Sie frohlockt, daß Gott die christliche Kirche immer erhalten hat

[354] 1

Preise, Jerusalem, preise den Herrn,

Lobe, Berg Sion, Gott dankbar und gern.

Singet und klinget mit munterem Schalle,

Ihr, dessen Bürger und Bürgerinn' alle.


2

Denn er beschützt noch die Schlösser der Stadt,

Die er auf Petro, dem Fels, stehen hat.

Alle die Pforten der grimmigen Höllen

Können sie bis auf die Stunde nicht fällen.


3

Ihre zwölf Gründe von edlem Gestein

Sind noch ganz unversehrt, funkelnd und rein.

Alles ihr Gold in den inneren Grenzen

Sieht man noch fein wie im Anbeginn glänzen.


4

Ihres Regenten Thron, Sitz und Gewalt

Ist wie die Sonn an dem Himmel gestalt.

Wie eine Burg auf den Bergen und Höhn

Siehet ihn jedermann sichtbarlich stehn.


5

Ewiglich bleibet bei ihrem Geschlecht

Gottes Gesetze, Wort, Richtschnur und Recht.

Ewiglich will er sie gläubig erhalten,

Nimmermehr lassen vergehn noch erkalten.
[355]

6

Ewig soll sichtbarlich bleiben ihr Thron,

Gleichwie die Sonn und vollkommener Mon.

Ewig ihr Same, denn Gott hats geschworen,

Da er sie Christo zur Erbschaft erkoren.


7

Kommet deswegen und lasset uns stehn

Auf dieses Berges gesegneten Höhn.

Laßt uns auf ihme mit Singen und Beten

Lobend und dankend vor Jesum hintreten.

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 354-356.
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