2. Scene.

[4] Vorige. Die Gräfin.


GRÄFIN. Ihr seid doch auf den Abend unser Gast, Ritter Helldrungen?

HELLDRUNGEN. Ich muß noch vor Sonnenuntergang heim, edle Frau –

DIETRICH. Ach was! Ihr bleibt, nicht gemuckt, oder – acht Tage, vierzehn Tage bleibt ihr hier, ich lasse euch nicht fort. Erich, versteck' ihm sein Pferd. Laß auffahren, was Küch' und Keller hält, Marie! Euer ganzes Gefolge soll herüberkommen, hört ihr – und schick' nach dem Attenrode, Erich, und zum Schlotheim, zum Bissingen, zum Arnsberg: die ganze Kumpanei soll kommen! Wir wollen wieder einmal fein lustig sein –

GRÄFIN leise. Aber Dieter, wenn ich alle Truhen zusammenschütte, so fällt kein Gulden mehr heraus.

DIETRICH. Teufel, was! Der Bauer muß zahlen, der hat noch viel zu viel.

GRÄFIN. Da wir einmal dabei sind – die Almenhausen hat einen neuen Unterzug von Zobel und eine Perlenbrust für 18 Gulden – ich muß eine für 25 haben –[4]

DIETRICH. Versteht sich, du darfst doch nicht hinter dem Gelbgesicht, der Almenhausen, zurückbleiben, die Perlenbrust mußt du haben.

GRÄFIN. Und den Unterzug! Und vergiß nicht heut oder morgen die Bauern auszuschicken, mir Schneckenhäuser zu suchen zum Garnwickeln.

DIETRICH. Die Bauern haben jetzt aber gerad mit der Feldarbeit zu thun.

GRÄFIN. So viel Zeit wird sich doch noch erübrigen lassen. So werden sie eben einen Tag mehr frohnden.

DIETRICH. Wohl, dann geht's. Ist Gerlind noch nicht zurück?

GRÄFIN. Nein, doch ich erwarte sie.


Quelle:
Conrad Alberti: Brot! Leipzig 1888, S. 4-5.
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