Sinapi

Sinapi.
Sinapi.

[1052] Sinapi.

Sinapi, frantzösisch, Moutarde, teutsch, Senff, ist ein Kraut, dessen es drey Hauptgattungen giebet.

Die erste wird genannt

Sinapi, Ang. Ger. Dioscor.

Sinapi Rapi folio, C.B. Pit. Tournefort.

Sinapi sativum, Ger.

Sinapi siliqua latiuscula glabra, semine ruffo, sive vulgaris, J.B. Raji Hist.

Sinapi hortense, Cord. in Diosc.

Sinapi sativum prius, Dod.

Sinapi sativum Rapi folio, Park.

Die treibet Blätter, dem Rübenkräutig nicht ungleich; doch sind sie kleiner und noch rauher. Der Stengel wird vier bis fünff Schuhe hoch, ist rund und rauch, theilet sich in einen Hauffen Seitenzweige, mit kleinen gelben Blumen von vier Blättern, übers Creutz gestellt. Wann die gefallen sind, so folgen ziemlich kurtze, eckigte und spitzige Schoten, welche voll Samen stecken,[1052] die schier gantz rund sind, braunroth oder schwärtzlicht, eines scharffen beissenden Geschmacks. Die Wurtzel ist holtzig, brüchig, weiß und mit Zasern besetzet.

Die andre Sorte heist

Sinapi Apii folio, C.B. Pit. Tournef.

Sinapi primum, Fuch.

Sinapi album, Ger.

Sinapi sativum, Lugd.

Sinapi siliqua hirsuta, semine albo velruffo, J.B. Raji Hist.

teutsch, weisser Senff.

Die treibet einen Stengel auf zwey Fuß hoch, der ist ästig, rauch und hol. Die Blätter sehen wie das Rübenkraut, sind zerschnitten, voraus die untersten, mit Haaren und kleinen Stacheln besetzet. Die Blüten sehen wie die an der vorhergehenden, sitzen aber auf längern Stielen und riechen lieblich. Wann dieselbigen vergangen sind, so folgen ihnen rauche, spitzige Schoten, mit Samen angefüllt, welche schier gantz rauch sind, weiß und scharff. Die Wurtzel ist gantz schlecht, der Hand lang, und eines Fingers dicke, holtzig, weiß, und mit vielen langen Zasern besetzet. Diese beyden Arten Senff werden auf dem Felde und in den Gärten gebauet.

Die dritte wird genannt

Sinapi sylvestre, Dod. Lugd.

Sinapi tertium, Matth. Cast.

Sinapi Eruca folio, C.B. Pit. Tournef.

Eruca, sive Rucula marina minor & Sinapi 9. Trag.

teutsch, wilder Senff.

Die ist von denen Sorten des zahmen Senffes darinne unterschieden, daß sie viel kleiner ist, daß ihre Blätter dem Rauckenkraute ähnlicher sind, und daß ihr Same röthlicht siehet. Sie wächst an rauhen und steinigen, feuchten und an der See gelegenen Orten.

Die Samen des Senffes durchgehends führen viel Sal essentiale und Oel: sie werden zur Artzney gebraucht.

Sie zertreiben, machen dünne, eröffnen, machen guten Appetit, zertreiben die dicken Feuchtigkeiten und zermalmen den Nierenstein. Sie werden für das viertägige Fieber gebrauchet, für die Schwermuth, so von Miltzbeschwerung pfleget zu entstehen, für den Scharbock, zum niesen, zu Zertreibung der Geschwulst und Beulen, die Geschwüre zeitig und reiff zu machen. Sie werden zu Pulver zerstossen, innerlich und äusserlich gebraucht. Sie werden auf die Schultern geleget, wann man hat Köpfe setzen oder schröpfen: wie ingleichen zum Schlag und Lähmung der Glieder, wann man den Patienten munter machen will. Dieses wird Sinapisœus genannt; und verrichtet das seinige, vermöge seiner grossen Schärffe.

Aus dem Senffsamen, wann er wol zerstossen worden, wird ein Oel gepresset, das dienet zur Lähmung der Glieder, und die kalten Flüsse zu zertheilen.

Sinapi, σἰνηπι, kommt von σἰνειν ὤπας, dieweil der starcke Geruch des Senffsamens den Augen Schaden thut: oder, Sinapi, quasi σίναν νάπυ, dieweil[1053] des Senffes seine Blätter dem Rübenkraute ähnlich sehen.

Das frantzösische Wort Moutarde, kommt von mustum, Most, und ardere, brennen, quasi mustum ardens: weil der zerstossene Senffsamen mit Most vermischet, und daraus als wie ein dünner Teig bereitet wird, welcher scharff ist und beisset oder brennet: das ist alsdann, was man Moutarde, Mustard, Mostard, Senff, pfleget zu nennen, und an statt der Tuncke, Lust zum Essen zu machen, gebrauchet wird.

Der Mustard wird insonderheit zu Dyon und zu Angers bereitet, hernach von dannen, durch gantz Franckreich, in kleinen Fäßlein versendet. Er könte wol auch in Paris gemachet werden; doch diesem wird allda der weisse Mustard vorgezogen, welcher aus wol zerstossenem Senffsamen, mit etwas Mehl und Eßig vermischet, bereitet wird: er ist weit schärffer, als wie der, welcher mit Moste zugerichtet worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1052-1054.
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