirn stärcket die Nerven.

Die Geilen und die Nieren vom Hasen, getrocknet oder präparirt, reitzen den Samen, zermalmen den Stein, halten den wider Willen fliessenden Harn zurücke, und stärcken die Blase. Die dosis ist von einem Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein.

Das Hasenfett äusserlich gebraucht, befördert die Däuung, und das eytern der Geschwüre.

Der Hasenkoth ist gut zum Stein und zu der schweren Noth, eingenommen.

Lepus kommt von λεῖος, lævis, glatt, lind anzufühlen, und πόρος, incessus, Gang; dieweil der Hase mit lind und weichen Haar bedecket ist, und gar geschwinde läufft.

Das frantzösische Wort Hase, kommt von dem teutschen Worte Hase.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 631-632.
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