Olea

Olea.
Olea.

[800] Olea.

Olea, frantzösisch, Olivier, teutsch, Oelbaum, ist ein Baum, von nicht gar sonderbarer Grösse: dessen giebet es zwey Sorten, eine zahme und eine wilde.

Die erste wird genannt

Olea, Brunf.

Olea sativa, Dod. J.B.C.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Dessen Stamm ist voller Knoten, die Rinde ist glatt und aschenfarben, das Holtz so ziemlich dichte, von Farbe etwas gelb, und schmeckt ein wenig bitter. Die Blätter sind länglicht und schmal, beynahe wie das Weidenlaub, spitzig, dick und fleischig, fett und hart, obenher bleichgrün, unten weißlicht, iedoch nicht rauch, sitzen auf gar kurtzen Stielen, und gegen einander über. Zwischen ihnen und den Zweigen heraus entspriessen kleine Stiele, auf denen stehen die Blüten, wie weisse Träublein, deren iede aus einem einigen Blatte oder Stück bestehet, welches oben ausgeschweifft und in vier Theil getheilet ist, doch unten geht es enge zu, als wie ein Röhrlein. Wann die Blüte vergangen ist, so folget ihr eine länglichte oder ovalrunde Frucht, die ist grüne, fleischig und saftig. Lateinisch wird sie Oliva genannt, auf teutsch Olive, und auf frantzös. auch Olive, die ist bald dicker oder kleiner, nachdem sie da oder dort gewachsen ist: dann, welche in Provence zu wachsen pflegen, die sind so dicke wie die Eicheln, die spanischen hingegen sind so dicke wie Muscatennüsse. Alle beyde haben einen scharffen, bitteren, herben, unannehmlichen Geschmack. In ihrem Fleische beschliessen sie einen länglichten, steinharten Kern, und dieser gleichfalls ein länglichtes Samenkorn. Dieser Baum wird in warmen Landen gezogen, in Italien, in Spanien, in Languedoc und in Provence.

[800] Der wilde Oelbaum heist

Olea sylvestris, Ger. Raji Hist.

Olea sylvestris folio duro subtus incano, C.B. Pit. Tournef.

Oleaster, Lon. Cæs.

Oleaster, sive Olea sylvestris, J.B. Park.

Der ist darinne von dem ersten unterschieden, daß er in allen Stücken um ein gut Theil kleiner ist, und daß seine Blätter untenher viel weisser sind. Er wächst auch in warmen Ländern, iedannoch werden seine Oliven nicht gebraucht.

Die guten Oliven werden mit Saltz und Wasser eingelegt, damit sie zum verspeisen dienen mögen: dann, wann sie von dem Baume kommen, haben sie einen gantz unerträglich häßlichen Geschmack.

Das Baumöl frantzösisch, Huile d'Olive, lateinisch, Oleum olivarum, wird auf solche Art gemacht, wie ich in meiner Pharmacopœa universali angewiesen habe: es erweichet, stillet die Schmertzen, zertheilet, dient zu der rothen Ruhr und zu der Colica. Die Oliven führen auch viel phlegma und Sal essentiale, das bringt man aber auf gehörige Art davon, bevor sie unter die Presse geleget werden.

Das Oelbaumlaub hält an.

Die Oelzweige waren vor diesem ein Friedenszeichen, gleichwie anietzo die Lorbeerzweige ein Ehrenzeichen sind.

An dem rothen Meere wachsen gewisse wilde Oelbäume, die geben ein Gummi oder Hartz, das dient vortrefflich zur Blutstillung und zu Wunden.

Olea kommt von dem griechischen Worte ἔλαια, das bedeutet eben auch so viel.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 800-801.
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