Phalangia

[865] Phalangia.

Phalangia, frantzösisch, Phalange, ist eine Gattung grosser Spinnen, deren Füsse durch drey Knoten oder Gelencke abgetheilet sind, als wie die Knöchlein an den Fingern: daher ihr auch der Name worden. Es giebet ihrer allerhand Arten: sie machen ihr Gewebe wie die gemeinen Spinnen. Sie wachsen in warmen Landen, in Italien, in Spanien, in Indien, in den Klunsen der Mauern. Sie sind sehr giftig, und ihr Stich ist tödtlich, wo man nicht alsbald helffen kan, und bringet insgemein eine tödtliche Schlafsucht. Die Mittel wider dieses Gift sind Orvietan, die flüchtigen Saltze von Ottern, von Hirschhorn und Urin, tantzen und Gesang.

In Peru findet sich eine dergleichen Spinnenart, die ist so dicke als wie eine Pomerantze, deren Stich ist vergiftet und tödtlich, wo man nicht stracks Rath schafft. Die Indianer heilen sich, wann sie in die Wunde zwey oder dreymahl einige Tropfen von dem Milchsafte aus den indianischen Feigenblättern lauffen lassen, und ein Stücke von einem zerquetschten Blatte darauf legen.

Alle dieser Spinnen Gift besteht in einem sauern Saltze welches sie in die Aederlein des Fleisches schiessen, indem sie stechen; das wird hernachmahls in die grössern Adergefässe geführet, darinne hemmet es den Lauff des Blutes, und macht daß es gerinnen muß. Daher kommt es auch, daß salia volatilia alkalina, und alle andern Artzneyen, welche dienen die Feuchtigkeiten in dem Leibe dünne und flüßig zu machen, zu Zertreibung dieses Giftes gut sind.

Diese Spinnen zerquetscht, und rund um die Hand gebunden, wann einem ein Wechselfieber ankommt, vertreiben dasselbige iezuweilen, wegen ihres flüchtigen Saltzes, welches in die Schweißlöcher hinein dringet, und durch seine Flüchtigkeit, diejenige Feuchtigkeit, die das Fieber verursachet, zertheilet oder gar wegnimmt.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 865.
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