Ranunculus

[942] Ranunculus.

Ranunculus, sive Pes corvinus, frantzösisch, Renoncule, teutsch, Hanefuß, ist ein Kraut, dessen es gar vielerley Sorten giebet. Einige werden, wegen ihrer schönen Blumen in den Gärten gezogen: die andern, welche man wilde nennen möchte, wachsen ungewartet im Holtze, auf dem Felde, in den Wiesen, in Sümpfen und Moraste, auf den Bergen und auf den Klippen. Ihre Blätter sind tieff und in viel Theil zerspalten, sehen gar schön grüne, und haben manchmahl weisse Flecken, Darzwischen erheben sich kleine Stengel, die tragen auf ihren Spitzen, schöne, liebliche und ziemlich breite Blumen oder Blüten, welche vielblätterig sind in Rosenform, bald gelb, bald weiß, bald purpurfarbig, bald weiß und purpurfarbig, bald blaß, bald roth. Wann dieselbigen vergangen sind, so folgen runde oder auch cylinderformige Früchte, die enthalten die Samen.

Die Ranunculn, welche in dem Holtze wachsen, werden lateinisch Ranunculus nemorofus vel sylvaticus; teutsch, Busch- oder Holtzranunculn, wilde Ranunculn, genennet: und deren giebet es viel Arten.

Die auf dem Felde wachsen, heissen Ranunculus campestris, Ranunculus batrachoides, Ranunculus polyanthemus maculosus, Feldranunculn, und giebet ihrer vielerley.

Die in den Wiesen wachsen heissen Ranunculus pratensis, Ranunculus hortensis, Wiesen- und Gärtenranunculn: deren giebet es auch mancherley Sorten.

Die Ranunculn in Sumpf und Moraste heissen Ranunculus palustris Apii folio, Apiastrum, Apium aquaticum, weil ihre Blätter wie die an dem Apio aussehen. Sie werden auch Herba scelerata genañt, dieweil sie zucken und ziehen in den Gliedern und sonst viel tödliche Zufälle denenjenigen zu iehen, die sie geniessen. Apium risus, dieweil sie nebst dem Zucken in den Gliedern die Nerven dergestalt zurücke ziehen, daß es nicht anders sieht, als ob man lachete. Sardonia, seu herba sardoa, dieweil sie sonsten in Sardinien gar häuffig wuchsen. Herba strumen, dieweil sie dienlich sind die Kröpfe und die kropfigen Geschwulsten, lateinisch strumæ, genennet, zu zertheilen und zu zertreiben. Es giebet ihrer gleichfalls vielerley.

Die auf den Bergen wachsen werden lateinisch Ranunculus montanus, teutsch, Bergranunculn, genannt und giebet deren auch gar vielerley.

Die auf den Felsen und Klippen wachsen, heissen Ranunculus saxatilis, Stein- oder Felsenranunculn, und sind auch vielerley.

Der allermeisten Ranunculn Wurtzeln sind entweder zaserig, oder knorzig, oder als wie Rüben. Eine Art giebet es, die heist beym Dodonæo Ranunculus tuberosus, weil ihre Wurtzel ein gar dicker Knollen ist, und schier so groß als eine Haselnuß, rund, von scharffen Geschmack, treibt sehr viel zarte Fasen. Dieselbe wird zu dem Pflaster diabotanum genannt, genommen.

Alle Arten der Ranunculen führen viel scharffes ätzendes Saltz: doch haben die einen dessen viel mehr als die andern. Sie machen, daß das Vieh[942] umfällt, wann es dieselben frist. Man soll sie innerlich gar nicht gebrauchen.

Aeusserlich können sie gebrauchet werden zur Raude, das Haar zu vertreiben, das wilde Fleisch weg zu bringen, und zu den Kröpfen. Die Wurtzeln werden bisweilen unter die Niesepulver gemenget.

Ranunculus, kommt von Rana, Frosch, weil dieses Kraut gemeiniglich in feuchten und im Sumpfe wächst, als wie die Frösche.

Pes corvinus wird es genannt, dieweil die Blätter an einigen Ranuncularten eine Gestalt haben bald wie ein Rabenfuß.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 942-943.
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