Squilla

[1076] Squilla.

Squilla.

frantzösisch, Chevrette oder Saillicoque.

teutsch, Seekrebs ohne Scheeren.

Ist eine Art Seekrebse, mit geraden und spitzigen Beinen, dann sie haben keine solchen Scheeren, als wie die andern Krebse. Der Kopf ist mit spitzigen Hörnern besetzet. Sie wachsen in den Sümpfen in der See, um die Klippen herum. Es giebet ihrer allerhand Gattungen, welche vornehmlich die Grösse und die Farbe unterscheidet. Die wir zu sehen kriegen, sind insgemein so groß und lang, als wie der Daumen, roth und mit einer ziemlich harten Schale überzogen. Ihr Fleisch ist niedlich und schmackhaftig, zart und von lieblichen Geschmack, auch leichtlich zu verdauen: sie führen viel flüchtiges und fixes Saltz.

Sie dienen den Urin zu treiben, den Stein in der Blase und in den Nieren zu zermalmen, zu den Kröpfen, zur Engbrüstigkeit, das Blut zu reinigen, Stärckung zu geben, wann sie gegessen, oder als ein Tranck genossen werden, oder, wann man ihre Beine und Schalen brauchet.

Die so zu Dieppe, und sonst an vielen Orten in der Normandie gefangen werden, haben meistentheils auf einer Seite ihres Kopfes eine knorplige Beule, die so groß ist, als wie eine Lupine oder wie eine röthlichte und gelblichte Erbse; beschliesset in einer ziemlich harten Haut, einen platten Cörper, der einer Kellerschabe an Gestalt nicht ungleich, weich und linde, braun und schwärtzlicht ist, löset sich leichtlich von seiner Höle, als wann es ein gantz besonderer Wurm wäre:[1076] doch ist gar keine Bewegung daran zu verspüren, woraus zu vermuthen wäre, daß dieser Cörper lebendig gewesen.

Noch ein Wassergewürme wird Squilla genannt, das siehet der Chevrette, d.i. diesem angeführten Seekrebse einiger massen gleich, nur daß es noch viel kleiner ist. Es giebet vielerley Arten desselben: einige sind mit dünnen und leichten, gelblichten oder weißlichten Schalen bedecket, die andern sind blos und platt: sie lauffen und schwimmen, wachsen in den Bächen und hängen sich an die Wurtzeln des Rohres und der Schwertlilien.

Sie eröffnen, dienen zum Steine und zum Sand und Gries, wann sie abgesotten und als ein Tranck gebrauchet werden.

Deshalben soll dieser Seekrebs Squilla seyn genennet worden, dieweil die Schalen einiger massen als wie die Schalen an der Scilla sehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1076-1077.
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