Die neue Ruth.

[190] Das ganze Jahr ist der Feldbau eine in gleichmäßigem Schritt gehaltene stetige Arbeit. In der Heuet, noch mehr aber in der Ernte wird sie plötzlich zur Leidenschaft, es ist ein gehetztes Treiben, jede Stunde, jede Arbeitskraft, jedes Fahrzeug ist unersetzlich, man jagt im Galopp auf klapperndem Wagen die Straße hinauf, biegt feldein, wo die Räder sich still umdrehen, fährt knallend mit geladenem Wagen in's Haus zurück, um dann auf's Neue hinaus zu eilen, wo die gebundenen Garben harren. Selbst die Essenszeit, der sonst so gewissenhaft eingehaltene Ruhepunkt, ist draußen im Felde von Hast nicht frei, so sehr man sich auch gegenseitig ermahnt, die Hast nicht aufkommen zu lassen.

Das aber ist ein schönes Kennzeichen der Menschennatur, daß das Herz sich um so freudiger bewegt inmitten aller Arbeitsmühen, daß ein gutes und heiteres Wort nie erfrischender in die Seele fällt, daß ein Bissen nie besser mundet, daß man nie mehr zu einer, wenn[190] auch flüchtigen doch innigen Begegnung mit den Nebenmenschen aufgelegt ist, als bei solcher angespannten Thätigkeit. Alle Tugenden und Lebensfreuden sprießen frei in ihr auf, und jener uralte Fluch ist zum Segen verwandelt, erst durch die Arbeit ist der Mensch zum Menschen geworden.

Wie der Morgenthau erfrischend auf Busch und Halm lag, so ruhte auch ein erquickliches Gefühl im Herzen Aller, die vom Hause Gottfrieds mit den Sicheln hinausschritten in das Feld. Bläsi ging voran mit den Männern, die Frauen hinter ihnen drein mit Körben und Krügen an der Hand. Man ging eine geraume Strecke wortlos, da machte ein Scherz Traudle's Alles lachen. Sie sagte: »Wann sind die Bauern am stärksten?« Niemand wußte eine Antwort und Traudle erklärte: »Vor der Ernt', da können sie all' ihre (wenige) Frucht auf dem Buckel in die Mühle tragen.« Es bedurfte nur dieses leisen Anstoßes, um die Allen inwohnende Heiterkeit Schlag auf Schlag zur Offenbarung zu bringen. Andere schlossen sich der Gruppe eine Strecke Weges an, und das Lachen und Necken tönte hell über die schnittreifen Feldbreiten. Als die Gottfriedischen in die Nähe des Gerstenackers kamen, der zuerst angeschnitten werden sollte, schimpfte der Knecht, weil der Anwänder (Nachbar), es war der Vater des lahmen Klaus, keine Anstalt getroffen, daß man durch seinen Acker auf den eigenen kommen konnte.

»Wir machen Luft,« sagte Erdmuthe und legte zuerst ihre Sichel an die Aehren, und Bläsi bestätigte:[191]

»Sie hat Recht; zuerst für einen Andern arbeiten, das bringt Segen.«

Es konnte kein besseres Liebeswort Bläsi's geben, als daß er das, was Erdmuthe früher ausgesprochen, hier sogleich anwendete. Fast nur in langsamerem Schritte weiter schreitend, legte man nun einen breiten Weg durch den Acker des Anwänders nieder, bis man zu dem eigenen kam. Die Frauen schnitten immer zwischen den Männern drein den schrägen etwas schmäleren Streifen, den sie zwischen einander stehen ließen, sie selber mit ihrer stärkeren Kraft nahmen größere Breiten, oder wie man hier zu Lande den Ausschnitt nennt, den ein Jeder macht, einen größeren Jaun. Erdmuthe, die zwischen Bläsi und dem Knechte war, legte mit einer Leichtigkeit und Behendigkeit die Aehren nieder, daß es schien, als habe sie eine Zaubersichel, sie kam den andern vorauf, vollendete zuerst den Jaun und rief, die Sichel hoch hebend: Juchhe! daß es weithin schallte und von anderen Feldern erwidert wurde. Traudle erhob sich auch und sagte: »Duss (draußen) ist's, hat seller (jener) Pfarrer gesagt, und hat das Amen vergessen.« Alles lachte und nun ging es rückwärts, und so oft man an das Ende eines Jauns kam, ging das Schneiden viel schneller, weil Alles zusammenrückt, und es wurde gearbeitet als würde geraubt, und das Sprechen der Genossen, die durch keine Scheidewand getrennt waren, nahm einen frischen Anlauf, bis es allmählig wieder verstummte und man nichts hörte, als das Schneiden der Sichel, und manchmal einen Seufzer über Rückenweh.[192]

Man spottete einmal über Erdmuthe, die die Stoppeln höher stehen ließ als die Anderen, sie aber sagte:

»Wenn man dem Acker die Halme nicht zu kurz nimmt, dann ist er halb gefüttert und trägt das Nächstemal um so besser.«

Dieses Wort vernahm der ungehört herbeigekommene Gottfried und sah bitter drein. Deutete er dies vielleicht als Anwendung auf seine Genauigkeit?

Man setzte sich zum Morgenimbiß, den eine Magd herbeigebracht hatte. Traudle konnte sich nicht enthalten, über das schlechtgebackene Brod die spöttische Bemerkung zu machen:

»Es giebt verschimmelte Bauern, die verderben die Gottesgabe und lassen schlechtes Brod backen, damit es Einem wie ein Kieselstein im Magen liegt.«

Alles schwieg, aber Erdmuthe schnitt sich ein gutes Stück ab und sagte dabei halb singend:


»Laible, du mußt Rübele heißen,

Rübele, du mußt gessen sein.«


Gottfried betrachtete genau die Spalten an den Aehren des benachbarten Kornackers, denn es gilt als alte Regel: je mehr Spalten da wo der Strohhalm beginnt, taub sind, um so theurer wird das Korn. Er nickte zufrieden.

Ein Storch flog über die Schnitter weg, und sich zurücklegend und in den Himmel schauend sagte Erdmuthe:

»Ich möcht' nur wissen, wie der Vogel da oben auf uns 'runterguckt, wie sich da Alles tummelt; es[193] muß ihm doch sein, wie wenn wir in einen Ameisenhaufen schauen.«

Gottfried ging brummend davon, er kam wenig auf's Feld, er hatte meist mit seinen Amtsgeschäften zu thun und überließ Bläsi gern die Meisterschaft, und die jungen Leute waren doppelt lustig, wenn er wegging.

Am Mittag kam der wohlausgerüstete Korb. Man saß am Raine, die Sonne im Rücken, und Erdmuthe mußte allzeit den Obstmost in den zinnernen Becher einschenken, der von Hand zu Hand ging.

Man kam den ganzen Tag nicht in's Dorf und schnitt unaufhörlich, bis der Abendtau auf die Felder sank und nur noch der Goldammer von den Obstbäumen pfiff, und die Staare in Haufen aufflogen. Der Vollmond kam mit röthlichem Scheine hinter den Bergen hervor und im Heimgehen sagte Erdmuthe:

»Mir ist's immer wunderig, daß man gar nichts davon hört, wenn der Mond kommt, daß er auf Einmal so still da ist.«

Es lebte ein eigener regsamer Geist in dem Mädchen und Bläsi pries im Stillen doppelt sein Geschick, daß es ihm so wunderbar wiedergegeben war.

Tag um Tag verging und die Heiterkeit blieb sich gleich wie das ständige Wetter. Am Abend hörte man im Dorfe nichts als Futterschneiden und Dengeln. Erdmuthe half das Vieh versorgen, auf das man jetzt doppelt Acht haben mußte, und war ebenso behend in der Küche und in der Stube. Gottfried betrachtete sie oft mit freundlichem Blick und einmal sagte er ihr sogar:[194]

»Wenn mein Bläsi geheirathet hat, kannst du als Magd bei uns bleiben. Du bist anstellig.«

Erdmuthe antwortete nichts.

Zum Garbeneinführen kam Gottfried immer in's Feld, und die Sammelten betrachtend schätzte er immer richtig, wie viel Garben es gebe, damit man wisse, wie viel Wagen man nehmen solle und keine Zeit verliere.

Die Mädchen sammelten den Männern die Aehren in die Wieden, Erdmuthe hatte immer das beste Augenmaß, sie durfte nie etwas ab- oder zuthun, und ihre Garben lagen immer wie nach der Schnur gemessen in gradlinigen Gassen. Erdmuthe sah schön aus, wenn sie das Korn in ihren beiden Armen hoch hielt und die Aehren über ihrem Haupte wallten, ihr Kopf war allzeit verhüllt, sie war nur mit dem rothen Leibrocke bekleidet, und von den Hüften bis zum Hals geschlossen, bedeckte das Hemd die anmuthigsten Formen, die sich beim Heben und Beugen leicht und frei ausprägten. Das bemerkte sogar der alte Gottfried. Trotz seiner vorgerückten Jahre hob Gottfried mit Leichtigkeit die Garben auf den Wagen, nur beim Einstemmen und Aufheben sah man ihm eine Mühe an; hatte er die Garbe hoch, so trug er sie leicht, wenn aber Bläsi die Garben aufnahm, war es als ob sie sich von selbst vor ihm erhöben.

Das war ein Leben auf dem Felde! Es war als ob die zahllosen Fuhrwerke aus dem Boden wüchsen, die Mädchen glühten, die Bursche knallten mit den Peitschen, man lieh einander Wieden, man rief einander an beim[195] Ein- und Ausfahren, lobte, Gott dankend, die Schwere der Garben und trank einander zu.

In solcher Zeit ist alles Leid und alle Sorge eine Weile vergessen, und die Menschen sind zu einander wie Brüder auf der Mutter Schooß.

Der Besitzer großer Ackerbreiten und der Taglöhner, der nur einen kärglichen Lohn davonträgt, sind eine Weile gleich, denn die Arbeit macht gleich, und das Mahl auf dem Boden und der Trunk aus demselben Becher wird zum selbstgeheiligten Liebesmahle. Der alte Gottfried that seinen Arbeitern manche Handreichung, er saß bei ihnen, sprach mit ihnen und kannte keinen Stolz mehr. Er scherzte sogar mit Traudle von alten Zeiten, da sie Beide noch jung waren, und Traudle war mehrmals nahe daran, ihm Alles zu sagen; aber sie wollte doch Bläsi nicht vorgreifen, und am Abend drängte sie diesen oft, daß er dem gefährlichen Spiel ein Ende mache, da gerade jetzt die entsprechende Weichheit und ein gewisses gesättigtes Wohlwollen in Gottfried war, aber Bläsi war weit entfernt, inmitten der Ernte solch eine Bewegung zu veranlassen, und so mußte man sich still gedulden.

Bläsi war überhaupt wie Einer, der in gewaltiger Anstrengung eine Thüre aufgedrückt hat, und nun fast rathlos dasteht und nicht weiß, was und wie er beginnen soll. Er wollte ruhig abwarten, und er hatte dabei ein gut Theil von jener Angewöhnung des Bauernlebens, die in allen Dingen gern Wachsthum und Reife abwartet und sich nicht leicht überstürzt.

Es kamen Regentage und man drosch einstweilen[196] in den Scheunen und die Hühner gackerten dazu und erhaschten manches aufspritzende Körnlein. Bläsi drosch immer in dem Trupp mit Erdmuthe. Es kamen schwere sorgenvolle Tage und Nächte, man hörte von Hagel im Unterland, und ein säuselnder Regen, der nur manchmal in starkes Platzen überging, wollte nicht enden. Man hat Vieles geschnitten draußen liegen, und bangte darum, daß es auswachse, und auch wenn die Sonne wiederkommt, trocknete es nicht so leicht als das Stehende. Gottfried ging immer brummend umher und auch Bläsi war betrübt; Erdmuthe wollte ihn durch Scherz erheitern, aber er verwies ihr das und es schnitt ihr tief durch die Seele als er sagte: »Es scheint, du weißt nicht, wie weh es thut, wenn das Sach vor der Thüre zu Grunde geht.« Hielt sie Bläsi für nicht haushälterisch, und mußte sie immerdar darunter leiden, daß sie aus einem verkommenen Hause kam? Das wollte sie nicht, lieber wollte sie Alles wieder verlassen.

Schön ist ein Sommermorgen nach ausgeregneten Tagen, ein leichter schwüler Dampf steigt auf von der reichgetränkten Erde, die Berge, die lange verhüllt waren, steigen in bläulichem Duft hervor, die Vögel singen und jubeln, die Sonne zeigt auf's Neue ihre nie versiegende Kraft, und die Menschen athmen wieder frei auf!

Die Kümmerniß war verschwunden, es ging auf's Neue an die rüstige fröhliche Arbeit, und es zeigte sich, daß die Sorge übertrieben war. Als Erdmuthe einmal abgesondert von den Uebrigen dem Bläsi die Aehren in die Wieden trug, sagte sie:[197]

»Ich kann nichts lange nachtragen, ich muß dir sagen, ich bin dir noch bös, weil du mir beim Dreschen das böse Wort gesagt.«

»Weiß schon, aber du darfst das nicht übel aufnehmen, du mußt auf Alles bedachter sein, du hast ein bisle einen leichten Sinn, du kannst nichts dafür, du bist's gewohnt –«

»Aber solche Vorwürfe bin ich nicht gewohnt. Ich will's nicht läugnen, ich mach' mir vielleicht zu wenig Sorgen, ich will das gern annehmen, aber du übertreibst's auch, siehst ja jetzt, daß es nicht so arg ist. Ich will gern von dir lernen, aber du mußt auch von mir, glaub mir, das ist auch nöthig.«

»Gieb noch einen Armvoll her, es geht noch in die Wiede,« endete Bläsi, und der Friede war abgeschlossen. Im weiteren stillen Arbeiten wollte er zwar Anfangs die Mahnung Erdmuthe's verwerfen, aber er war ehrlich genug, ihr doch Recht zu geben, und es war ihm eine Freude, ihr Recht geben zu können.

Diesseits der Regentage war Emsigkeit und Heiterkeit auf dem Felde noch eine verdoppelte. Selbst der allzeit finstere Gottfried sagte einmal seiner Frau, so lustig sei noch nie eine Sommerszeit gewesen, und er befahl ihr, daß sie bei der Sichelhenkete auch nicht sparen solle.

Mit der hohen Erntezeit hörte das Bedrängen der Arbeit nicht mehr auf. Es ging an's neue Einbauen der kaum befreiten Aecker. Männer und Frauen hielten sich an verschiedene Arbeit, diese mußten Hanf jäten, den Samen ausklopfen, spreiten und im Weiher[198] einweichen und dazwischen die Ernte unter dem Boden halten, Kartoffeln und Rüben einthun, und der hundertfältigen kleinen Thätigkeit obliegen, die ein ausgebreitetes Feldgeschäft mit sich bringt. Bläsi hatte meist mit dem Einsäen zu thun und kam müde nach Haus, denn das Säen gehört zu den beschwerlichsten Arbeiten: ein bis zwei Simri Saatfrucht vor sich hertragen, in dem schweren Boden, wo man kaum die Füße heben kann, sich in gleichmäßigem Schritt und gerader Linie halten und dabei allzeit einen gleichmäßigen Wurf thun – wenn Bläsi Abends heim kam, schlief er bald ein, und es war nicht abzusehen, wann die Angelegenheit mit Erdmuthe enden sollte.

Man schnitt eines Tages wieder gemeinsam den Späthaber an dem Hubelberg, die Blätter an den Bäumen fingen schon an zu vergilben, an den Bergen hingen Wolkenflocken und ein leiser Herbstduft wob über den Feldern; da kam Gottfried mit einem fremden Herrn zu den Schnittern auf das Feld. Erdmuthe mußte ihn auf den Wunsch der Genossen nach altem Brauche »in's Weisch fangen«. Sie nahm eine Handvoll Aehren, wand sie dem Fremden um den Arm, legte ihm die Sichel auf die Schulter und sprach:


Den Weg bin ich gegangen,

Den Herrn hab' ich gefangen,

Das Brod wird sich gesegnen,

Der Herr wird sich auslösen.


»Wenn du mich in's Weisch fangst, kriegst du auch was,« sagte Gottfried in ungewohnter Leutseligkeit.[199] Als ihm nun Erdmuthe die Hand auf die Schulter legte, bebte er zusammen. Spürte er vielleicht die Blutsverwandtschaft? Er war wenigstens so verwirrt, daß er dem Theilungskommissar – denn dies war der fremde Herr – nur ordnungslose Auskunft geben konnte über die Art, wie der Zerstückelung der Güter ein Ende gemacht und durch Tausch u.s.w. wieder abgerundete Ackerflächen zusammengelegt werden sollten.

Auf den Abend war die Sichelhenkete anberaumt und Gottfried sagte dem Bläsi, daß er die fremden Taglöhner ablohnen und fortschicken wolle. Bläsi widersprach und sagte, daß man die Lichtenhardter noch behalten müsse.

»Hast denn was mit dem Mädle?« fragte der Vater.

»Ich geb' Euch mein heilig Wort, ich hab' nichts mit des Traudle's Tochter,« erwiderte Bläsi und der Vater willfahrte ihm gern, er hatte ja Freude genug, daß sein verdüsterter Sohn ihm so heiter und frisch wieder erstanden war.

Quelle:
Berthold Auerbach: Gesammelte Schriften, 2. Gesammtausgabe, Band 8, Stuttgart 1863, S. 190-200.
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