Hütet Euch!

[120] Alle diese frechen unglückseligen jungen Männer,

die nur den armselig-unseligen Herden- Trieb

mitbekommen haben von Urväter her blödem Schicksale,

bei angeblich verehrten Frauen »in Ordnung zu kommen« mit ihren eigenen Lebens-Rätseln,

sind eigentlich bewußte Mörder dieser Frauen,

die sie angeblich verehren und sogar scheinbar

vor irgendetwas beschützen wollen!

Ausbeuter sind sie, frech-unglückselig,

da sie nicht ahnen, daß Alles, was sie der

Frau an Enttäuschungen geringster Sorte je bereiten, bereitet haben,

sich nur an ihnen selbst tausendfach räche und rächen muß! Sie sind die Verurteilten ihrer eigenen Verbrechen!

Die Frau ist die »vom heiligen Geist des Mannes« beschützt werden wollende »einfache Natur selbst«!

Wehe Euch Männern allen, die Ihr beschützen, retten wollet, es möchte Euch aus »gewissen Gründen« passen,

und nicht genug Geist dazu mitbekommen habet, zu erretten!

Ein Stümperwerk bleibt Euch übrig,

schwankend zwischen bösartiger Hure und pflichteifriger Hausfrau,

zwischen ewig Hoffnungs-Schwangerer

und blöd-Ergebener!

Nur auf der Alm-Wiese, wo sie, geduckt in herrlichen abenteuerlichen Gräsern,[121]

den heiligen Atem der Natur in sich hineintrinkt,

ist sie Dein, du sonst irrsinniger und von ihr verachteter Mann,

insoferne Du es mit-spürst, daß sie jetzt

»eins« geworden ist mit der Natur selbst!

Lösche Dich aus, Armseligster, trotz allen deinen angeblichen Kräften, vor der heiligen Kraft der Natur selbst!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 120-122.
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