Platanus

[892] Platanus.

Platanus, frantzösisch Platane oder Plane, teutsch fremder Ahorn, ist ein fremder grosser Baum, von dem es zwey Gattungen giebet.

Die erste wird genannt

Platanus orientalis vera, Park. Raji Hist. Pit. Tournef.

Plantanus orientalis pilulis majoribus, Hermann.

Dessen Aeste breiten sich weit aus, als wie die am Nußbaume, und geben einen grossen Schatten. Sein Holtz ist so starck und veste, als wie das Eichen- und Buchbaumholtz. Der Stamm ist mit einer glatten Schale überzogen, die als wie Leder siehet: allein, er lässet alle Monate einige von seinen obersten und rauhen Rinden fallen, von denen iederzeit einige unter dem Baume zu finden sind. Seine Blätter sind groß, sehr breit, hart und eckigt, als wie die an dem Ricinus, oder fünff bis sechs mahl zertheilet, wie eine offne Hand, hangen an langen, gar starcken Stielen. Seine Kätzlein sind nach Tourneforts Erachten, kleine Häufflein Spitzen, mit zartem Staube angefüllt: und diese hinterlassen keine Frucht. Die Früchte wachsen auf demselben Stamme an sonderlichen Orten, und sind rund, als wie Erdbeeren, rauch und wollig, bestehen ans vielen länglichten Samen, die rauch und gelb, und mit Haaren umgeben sind. Dieser Baum wächst nahe an den Flüssen und an wasserreichen Orten, auf der Insel Candien, Lemnos und an vielen andern Orten: er wird auch in Italien mit Fleiß gezogen.

Die andre wird genannt

Platanus occidentalis aut Virginensis, Park. Pit. Tournef.

Platanus occidentalis pilulis minoribus, Hermann.

Die ist von der vorhergehenden unterschieden, weil ihre Blätter nicht so tieff eingeschnitten sind, und weil die Samen, daraus ihre Früchte bestehen, nicht so rauch sind. Dieser Baum kommt ursprünglich aus Virginien: wird aber auch in Europa an vielen Orten gezogen.

Die zarten, jungen Blätter vom Platanus zertheilen, werden zu der Entzündung der Augen, zu Flüssen, und zur Geschwulst gebraucht und aufgeleget.

[892] Die Rinde ist gut für die Zahnschmertzen.

Die Frucht abgesotten gebrauchet, ist gut wider den Gift.

Platanus kommt von πλάτος, latus, breit, weil dieser Baum seine Zweige so weit ausstrecket, und weil sein Laub so breit ist.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 892-893.
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