Pyrola

Pyrola.
Pyrola.

[932] Pyrola.

Pyrola, frantzösisch, Pyrole oder Verdure de mer, teutsch, Wintergrün, Waldmangolt, ist ein Kraut, dessen es allerhand Arten giebet. Hier aber werde ich nur zwey beschreiben, die zur Artzney bräuchlich sind.

Die erste wird genannt

Pyrola, Dod. Ger. I.B. Raji Hist.

Pyrola nostras vulgaris, Park.

Pyrola rotundifolia major, C.B. Pit. Tourn.

Die treibt aus ihrer Wurtzel fünff bis sechs Blätter, die fast gantz rund sind und dem Birnen-Laube gleich, ziemlich fleischig, glatt und sauber, sehen der Farbe nach, als wie die an der Beta, und bleiben den gantzen Winter über grüne, sitzen auf langen Stielen, und liegen auf dem Boden herum. Darzwischen erhehet sich ein Stengel, etwa des Schuhes hoch, der ist eckigt, und mit einigen kleinen, spitzigen Blätterlein besetzet, trägt auf der Spitze gar angenehme Blümlein, die gut riechen und aus viel Blätterlein in Rösleinform bestehen, weiß sehen, und haben in der Mitten einen pistillum, der von unten bis oben hinaus krumm ist, als wie ein Elephantenrüssel. Wann die Blume gefallen, so wird aus dem pistillo eine eckigte Frucht, die inwendig in fünff Fächlein abgetheilet ist, so voller Samen, der so zart wie Staub ist, stecken. Die Wurtzel ist zarte, zaserig und kreucht herum. Das gantze Gewächs hat einen bittern und anziehenden Geschmack.

Die andere Sorte heist

Pyrola minima, Eyst.

Pyrola rotundifolia minor, C.B. Pit. Tourn.

Die ist von vorgehender sonst gar nicht unterschieden, als daß alle ihre Theile kleiner sind.

Diese Kräuter wachsen auf den Bergen, und an[932] schattigen Orten, in den Höltzern, bey Genff, in Teutschland, in Böhmen, in Mähren, in den nordischen Ländern, von daher uns die trocknen Blätter zugeführet werden: doch sind sie in Paris seltsam genug. Man soll diejenigen erwehlen, welche frisch sind und gantz, recht wol trocken, von Farbe dunckelgrün; dabey mag man sich hüten, daß nicht etwan gar zu gewinnsüchtige Kaufleute die jungen Blätter vom Birnbaume darunter gemenget haben, dann es ist schwerlich zu erkennen.

Das Wintergrün hält an, dient zu den Wunden, erfrischet, ist gut zum Durchfall, und zum Bluten, zur Entzündung auf der Brust, wann es als ein infusum oder als ein Pulver wird gebrauchet. Es wird auch äusserlich gebraucht, und unter die Pflaster und die Salben gemischet, das Blut zu stillen und die Wunden trocken zu halten.

Pyrola kommt von uyros, Birnenbaum, weil dieses Krautes Blätter dem Bienenlaube schier gleich sehen.

Verdure d'Hyver heisset es, weil es den gantzen Winter über grüne bleibet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 932-933.
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