Negundo

Negundo mas.
Negundo mas.

[777] Negundo.

Negundo, Acostæ, Garz. ist ein Baum in Indien, dessen es zwey Sorten giebet; einer wird das Männlein genannt, der andere das Weiblein. Das Männlein ist so groß als ein Mandelbaum, seine Blätter sehen wie das Weidenlaub, sind ausgezackt am Rande, wollicht und rauch, gleich[777] als die Weidenblätter.

Das Weiblein nennen die Portugiesen Norchila, die Canariner Niergundi, auf Malagare heisset es Sambali und in Malabar Noche. Es wird eben also groß, als wie das Männlein, allein sein Laub ist etwas breiter u. auch etwas runder, gantz und ohngezackt, den weissen Pappelblättern nicht unähnlich. Von den Arabern, Persern und Einwohnern in Decan wird die eine Art sowol als wie die andere Bache, und von den Türcken Ayt genannt. Ihre Blätter riechen und schmecken wie die Salbey, jedoch ein wenig bitterer und schärffer. Des Morgens frühe wird auf vielen solchen Blättern ein gewisser weisser Schaum gefunden, der des Nachtes da heraus getrungen ist. Ihre Blüten kommen an Gestalt den Rosmarinblüten gar sehr gleich. Die darauf folgenden Früchte vergleichen sich dem fremden Pfeffer, ihr Geschmack aber ist weder so beissend, noch so brennend. Diese Bäume wachsen an vielen Orten in Indien, und insonderheit in der Landschaft Malabar.

Das Laub, die Blüten und die Früchte zerstossen, in Wasser gekocht und in Oel gebraten, sollen, wie man saget, aufgelegt mit sonderlichen Nutzen zu allen und jeden Schmertzen dienen, sie mögen auch herkommen, woher sie immer wollen, insonderheit zu Schmertzen in den Gelencken, so etwan von einer kalten Feuchtigkeit verursacht worden. Desgleichen sollen sie gantz wundersame Wirckung thun bey Quetschungen und Geschwulst. So werden auch diese Blätter zerquetschet und auf die alten Schäden aufgelegt, dann sie sind gut zu Wunden, reinigen dieselbigen und schliessen sie. Die Weiber machen einen Tranck vom Laube, Blüten und den Früchten, den trincken sie und reinigen damit den Leib, in Meinung, solches solle zu der Empfängniß helffen. Die Blätter gekauet, machen einen guten Athem: so sollen sie auch die Venushitze dämpfen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 777-778.
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