Sie preist seine Gütigkeit

[202] 1

Niemand ist zu jeder Frist

Auf der ganzen weiten Welt,

Niemand in des Himmels Zelt,

Der so gut als Jesus ist.

Seines Geistes Gütigkeit

Währet bis in Ewigkeit.


2

Seinen lieben Sonnenschein

Läßt er alle Tag aufgehn

Und sein‘ Engel bei uns stehn,

Daß sie unsre Wächter sein.

Seines Geistes Gütigkeit

Währet bis in Ewigkeit.


3

Er ernähret unser Vieh,

Spreitet über Feld und Au

Einen fruchtbarn Perlentau,

Gibet Regen spät und früh.

Seines Geistes Gütigkeit

Währet bis in Ewigkeit.


4

Mein und meiner Väter Schuld

Hat er selbst bezahlt für mich

Und zum Pfand erboten sich,

Daß mir Gott nun worden huld.

Seines Geistes Gütigkeit

Währet bis in Ewigkeit.
[203]

5

Ja, sein Blut, den Götterwein,

Und sein Fleisch, das Himmelbrot,

Gibt er mir, will bis in Tod

Selbsten um und bei mir sein.

Seines Geistes Gütigkeit

Währet bis in Ewigkeit.


6

Endlich will er mich mit sich

In sein himmlisch Reich einführen

Und mit seiner Gottheit zieren,

Daß er ewig liebe mich.

Denn seins Geistes Gütigkeit

Währet bis in Ewigkeit.

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 202-204.
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