Spodium

[1073] Spodium.

Spodium. Ebur ustum.

frantzösisch, Spode oder Yvoire brúlé.

teutsch, gebranntes Helffenbein.

Ist Helffenbein, welches in kleine Stücken zerschlagen und in offenem Feuer so lange ist gebrennet worden, bis daß es nicht wehr dampft, und ist gantz schwammig, brüchig, leichte, weiß und alkalinisch worden, sich auch gantz leicht zerstossen läst. Es ist eigentlich das caput mortuum vom Helffenbeine, dann alles flüchtige Saltz von diesem Elephantenzahne ist bey dem Brande, zusamt dem Oel und phlegma auf- und weggeflogen, so daß weder Saltz, noch etwas anders gutes mehr im Spodio vorhanden. Alle diese Dinge könte man sich wol zu nutze machen, wann mann das Helffenbein aus einer Retorte, bey einem Gradfeuer, in eine grosse Vorlage wolle destilliren, wie ich in meinem Buche von der Chymie erinnert habe: dann, da bekäme man das Sal volatile, den spiritus und das oleum vom Helffenbeine: und die schwartze Materie, welche in der Retorte hinterstellig bliebe, würde eben so gut zur Bereitung des Spodii seyn, als wie das ungedestillirte Helffenbein; man dürffte sie nur mitten in die glühenden Kohlen legen, bis sie fein weiß geworden, welches in kurtzer Zeit geschehen könte. Das Spodium soll man erwehlen, welches auswendig und inwendig recht weiß ist, leichte und in feinen hübschen Stücken, die leichtlich brechen.

Es hält an und dienet das Bluten zu versetzen, den Durchfall und den Samenfluß, die sauern und scharffen Feuchtigkeiten in dem Leibe zu mildern, zu verwehren, daß die Milch im Magen nicht zusammenlauffe. Es wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze auf einmahl davon gegeben.

[1073] Der alten Araber ihr Spodium oder Antispodium waren zu Aschen verbrannte Wurtzeln von Schilff und Rohr. Dem wurden grosse Kraft und Tugend zu geschrieben, nämlich, das Hertz zu stärcken, die Lebensgeister zu ersetzen, wie ingleichen die verlohrnen Kräfte wieder zu bringen. Allein, die gantze Kraft dieser Asche bestunde blos in dem eröffnenden Saltze, welches sie in sich hielte.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1073-1074.
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