Raja Piscis

[939] Raja Piscis.

Raja, frantzösisch, Raye oder Rée, teutsch, Rochen, ist ein Seefisch, der bey der Fischerey gar sehr bekannt. Sein Leib ist platt, breit und knorpelig. Sein Maul ist klein und spitzig knorpelig und gleissend. Die Kinnbacken sind von drey oder vier Reihen kleinen und harten, glatten und durchsichtigen Beinen besetzet, die ungleichseitig und als wie geschobene Viereck oder Rauten formiret, und ordentlich gestellet sind: Diese sind seine Zähne, mit denen er zermalmet, was er frisset. Sein Schwantz ist lang und mit drey Reihen Spitzen besetzet. Es giebet allerhand Sorten der Rochen, einige haben eine stachlichte Haut, über und über voller weisser Flecken und auf dem Rücken Figuren als wie Sterne: andere aber haben keine solchen Flecke, ohne auf dem Schwantze. Dieser Fisch hält sich bey den Strömen, in der See, an solchen Orten auf, wo es schlammig und morastig ist: er lebet von Fischen und vermehret sich häuffig.

Zu Marseille, wird eine Rochenart gefangen, welche Raja clavata, frantzösisch, Raye bouclée, teutsch, Schildroche genennet wird. Dieselbige ist viel kleiner, viel zärter und schmackhafter als die andern Arten. Sie siehet schwärtzlicht aus.

Der Rochen muß eingeweichet oder auch geklopfet werden, wann man ihn essen will: dann, wann er gar zu frisch ist, so ist er zähe als wie Leder und unverdaulich.

Die Rochenzähne eröffnen, sind alkalinisch und gut die scharffen Feuchtigkeiten in dem Leibe zu dämpfen. Sie müssen auf einem Reibesteine gantz subtil gerieben und einen halben Scrupel bis auf zwey Scrupel schwer eingegeben werden.

Raja kommt von radius, Strahl, weil dieser Fisch Sterne auf dem Rücken führet.

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Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 939.
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