LXXXVI.

[86] 1. Hertz einiger trost auff erden,

verlangen thust dem jungen hertzen mein,

Verdrungen sol ich werden,

das thut der liebe hertzlich wehe.

Seind das bin ich gescheiden

von deinen braun äuglein klar,

ein böses kraut hat mich verdrungen gar.


2. Dein kan ich nit vergessen.

hertz allerliebste mein,

Mit lieb bin ich besessen,

das schafft feins lieb dein rotes mündelein.

Das gegen mir freundlich thut lachen,

und beut mir ein freundlichen grus,

ich hoff all mein trew und zuversicht,

ist noch nicht gar umb sunst.


3. Das megdlein war betrübet sehre,

wol umb das junge kneblein fein

Sie kund kaum reden mehre,[86]

dz bracht jrem hertzen schwere pein.

Fahr hin das dich der liebe Gott behüt,

du krenckest mir hertz mut und sinn,

und nimpst mir das junge hertze mein.


4. Das liedlein sey euch gesungen,

wol von dem feinen braunen megdlein,

Ich bin von jr verdrungen,

das kan und mag nit anders gesein.

Damit so hab ich jrer gedacht.

so wüntsch ich jr viel tausent guter nacht.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 86-87.
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