LI.

[44] 1. Freundlicher held, dich hat erwelt

mein hertz zu trost und freuden,

Durch sehnen ist mein hertz verstelt,

so ich von dir mus scheiden.

Doch bleybt bey dir, mein hertz mit gir,

desgleichen thu du mir erzeigen,

dieweil ich leb, von dir nicht streb,

mein hertz ist gantz dein eigen.


2. Mein höchster hort brich nit dein wort,

das du zu mir thets sagen,

Da ich dir klagt, meins hertzen not,

ich müst sunst gar verzagen.

Denn mich auff erd nichts höhers frewt,

denn wenn ich thu ermessen

was freude unn gunnst ich von dir hab,

kein zeit kan ich vergessen.


3. Im hohen wohn, (wonne) scheint mir die sonn,

so hertzlich anschawe dich,

Wol es mir doch selten geschicht,

so seind meine freude gantz entwiecht.

Schaffet alles die zeit, verlangen geit,

dieweil ich mich ergeben,

ach glück schick bald, ein bessers ziel,

der hoffnung wil ich leben.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 44-45.
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